Das Abendblatt begleitet die sieben Jahre alte Carla in ihrer ersten Schulwoche. Heute: Die erste Sportstunde fällt aus.

Hamburg. Die erste Sportstunde der Klasse 1b beginnt mit einer dicken Enttäuschung. "Wir können nicht in die Turnhalle, weil die gesperrt ist", teilt Lehrerin Susanne Stöhr den Kindern mit. "Warum?", lautet postwendend die vielstimmige Frage."Da sind vielleicht giftige Gase drin, wenn die Heizung an ist." Also runter in die Pausenhalle. "Schade", sagt Carla (7). Sie hätte gern ihre neuen Sportsachen ausprobiert.

Eine Woche hat das Abendblatt die Schulanfängerin aus Sasel begleitet. Heute ist der letzte Tag. Und so viel schon vorweg: "Alles ist sehr gut. Nur manchmal hätte ich gern ein bisschen mehr gelernt."

Auch an diesem Tag geht es wieder darum, im Schülerleben anzukommen. In der zweiten Stunde haben sich die Paten aus der 4b angesagt. Benita (9) nimmt Carla an die Hand - und los geht es auf Entdeckungstour durch die Schule. Währenddessen sorgt im Lehrerzimmer die Schließung der Sporthalle für reichlich Aufregung. "Ich mache mir schon Gedanken, ob ich möglicherweise jahrelang krebserregendes Asbest eingeatmet habe", sagt Sportlehrerin Stöhr, die seit 18 Jahren in unterschiedlichen Hallen der Stadt unterrichtet. Auch Schulleiterin Susanne Henning ist entsetzt. "Ich weiß nicht, wie ich in den Unterricht in den nächsten Wochen regeln soll." Die vorsorgliche Schließung hält sie für eine "Überreaktion". "Aber wenn es jetzt so ist, dann müssen die Messungen innerhalb von zwei Wochen erledigt sein."

Carla und ihre Klasse bekommen von den Sorgen der Großen nichts mit. Fast ehrfürchtig stehen die Steppkes im Lehrerzimmer. "Hier darf man sonst nicht rein", flüstert Carla. Im Schnelldurchlauf geht es weiter: Milchausgabe, Computerraum, Schulküche. Nur die Turnhalle wird ausgelassen.

Trotz allem Spannenden, auch kurz vor Schulschluss ist der entgangene Sportunterricht nicht vergessen. "Ich bin schon ein bisschen traurig", sagt Carla. Auch die große rote Tonne, aus der Lehrerin Stöhr viele Spielsachen holt, kann sie nicht trösten. "Das Dosenwerfen aber, das hat Spaß gemacht." Und am nächsten Tag, das hat Lehrerin Michaela Mantwill versprochen, geht es auch endlich los mit dem Matheunterricht. "Darauf freue ich mich."