Gerade in der Schule angekommen, führte mein erster Gang in die Pausenhalle. Diese war nicht nur Treffpunkt zum Austausch der neuesten Nachrichten (“JR war wieder so fies zu Sue Ellen.“ Deutschland war im “Dallas“-Fieber, und es gab weder Privatfernsehen noch Handys).

Dort stand auch der Getränkeautomat mit dem lecker-süßen und aus heutiger Sicht sicherlich sehr ungesunden Schokoladentrunk, und dort hing auch der Vertretungsplan. Meine Talente in den naturwissenschaftlichen Fächern waren nicht so ausgeprägt. Daher blickte ich jeden Morgen mit großem Interesse auf diesen Plan, immer in der Hoffnung, dass die Lehrer meiner "Lieblingsfächer" Mathematik, Physik, Chemie und Biologie - aus welchen Gründen auch immer - nicht in der Schule waren. Morgens, um kurz vor acht Uhr, noch recht müde, trafen meine Schulfreundinnen und ich uns routinemäßig vor diesem Plan. Einmal dachte ich plötzlich: "Hier stimmt doch etwas nicht!" Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich "es" entdeckte. Fein säuberlich, mit einer Reißzwecke über den Plan gepinnt, glotzte mich ein Auge trostlos an. Irgendjemand schrie, irgendjemand lief ins Sekretariat oder Lehrerzimmer. Der Hausmeister erschien und verwies uns der Halle. In der großen Pause erfuhren wir dann, dass Jungen - zwei Stufen über uns - im Bio-Unterricht Bullenaugen seziert und eines entwendet hatten. Sezieren im Biologie-Unterricht wurde an unsere Schule untersagt. Schade, es war das erste Mal, dass ich Biologie faszinierend fand.

An dieser Stelle erinnern sich Abendblatt-Redakteure regelmäßig an beeindruckende Erlebnisse in ihrer Schulzeit.

Katharina Lienau, Ressort Hamburg Live, besuchte von 1978 bis 1982 das Albrecht-Thaer-Gymnasium in Stellingen.