Eine Messung in der Grundschule Bunatwiete-Maretstraße ergab einen erhöhten CO2-Wert. Nun plant die Behörde einen Ortstermin.

Hamburg. Kopfschmerzen, Übelkeit, plötzlich auftretende Asthma-Anfälle: Auffallend häufig sei Mahsa Alaem (8), die in die zweite Klasse der Schule Bunatwiete-Maretstraße im Harburger Phoenix-Viertel geht, in den vergangenen sechs Monaten krank gewesen, sagen ihre Eltern. Der Vorwurf: "Die Wände des Blechcontainers, in dem unsere Tochter unterrichtet wird, sind feucht und verschimmelt. Das schlägt auf die Gesundheit der Kinder", sagt Vater Houman Alaem (36). Von den etwa 25 Schülern in Mahsas Klasse sei zeitweise mehr als die Hälfte erkrankt gewesen. Elternsprecherin Gomes Postiga da Nova (44), deren Tochter in letzter Zeit vermehrt über Schwindel klagt, sagt: "Ich habe gehört, dass auch einige Lehrer betroffen sind. Eine Lehrerin soll sich sogar geweigert haben, weiterhin in den Containern Unterricht zu erteilen."

Hintergrund: An der Maretstraße baut die städtische GWG Gewerbe derzeit im Auftrag der Schulbehörde ein 6000 Quadratmeter großes Schulzentrum, das im April 2010 eröffnen soll. Bis dahin sind elf Klassen mit insgesamt 240 Schülern seit November 2008 vorübergehend in Containern untergebracht. "Es handelt sich um moderne Wohncontainer aus Stahl, die innen wie Büros anmuten und selbstverständlich mit ausreichend Fenstern und Heizungen ausgestattet sind", sagt Mario Spitzmüller von der Saga/GWG. Das Problem: Um diese provisorischen, recht hellhörigen Unterrichtsräume der Ganztagsschule herum befinde sich derzeit eine Großbaustelle. "Und damit der Lärm den Unterricht nicht noch mehr beeinträchtigt, bleiben die Fenster meist geschlossen", sagt Mario Spitzmüller. Das Ergebnis: dicke Luft im Klassenzimmer. "Langfristig könnte die zu Schimmel führen. In der Schule Bunatwiete-Maretstraße ist uns davon allerdings nichts bekannt."

Das bestätigt auch Grundschulkoordinatorin Stephanie Kupske. Die Beschwerden der Eltern, die einen überdurchschnittlich hohen Krankenstand anprangern, seien bekannt. "Natürlich sind einige Schüler und auch wenige Lehrer derzeit krank. Es ist allerdings doch sehr spekulativ, die Ursache dafür allein in den Containern zu suchen." Auf ausdrücklichen Wunsch des Kollegiums sei jedoch vor gut einer Woche die "Raumqualität" in den Containern gemessen worden. Die Unfallkasse Nord, in deren Auftrag gemessen wurde, gibt Entwarnung: "Gesundheitlich wird in den Containern niemand beeinträchtigt. Giftiges Formaldehyd wurde nicht festgestellt. Allein der Kohlendioxid-Wert war minimal erhöht", sagt Fred Babel, der den Bereich Schüler/Unfallversicherung leitet. Ein Wert bis zu 0,1 Prozent sei in Ordnung, in der "Container-Schule" sei er jedoch zeitweise bis auf 0,22 Prozent angestiegen.

"Dies ist nun aber absolut kein Grund zur Sorge - einmal ordentlich Stoßlüften und der Kohlendioxid-Wert fällt sofort wieder auf das Normalmaß zurück." Damit Lehrer und Schüler nicht unter der schlechten Luft leiden, werde nun eigens für die Harburger Schule ein "Lüftungsplan" erarbeitet, sagt Mario Spitzmüller.

Auch in der Schulbehörde hat man von den Vorwürfen der Elternschaft gehört. "Wir nehmen das ernst und bemühen uns um eine rasche Aufklärung der Situation", sagt Sprecherin Brigitte Köhnlein. Schon für die kommende Woche sei ein Ortstermin angesetzt: "Dann wollen sich Mitarbeiter des arbeitsmedizinischen Dienstes, der Unfallkasse Nord, der GWG Gewerbe und der Bildungsbehörde zu einem Gespräch treffen und sich die Lage noch einmal genauer ansehen." Fest stehe, dass es Schüler und Lehrer dort derzeit nicht leicht hätten. "Die Baustellen-Situation ist eine enorme Belastung."

Die achtjährige Tochter von Elternsprecherin Gomes Postiga da Nova hat heute noch einmal einen Termin beim Kinderarzt, ihr Blut wird untersucht. "Vielleicht findet der Arzt heraus, warum meiner Tochter ständig schlecht ist", sagt die Mutter. Übel sei ihrer Tochter, seit sie im Container die Schulbank drücke. "Ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist."