Gerlinde Hartmann hat den Wettbewerb von Haspa Hamburg Stiftung, Seiteneinsteiger und Abendblatt gewonnen. 3000 Leser haben abgestimmt.

Hamburg. Eigentlich ist sie immer diejenige, die lobt. Die als Lehrerin an der Staatlichen Handelsschule H12 ihre Schüler zu kreativen Leistungen anspornt. Doch jetzt bekam Gerlinde Hartmann selbst ein großes Lob: Die 55-Jährige wurde zu "Hamburgs bester Deutschlehrerin" gekürt. Damit gewann sie den Wettbewerb, den das Abendblatt gemeinsam mit der Haspa Hamburg Stiftung und dem Verein Seiteneinsteiger erstmals ausgerufen hatte. "Ich nehme diese Auszeichnung auch stellvertretend für die vielen Kollegen in dieser Stadt an, die mit viel Engagement tollen Unterricht machen", sagte die Pädagogin, als ihr gestern in einer kleinen Feierstunde die Urkunde überreicht wurde.

Das Preisgeld von 2000 Euro will Gerlinde Hartmann, die seit mehr als 30 Jahren im Schuldienst ist und seit 1988 am Ausschläger Weg unterrichtet, für eine "Herzensangelegenheit" nutzen: Sie möchte mit ihren Schülern einen stadtweiten Poetry- Slam organisieren, damit junge Menschen aus verschiedenen Stadtteilen und Schulen gemeinsam kreativ mit der deutschen Sprache umgehen. An ihrer eigenen Schule hat die Deutschlehrerin, die in Frankfurt am Main studiert hat, schon fünfmal einen derartigen literarischen Vortragswettbewerb veranstaltet - mit Erfolg. "Sie ist einfach Hamburgs beste Lehrerin, weil sie uns dazu bewegt, unsere Gedanken in freier Rede und auf kreative Weise auszudrücken", sagte der erwachsene Schüler Alexander Leitloff (30) aus der Klasse 12b, der gerade sein Fachabitur gemacht hat. Wie sich das Ergebnis anhören kann, zeigte sein Mitschüler Michael Nake (22) mit ihren literarischen Beiträgen.

"Beeindruckend, wie viel Positives aus dem Unterricht heraus entstehen kann", sagte Dr. Harald Vogelsang, Haspa-Vorstandssprecher. "Mit dem Preis möchten wir herausragende pädagogische Leistungen wie diese würdigen." Die Aktion "Hamburgs bester Deutschlehrer", bei der in liebevoll gestalteten Bewerbungen insgesamt mehr als 60 Lehrer vorgeschlagen worden waren, habe auch noch etwas anderes Gutes gehabt: "Allein durch die Porträts der fünf Finalisten gab es die Gelegenheit, das Thema Schule, das in den vergangenen Wochen vor allem durch die Debatte über die geplante Schulreform bestimmt wurde, wieder konkret und positiv zu vermitteln", sagte Stephan Steinlein, Abendblatt-Lokalchef und Mitglied der Chefredaktion.

Mehr als 3000 Leser hatten in der Finalrunde für ihren jeweiligen "Lieblingslehrer" gestimmt, mit einigem Abstand lag Gerlinde Hartmann vorne. "Ihre Schüler schätzen vor allem, dass Sie den Stoff nicht nur durchpauken, sondern immer ein offenes Ohr haben. Außerdem schätzen die Schüler, dass Sie stets gute Laune verbreiten", sagte Nina Kuhn, Vorsitzende des Vereins Seiteneinsteiger, in ihrer Laudatio.

Doch nicht nur die Kür beherrscht Gerlinde Hartmann, sondern auch die Pflicht. "Seit sie vor 21 Jahren als Kollegin an unserer Schule angefangen hat, steht ihr Name für innovativen Unterricht, in dem nie das Standardprogramm abgespult wird", sagte Karin von Palubicki, Schulleiterin der H12. "Denn auch den Pflichtstoff vermittelt sie so spannend, dass die Schüler Spaß haben."

Die Schüler applaudieren. "Zehn Jahre Realschule, drei Jahre Berufsschule - in dieser ganzen Zeit habe ich nie eine Lehrerin erlebt, die mit so viel Engagement bei der Sache war wie Frau Hartmann", sagte Schüler Michael Nake. "Sie ist ausgezeichnet - das wussten wir schon. Aber jetzt wurde das eben noch einmal offiziell bestätigt", sagt Alexander Leitloff.

Gerlinde Hartmann wollte bei aller Freude an die Lehrerkollegen erinnern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr vor ihrer Klasse stehen können. "Der Beruf ist schwieriger geworden in den vergangenen Jahren, die Arbeitsbelastung immer höher." Und dann dankte sie ihren Schülern. "Für die Bereitschaft, Neues auszuprobieren."

Gerührt sei sie gewesen, dass ihre Schüler sie als beste Lehrerin vorgeschlagen hätten. "Mir sind sogar die Tränen gekommen." Weil Lob so viel bewegt.