Mit heftigen Vorwürfen an die Adresse von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat sich der Deutsche Philologenverband (DPhV) nach dem Scheitern der Kompromiss-Gespräche im Schulstreit zu Wort gemeldet. Der DPhV-Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger warf der Union vor, "sich bedingungslos der harten Linie der GAL-Schulsenatorin Christa Goetsch gebeugt" zu haben. Besonders empört ist Meidinger darüber, dass von Beust nun ein Bündnis mit SPD und Linken gegen die Reformgegner anstrebt. "Damit macht von Beust deutlich: Er ist um des bloßen Machterhalts bereit, sich auch mit den Totengräbern des Gymnasiums zu verbünden", sagte der Philologe. Die Union begebe sich in "Geiselhaft" von Grünen und Linken, die im Falle einer Mehrheit für die Primarschule beim Volksentscheid "mit Sicherheit ihre weiteren Forderungen bis hin zur Abschaffung der Gymnasien präsentieren" werden.

Die Fraktionschefs Frank Schira (CDU) und Jens Kerstan (GAL) erneuerten gestern die Offerte an die Reformgegner, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Unser Angebot bleibt bestehen", sagte Kerstan.

"Gescheiterte Verhandlungen sind besser als ein fauler Kompromiss", sagte dagegen Hans Fabian Kruse, Präsident des Unternehmensverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleitung. Der Verband lehne sechs Jahre gemeinsames Lernen nicht grundsätzlich ab. "Wir sind dafür, das Modell an ausgewählten Schulen mit wissenschaftlicher Begleitung zu erproben."