Der Rat Deutscher Sternwarten und die Astronomische Gesellschaft wollen Astronomie stärker in den Stundenplänen verankern.

Hamburg. Sternstunden des Unterrichts? Der Rat Deutscher Sternwarten (RDS) und die Astronomische Gesellschaft haben ihre Forderung erneuert, die "älteste aller Naturwissenschaften" stärker in den Stundenplänen zu verankern. "Die Einbettung astronomischer Themen kann schon in der Primarstufe beginnen, um Schüler mit Phänomenen aus der Alltagswelt, wie den Jahreszeiten, vertraut zu machen", schreibt Professor Dieter Reimers, RDS-Vorsitzender und langjähriger Professor für Astronomie an der Universität Hamburg.

Kurse und Projekte zur Astronomie könnten seiner Meinung nach ein "Zugpferd" sein, um Kinder und Jugendliche noch mehr für Naturwissenschaften zu interessieren. "Die Themen sind einfach spannend", sagt auch Professor Ralf-Jürgen Dettmar von der Astronomischen Gesellschaft. Anlass der Forderung ist das internationale Jahr der Astronomie, das noch bis Ende Dezember läuft.

Bisher würden astronomische Themen an Hamburger Schulen vor allem im Physikunterricht aufgegriffen, so die Schulbehörde. Ab der siebten Klasse würden astronomische Inhalte unterrichtet. "Ein eigenständiger Astronomieunterricht, der ein einigermaßen überschaubares Bild vom Aufbau der Welt vermitteln soll, könnte kaum vor der achten Klasse beginnen, weil eine ganze Menge Voraussetzungen in Physik und Mathematik gebraucht werden", sagt Klaus Lindner, Chefredakteur von "Astronomie + Raumfahrt".

Das Schulfach Astronomie hat es in der Bundesrepublik bisher nicht gegeben. In Hamburg gibt es jedoch einige Schulen, die Astronomie zeitweise in den Fokus rücken und mit dem Planetarium im Stadtpark zusammenarbeiten. "Ein Drittel unserer jährlich 350 000 Besucher sind Schüler", sagt Anja Michalke vom Planetarium. Unter dem Motto "Planetarium macht Schule" gebe es verschiedene Aktionen. "Wir verstehen uns als fliegendes Klassenzimmer, in dem die Schüler außerhalb ihres gewohnten Lernumfelds Wissen erfahren." Faszinierend an Astronomie sei, dass es sich um eine "spannende Kombination" von Naturwissenschaften und Philosophie handele. "Im Prinzip geht es um die ganz großen Fragen der Menschheit, nämlich ,woher kommen wir, und wohin gehen wir?'"

An der Heinrich-Hertz-Schule, einer kooperativen Gesamtschule in Winterhude, spielt Astronomie eine große Rolle. "Das Planetarium ist fast nebenan, da bieten sich Exkursionen an", sagt Physiklehrer Hartmut Neutzner. In diesem Jahr haben seine Schüler eine "Planeten-Rallye" im Stadtpark organisiert, die Lage der Planeten mit Modellen maßstabsgetreu abgebildet. "Es hat den Schüler unheimlich viel Spaß gemacht, sich spielerisch diesem Thema zu nähern." Themen wie die Jahreszeiten würden selbstverständlich - wie in anderen Schulen auch - mit den Schülern besprochen. "Und im Leistungskurs Physik geht es dann später um die schwierigeren astronomischen Fragen", sagt Neutzner. "Teil des Unterrichts ist Astronomie - auch ohne eigenes Schulfach."