An manchen Standorten fällt der Unterricht komplett aus. Sanktionen der Behörde noch unklar.

Die Hamburger Schulleiter reagieren unterschiedlich auf den Streikaufruf der Lehrer-Gewerkschaft GEW für Donnerstag. Die Gewerkschaft fordert ältere Lehrer auf, die Arbeit niederzulegen, um ihrer Forderung nach Altersteilzeit und Stundenentlastungen Gewicht zu verleihen. Geplant ist ab neun Uhr ein Protestzug, der von der Moorweide zur Finanzbehörde am Gänsemarkt führt.

Während einige die Aktion unterstützen, sehen andere in dem Streik eine unnötige Belastung des Schulbetriebs. In jedem Fall werden die streikenden Beamten mit Konsequenzen wie Verdienstausfall und disziplinarischen Maßnahmen rechnen müssen.

"Von unseren 85 Lehrern haben 20 in der Urabstimmung für den Streik gestimmt, aber ich weiß nicht, ob alle hingehen", sagt Dieter Koch, Schulleiter der Gesamtschule Horn. Er könne nicht akzeptieren, dass der Unterricht ausfalle, auch wenn er das Anliegen der älteren Lehrer nachvollziehen könne. Ganz anders reagiert Gerhard Albrecht, Schulleiter des Gymnasiums Bornbrook in Lohbrügge: "Wenn Kollegen zum Streik gehen wollen, dann bekommen wir das organisiert." Auch Sven Kertelhein, Schulleiter Gymnasium Hamm, sieht die Auswirkungen des Arbeitskampfes gelassen: "Ich bin froh, wenn ich vorher informiert werde, dann kann ich die Vertretung planen."

Der stellvertretende Schulleiter der Förderschule Pröbenweg, Stefan Romey, will sogar selber streiken: "Die Arbeitszeit hat in vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Es ist überfällig, dass die Schulbehörde unsere Forderungen nach Entlastung erfüllt", sagt der 56-Jährige. An seiner Schule seien zwei Drittel der Lehrer älter als 50. Er geht davon aus, dass alle zum Protesttag gehen. "Wir müssen die Schule dann eventuell schließen."

Gottfried Pareigis ist Schulleiter der Gesamtschule Öjendorf, einem sozialen Brennpunkt in Hamburg. Er sieht sogar einen Zusammenhang zwischen der Arbeitsbelastung und den Krankheitsfällen an seiner Schule: "Bei uns gab es in den vergangenen zwei Jahren acht Krebsfälle bei Lehrern. Deren Erkrankung hat sicher auch mit dem Stress und der Belastung des Jobs zu tun."

Manche Schulen sind kaum oder gar nicht von dem Streik betroffen. Wie das Gymnasium Rahlstedt. "Bei uns sind weniger als 15 der insgesamt 70 Lehrer älter als 50 Jahre", so der Schulleiter Volker Wolter. Er wisse von keinem seiner Lehrer, der sich am Streik beteiligen will. Dagmar Bendt, Schulleiterin am Heinrich-Heine-Gymnasium, will bei ihren Lehrern konsequent durchgreifen: "Alle wissen, dass es nicht rechtens ist, wenn Lehrer während der Unterrichtszeit die Schule verlassen. Sie können nicht Beamte sein und gleichzeitig ein Streikrecht haben. Deshalb werde ich der Behörde Auskunft geben, wenn es zu einer Abfrage kommen sollte."

Erhard Porten, Schulleiter der katholischen Bonifatiusschule, sieht das ähnlich: "Ich persönlich halte den Streik auch nicht für den richtigen Weg. Der Beamtenstatus hat besondere Rechte, aber auch besondere Pflichten."

Unklar ist derzeit, wie die Sanktionen für die Dienstpflichtverletzung ausfallen werden. Der erste Schritt: Die Schulleiter müssten für jeden streikenden Kollegen disziplinarische Ermittlungen aufnehmen.. Der Personalrat, den es an jeder Schule gibt, muss in jedem Fall dazu gehört werden. "Das ist ein riesiger Arbeitsaufwand", glaubt Andreas Hamm, der Justiziar der GEW.

Die Schulbehörde mit dem GEW-Mitglied Christa Goetsch als Senatorin an der Spitze hat bislang nicht disziplinarisch reagiert. "Die Urabstimmung gilt auch schon als Kampfmaßnahme", sagt Hamm. Den Verdienstausfall der streikenden Lehrer will die GEW ausgleichen. Wer sich in die Streikliste einträgt, erhält Geld.