Paula Frances Moser (43), Art-Direktorin des Abendblatts, ist in Schottland aufgewachsen, wo Schuluniformen seit Generationen selbstverständlich sind. Paula erinnert sich.

Schon am ersten Schultag musste ich mit der Uniform in meiner Grundschule in Aberdeen erscheinen: grauer Rock, weiße Bluse, graue Krawatte mit blauen und weißen Streifen, grauer Pullunder, blauer Blazer, weiße Strümpfe und schwarze Schuhe. Auf der linken Brusttasche des Blazers war das Emblem meiner Schule aufgenäht. Die Sachen hatten wir in einem der Läden gekauft, die darauf spezialisiert waren.

Wir trugen alle das Gleiche (die Jungen natürlich eine graue Hose). Ich fand das schick und war ungeheuer stolz. Man fühlte sich dazugehörig, irgendwie auch erwachsener - mit sechs Jahren. Und man verlor morgens keine Zeit mit der Frage "Was um Himmels willen ziehe ich heute an?" Anfangs mussten meine Mutter und meine älteren Schwestern mir helfen, die Krawatte zu binden, bis ich es selber konnte. Manche Mitschüler hatten auch Krawatten mit einem Elastikband oder zum Aufstecken auf den obersten Hemdknopf.

Dann, mit zwölf Jahren: andere Schule, andere Uniform. Die unterschied sich aber hauptsächlich in den Farben und im Wappen auf der Brusttasche. Niemand stellte die Tradition der einheitlichen Schulkleidung infrage. Wir kannten es ja nicht anders. Was aber nicht heißt, dass wir nicht modebewusst gewesen wären. Das zeigten wir nach der Schule, wenn wir nach Hause kamen. Das Schönste war dann, die Uniform auszuziehen und in normale Klamotten zu schlüpfen - Jeans, Pulli, Turnschuhe, was Mädchen überall gern tragen. So konnte man das Gefühl, jetzt Freizeit zu haben, noch viel besser genießen.