Als Christian Krümel die Klasse betritt, erschallt aus 29 Kehlen im fröhlichen Singsang ein “Guten Mooorgen, Herr Krümel“ ...

Hamburg. Die 7c zeigt sich von ihrer besten Seite. Als Christian Krümel die Klasse betritt, erschallt aus 29 Kehlen im fröhlichen Singsang ein "Guten Mooorgen, Herr Krümel". In den zurückliegenden Deutschstunden haben die Schüler historische Reiseberichte, unter anderem von Humboldt gelesen. Nun sollen sie selbst eine Fantasiereise auf eine Insel beschreiben. "Ihr wart unterwegs, habt Eindrücke gesammelt und Bilder von eurer Reise gemalt", ruft Krümel die Hausaufgabe in Erinnerung. Dann wandert er durch die Klasse.

Er bekommt ganz unterschiedliche Blätter zu sehen - mehr oder weniger aufwendig gezeichnete oder gemalte Fantasieinseln. Manche Schüler haben ihren Traumzielen Namen gegeben, Takatiki, Amkiros oder Yoshi's Island. Auch die 29 Kinder dürfen durch die Bankreihen gehen und die Bilder ihrer Mitschüler betrachten. "Wie sahen die Menschen und Tiere aus, die ihr auf eurer Reise gesehen habt?", fragt der Deutschlehrer anschließend, als die Kinder wieder sitzen. "Nehmt euch jetzt fünf Minuten Zeit, um eure Fantasie spielen zu lassen, und schreibt danach auf, wie es dort aussieht."

Mit seiner randlosen Brille, dem hellen Strickpulli und dem Cordsakko zu den dunklen Jeans sieht er aus wie das Bild von einem Lehrer. Immer mal wieder ermahnt er die Jungen und Mädchen zu mehr Konzentration - in einem freundlichen, aber bestimmten Ton. Sofort wird es leiser in der Klasse. Nachdem die Siebtklässler Details notiert und diese Notizen mit ihrem Lehrer besprochen haben, fangen sie an, Reiseberichte zu schreiben. "Das Wichtigste ist mir, meinen Schülern die Freude an der Literatur, aber auch am eigenen Schreiben, an selbst produzierten Texten, beizubringen", sagt der 41-Jährige. "Dass es ihnen gelingt, auszudrücken, was sie meinen."

Die Freundlichkeit gegenüber den Jugendlichen ist Christian Krümel enorm wichtig: "Ich finde es eine Sauerei, wenn die ältere Generation mürrisch auf Jugendliche zugeht", sagt er.

Deshalb kommt er so gut an bei seinen Schülern. "Ich mag seinen Unterricht. Er schreit nie, und meistens sind die Stunden bei ihm spannend", sagt Berenice (13). Auch Johannes hat Spaß beim Schreiben: "Ich bin kein Deutsch-Ass, aber ich schreibe gern Geschichten", sagt der Zwölfjährige.

Christian Krümel, der als zweites Fach Latein unterrichtet, setzt in seinen Stunden auf einen Mix der Unterrichtsformen. "Ich unterrichte auch frontal, wenn wir beispielsweise eine Grammatikstunde haben. Es hängt eben sehr vom Inhalt ab." Der Hamburger, der mit seiner Frau und den drei Kindern (14, 12 und 9) in Poppenbüttel lebt, hat vor seinem Studium als Buchhändler gearbeitet, seit 2001 ist er Lehrer am Margaretha-Rothe-Gymnasium. Nominiert haben ihn Schüler der 13. Klasse - sein Deutsch-Leistungskurs. "Er hat die Gabe, uns alle für die langweiligsten Themen zu begeistern, und begeistert uns mit seiner sympathischen Ausstrahlung." Für Krümel, für den die Nominierung völlig überraschend kam, ist dieses Lob aus dem Mund seiner Schüler eine große Auszeichnung: "Das ist das schönste Zeugnis, das ich je bekommen habe."

Bis Freitag stellen wir jeden Tag einen Finalisten der Aktion "Bester Deutschlehrer" vor. Ab Sonnabend haben Sie die Wahl. Morgen: Susanne Schroeder, Schule für Hörgeschädigte in Mitte.