Besuch aus einem der ärmsten Länder. Mit Spenden aus Eimsbüttel erhielten die Kinder ein Dach über dem Kopf.

Bisher kannten sie sich nur aus Briefen, die Grundschüler der katholischen Schule St. Bonifatius und die Viertklässler der afrikanischen Partnerschule St. Boniface aus Siteki in Swasiland. Und nun sind sie plötzlich da: Andy, Lelo und Agape, alle neun Jahre alt. Die zwei Jungen und das Mädchen sind zusammen mit ihrer Direktorin Fikile Dlamini aus einem der ärmsten Länder der Welt nach Hamburg gekommen. Und stehen jetzt da oben auf der Bühne auf dem Schulhof in Eimsbüttel, während über ihnen bunte Luftballons in den Himmel steigen. Vorbei an dem riesigen Plakat, auf dem über einem großen Globus das Motto des Schulfestes zu Ehren der afrikanischen Gäste steht: Wir sind alle Kinder dieser Welt!

In der Welt der Gäste sind bunte Luftballons nicht an der Tagesordnung. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von weniger als einem Euro pro Tag. Und während rund 200 000 der eine Million Einwohner auf Lebensmittelhilfe internationaler Organisationen angewiesen sind, ordert König Mswati III. in der letzten absoluten Monarchie Afrikas pausenlos neue Luxuslimousinen und kleidete im September vergangenen Jahres auf einem Shoppingtrip in Nahost acht seiner insgesamt 13 Ehefrauen für die Feierlichkeiten zu seinem 40. Geburtstag ein.

"Unsere größten Probleme sind der Hunger und Aids", sagt Fikile Dlamini. 40 Prozent der Einwohner sind HIV-infiziert, die höchste Rate der Welt. Wenn man alte Menschen und Kinder herausrechnet, steigt die Prozentzahl sogar auf 63. "Von unseren 629 Schülern haben 156 keine Eltern mehr", sagt Dlamini. Auch Lelo, der mittlerweile mit den Kindern auf dem Schulhof tobt, als ginge er schon jahrelang hier zur Schule, wächst bei seinen Großeltern auf.

Andrea Töpfer, deren Schwiegereltern in Swasiland leben und die deshalb im Grunde die Initiatorin dieser ungewöhnlichen Schulpartnerschaft ist, kennt die Schule in Siteki "mit einer nach unserem Verständnis provisorischen Ausstattung". Teilweise kaputte Plastikstühle, kleine Tische, an denen bis zu vier Kinder arbeiten, rissige Tafeln, zu wenige und oft zerfledderte Bücher. "Nach einem Sturm war das Dach der Schule völlig zerstört", erzählt die Lehrerin der 2 c. Mit der Hilfe aus Hamburg konnte jetzt ein neues gebaut werden. In den letzten drei Jahren wurden bei Schulfesten und beim regelmäßigen "Tag für Afrika" 3500 Euro gesammelt, "die ohne Abzüge nach Siteki gegangen sind", sagt Schulleiter Dieter von Böhlen.

Ihm geht es auch um den Blick auf diese andere Welt. Bei dem die hiesige und überaus heftige Diskussion um Schulreformen und kleinere Klassen sehr schnell verstummt. Wie viele Kinder gehen in Siteki in jede Klasse? "50 bis 60", sagt Fikile Dlamini und lächelt freundlich.