Der Höhepunkt in jedem Schuljahr war die Fahrt ins Landheim. Diese Ausflüge dauerten meist von Montag bis Freitag, und einige Aufenthalte habe ich bis heute lebhaft vor Augen.

Das liegt nicht an dem meist schlechten Essen, den unbequemen Betten oder den kalten Duschen. Nein, vor allem die Gruppenerlebnisse sind bei mir bis heute präsent: Stockbrotbacken am Lagerfeuer, ausgedehnte Wanderungen oder stundenlanger Rundlauf um die Tischtennisplatte.

Aber da gab es einen Aufenthalt, der nimmt wirklich einen Sonderstatus in meinen Erinnerungen ein: In der elften Klasse fuhren wir in ein Landschulheim am Nienstedter Pass. Der liegt unweit von Hannover. Unsere Herberge lag mitten in der Landschaft. Die einzigen Höhepunkte waren einige Schafe und ein kleiner Teich, aber es war zu kalt zum Baden. Kurzum, nichts für Jugendliche. Also machten wir uns zu viert, ohne uns abzumelden, mit dem Linienbus auf in den nächsten Ort. Dort war auch nichts los. Aber es gab einen Supermarkt, in dem wir einige leichte alkoholische Getränke kauften. Diese wollten wir am Abend heimlich genießen. Als wir von unserem Einkaufsbummel zurückkamen, die Tüten hatten wir sorgsam unter einem Laubhaufen verstaut, wartete schon unser Klassenlehrer am Eingang auf uns. Wir erzählten etwas von einem Spaziergang, auf dem wir uns verirrt hätten. Es gab eine mündliche Verwarnung, und eigentlich hätte alles wieder gut werden können. Doch dann nahm der jugendliche Leichtsinn seinen Lauf. Am Abend machten wir uns mitsamt den Tüten auf zu einer Holzbank unweit des Landheims. Wir hatten gerade die erste Flasche Katlenburger Bowle geöffnet, da bog auch schon der Lehrer um die Ecke. Er war uns gefolgt, hatte das Szenario aus sicherer Entfernung beobachtet. Was danach folgte, war wenig amüsant. Wir mussten sofort nach Hause fahren, wurden zu einem Dorfbahnhof gebracht. Am Hauptbahnhof warteten die böse blickenden Eltern. Ich hatte noch nie so wenig Lust darauf, meinen Vater zu sehen, wie damals an Gleis 8. Es folgte die nächste Standpauke. Ich habe mich wirklich geschämt und nie wieder Katlenburger Bowle getrunken.

An dieser Stelle erinnern sich Abendblatt-Redakteure regelmäßig an beeindruckende Erlebnisse in ihrer Schulzeit.

Ulrich Gaßdorf (30) arbeitet in der Lokalredaktion und hat in den 90er-Jahren in Hannover die Leibnizschule besucht.