Großer Schulkantinen-Test mit Cornelia Poletto. Heute: das Gymnasium Ohmoor in Niendorf. Hier gibt es aufgewärmte Speisen, die auch an neun anderen Hamburger Schulen serviert werden.

Die Kantine im Gymnasium Ohmoor liegt am Kopfende des Speisesaals und wirkt freundlich, hell, ist blitzsauber. Hier kocht keiner. Speisen werden nur aufgewärmt oder warm gehalten. Am Tresen stehen Äpfel, leere Teller, ein großes Tablett mit Gurkensticks, ein Block und eine Schüssel mit Parmesan. Dahinter stehen Salate; im Backofen werden Chickennuggets erwärmt. In den Warmhaltewannen sind Spaghetti, Bolognese-Soße und ein Käse-Kartoffel-Brokkoli-Auflauf. Doch es duftet nicht nach Essen, sondern nach einem traditionellen Parfüm.

Brigitte Dunemann (75) leitet die Essensausgabe mit Sabine Knothe (51). Die Speisen werden in Wilhelmsburg zubereitet und von der Firma "Food for Kids" in Thermobehältern geliefert. Insgesamt haben mehr als 2000 Hamburger Schüler in zehn Schulen einen Vertrag mit der Firma geschlossen.

Das scheint ein schwieriges Geschäft zu sein. "Wir haben vor Jahren als erste Schule diesen Weg gewählt. Seitdem habe ich drei Lieferanten rausgeschmissen", sagt Schulleiter Detlef Ermann (58). Das Essen sei nicht kindgerecht, und die Portionen seien zu klein gewesen.

Heute sind die Portionen ausreichend. Das schmeckt besonders dem zwölfjährigen Arne, der neben Cornelia Poletto Platz genommen hat. Wie mit Schwerthieben zerteilt er die Spaghetti mit dem Messer in fingerlange Stücke und verdrückt schnell die Portion, holt sich einen Nachschlag, erzählt, dass er zu Hause auch gern selber kocht, Nudelsalat zum Beispiel.

Poletto probiert alle Gerichte, startet mit Spaghetti bolognese, die sie auch im Zeugnis bewertet (siehe unten). "Weil das fast alle wählen; ich sah noch keinen mit Salat."

Die Nudeln werden gelobt (sie hätten wenig Fett), die Soße weniger. "Das Hackfleisch ist minderwertig, knorpelig und knackt auf dem Zahn", sagt Poletto. Tomatenstücke fehlen. "Die Kinder würden das nicht wollen", heißt es an der Essensausgabe. Der geriebene Käse sei dagegen frisch und gut.

Auch Helene, die auf der anderen Seite von Poletto sitzt, schafft die Spaghetti bolognese, sie isst langsam, rollt die Nudeln perfekt mit der Gabel auf dem Löffel. Ja, es würde gut schmecken und für den langen Donnerstag mit neun Schulstunden reichen. Nur Kartoffeln würde sie hier nie essen, weil die nicht schmeckten.

"Fit for Kids" ist eine "bargeldlose Schulverpflegung". Jeder, der daran teilnimmt, schließt einen Vertrag ab. Abgebucht wird per Chip-Kärtchen, das die Frauen an der Ausgabe bei jedem einlesen. "Zurzeit kostet jede Speise noch 3 Euro, bald werden es 3,10 Euro sein", sagt Firmenchef Jörg Amelung (44). Die Zubereitung in der Wilhelmsburger Zentralküche erfolgt im "Cook and Chill"-Verfahren: Speisen werden nach der Zubereitung sehr schnell auf Kühlschranktemperatur gekühlt und später wieder erwärmt. Im Gymnasium Ohmoor werden 140 bis 200 Portionen ausgegeben.

Der Salat sei gut und knackig. Poletto: "Ich finde Tomaten, Wurzeln, gekochte Eier; das ist okay." Wonach das Dressing schmeckt, kann die Sterneköchin nicht herausfinden. "Für ein French Dressing ist es zu wenig sauer, für ein American Dressing zu schwach gewürzt", sagt sie. Es sei wohl ein Produkt auf Mayonnaise-Basis.

Für das vegetarische Gericht (Auflauf) kann sich Cornelia Poletto gar nicht erwärmen. "Das ist alles füllig, schwer und matschig. Damit können Kinder keine Energie tanken, sondern werden müde." Der Brokkoli im Auflauf sei nicht mehr grün, sondern gelb, der Gouda "kein guter", und die Soße sei wohl ein Fertigprodukt mit einem Würzmittel. Und mit drei Euro sei das Essen zu teuer.

Die Essensausgabe ist da ganz anderer Meinung. Alle heutigen Speisen werden dort auf einem Zettel, der am Tresen liegt, nach dem Schulnotensystem mit "gut" bewertet.

Probleme bereitet den beiden Frauen nach eigenen Angaben das Gemüse. "Gemüse geht hier nicht", sagt Brigitte Dunemann. Auch die Gurkensticks, die dazugegeben werden, würden meist "wohlgeordnet" zurückgebracht.

Keine Absatzprobleme haben dagegen drei Mütter von Schülern des Ohmoor-Gymnasiums, die genau gegenüber der Schulkantine eine Klappe betreiben. Hier gibt es zum Beispiel Müsliriegel. "Aber erst wenn anderes ausverkauft ist", sagt Michaela Koopmann (40). Dann überlegt sie, sagt: "Die Schokocroissants und Franzbrötchen muss man ja eigentlich auch zu den Süßigkeiten rechnen." 50 Cent kosten diese, genau wie belegte Brötchen. Renner sei das "Gourmetbrötchen" (Salat, Käse oder Wurst und Remoulade, 70 Cent). Diese Klappe betreiben 100 Mütter, die im Schulverein organisiert sind. Drei von ihnen machen jeden Tag mit 300 Euro einen Umsatz, der gar nicht so weit von der Aufwärmküche entfernt ist. Die Aufwärmküche schafft 420 Euro (140 Essen).

Zeugnis

Schule: Gymnasium Ohmoor

(Spaghetti bolognese)

Lesen Sie in der Sonnabend-Ausgabe die Bewertung aller vier Schulkantinen im Vergleich und einen großen Bericht über Polettos Kinderküche.