Hamburg hat sich auf den Weg zur Klimahauptstadt gemacht - und die Schüler der Stadt arbeiten kräftig daran mit.

Hamburg. Robin (14) zum Beispiel. Der Achtklässler besucht die Umweltschutzklasse der Gesamtschule Niendorf. "Da überprüfen wir Wasserhähne und gucken, ob die Durchlaufgeschwindigkeit in den Rohren zu hoch ist und ob zu viel Wasser verbraucht wird." Robin hat auch an einem anderen großen Projekt mitgearbeitet: Zusammen mit Lehrer Hans-Jürgen Benecke (59) haben die Niendorfer Schüler einen Solarkatamaran gebaut. Gestern bekam die Schule für das Projekt einen von zehn Hamburger Klimabären.

Schon seit 20 Jahren ist die Niendorfer Gesamtschule im Umweltschutz aktiv. Auf dem Dach ist eine Solaranlage installiert, geheizt wird per Fernwärme über ein Blockheizkraftwerk, die Schüler können sich per Vertrag zum Umweltschutz verpflichten und so Geld für die Klassenkasse verdienen. Seit Jahren beteiligt sich die Schule zudem an dem Energiesparprojekt fifty/fifty der Schulbehörde. "Die Idee, einen Solarkatamaran zu bauen, kam von den Schülern", erzählt Umweltlehrer Benecke. Im Fach Natur und Technik hatte er mit ihnen Modellkatamarane gebaut. "Als wir damit fertig waren, wollten sie etwas Echtes machen."

Benecke, selbst Ingenieur und Gewerbelehrer für Elektrotechnik und Physik, war begeistert, beschaffte Projektgelder und legte los. Im Unterricht erarbeitete er mit seinen Schülern die Grundlagen, beschäftigte sich mit Auftriebskräften und Tragfähigkeit. "Dann haben wir richtig konstruiert." Bauteile, von Kufen über Akkus, Laderegler, Motor bis zu den ultraleichten Solarzellen wurden verglichen, bestellt, montiert - im Unterricht, aber oft auch nach der Schule am Nachmittag. Eineinhalb Jahre dauerte es, bis der vier Meter lange Katamaran fertig war. Höchstgeschwindigkeit: acht Kilometer pro Stunde. "Es fährt mit Sonne 14 Stunden und ohne vier", sagt Benecke.

"Beim ersten Mal im Wasser hatte ich schon Bedenken", erinnert sich Morten (13). "Aber es funktioniert." Mit seinen Mitschülern sitzt er in der Werkstatt der Gesamtschule. "Es hat viel Spaß gemacht, den Katamaran zu bauen", sagt Mario (15). Und Tobias meint: "Mir ist klar geworden, wie wichtig Energiesparen ist." Entsprechend groß ist die Freude über den Klimabären.

Der Preis wurde zum dritten Mal im Rahmen des Klimaschutztags des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung und des Projekts fifty/fifty verliehen. Dass Energiesparen an Schulen angekommen ist, zeigt die Bilanz: 2008 haben sie 10 000 Tonnen Kohlendioxid und vier Millionen Euro gespart.

Bis ihr Katamaran aus dem Winterlager kommt, ist für die Niendorfer Schüler erst mal Theorie angesagt. Dann wollen sie weiter an ihrem selbst konstruierten Boot bauen. Und auch fahren. "Wir nehmen am Deutschen Solarboot-Cup teil", sagt Lehrer Benecke.