An der Schule Hasenweg wird eine neue Form der Ganztagsbetreuung erprobt. Es ist einer von fünf Pilotstandorten in Hamburg.

Sasel. Gerade wurde hier noch geturnt, am Abend ist ein Elternabend - und jetzt sitzen 60 Schüler an Tischen und essen zu Mittag. Es gibt Spätzleauflauf mit Salat. Nasrin, Thilo und Ranya schmeckt es. Draußen auf dem Schulhof warten schon die Nächsten. Die kleine Mehrzweckhalle der Schule Hasenweg ist im Dauerbetrieb: als Sporthalle, Konferenzraum, Aula, Mensa. Gegessen wird in drei Schichten. "Wir haben Raumprobleme, müssen deshalb mehrfach am Tag umbauen", sagt Schulleiterin Ulrike Schau. "Das ist ein großer Kraftaufwand, aber es lohnt sich."

Seit August ist die Saseler Grundschule einer von fünf Pilotstandorten für ein neues ganztägiges Betreuungsangebot, das Bildungs- und Sozialbehörde vom nächsten Schuljahr an schrittweise einführen wollen. Die vorgezogene Einführung - geplant war das Schuljahr 2013/14 - ist umstritten. Drei Monate nach dem Beginn der Versuchsphase hat sich das Abendblatt an der Schule umgesehen.

Im Hasenweg nehmen von 325 Schülern 169 an der kostenlosen Nachmittagsbetreuung teil. "Viele Familien bei uns im Stadtteil suchen händeringend einen Hortplatz", sagt Schau. Gemeinsam mit den Eltern hatte die Schule darum gekämpft, als Erste mit dem neuen Modell starten zu können. "Ich finde die Idee gut. Es geht ja auch darum, ein pädagogisches Konzept für den ganzen Tag anzubieten", sagt die erfahrene Pädagogin.

In der Rudolf-Ballin-Stiftung fand die Schule einen Kooperationspartner. Gemeinsam entwickelten die 20 Lehrer und acht Sozialpädagogen und Erzieher des "Schülernests" eine Struktur, um die Kinder in den Räumen der kleinen Schule vormittags unterrichten und nachmittags betreuen zu können. Jetzt gibt es in den Klassen neben Mathebüchern und Buchstabenplakaten Ruhezonen mit bunten Kissen, ausgeklügelte Aufbewahrungssysteme und jede Menge neuer Spielsachen. "Noch ist nicht alles perfekt", sagt Schülernest-Leiterin Inge Adloff. Aber genau wie ihre Mitstreiterin Schau ist sie überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein.

Der Nachmittag ist klar strukturiert. Bis 14 Uhr ist Pause, danach eine Stunde Zeit für Hausaufgaben. "Die Schüler gehen nach dem Mittagstisch in Gruppen in einen anderen Raum und werden von einer Hausaufgabenhilfe betreut", erklärt Enders.

Um 15 Uhr beginnen die Wahlangebote, etwa Selbstverteidigung, Schach, Handball oder Töpfern, die teilweise in Zusammenarbeit mit dem Sportverein und der Musikschule durchgeführt werden und größtenteils kostenlos für die Schüler sind. An diesem Tag stehen Gitarrenunterricht und Tanzen auf dem Plan. Die meisten Eltern sind zufrieden. "Viele hatten gar nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft", sagt Norbert Utt vom Elternrat. Auch sein Sohn Yannick bleibt nachmittags in der Schule. Kritik gebe es nur an der Organisation des Essens. "Das ist oft sehr stressig. Die Kinder haben manchmal nur 15 Minuten." Auch die Doppelnutzung der Klassen sei nicht so glücklich. "Da kommt schon manchmal was weg." Und er sagt: Nach den ersten Erfahrungen an der Saseler Schule sei nicht zu erwarten, dass die Ausweitung der Nachmittagsbetreuung auf ganz Hamburg ohne zusätzliche Finanzmittel möglich ist. "An vielen Schulen fehlen einfach die entsprechenden Räume."

In der Schule Hasenweg sollen im nächsten Jahr die ersten Umbaumaßnahmen beginnen, um die Raumprobleme zu mildern. "Wir werden Jahrgangshäuser haben, Klassenzimmer mit neuen, flexibeln Möbeln und inhaltlichen Schwerpunkten", schwärmt Schulleiterin Ulrike Schau. Auch den Bau einer neuen Mensa habe die Schulbehörde zugesagt - allerdings ohne festen Termin. Trotzdem ist die Schulleiterin zuversichtlich. "Immer nur schimpfen, wenn es darum geht, etwas Neues zu machen, ist zu einfach. Man muss irgendwo anfangen."