Im Bezirk Nord verdoppelten sich die Fälle. Bislang hat die Polizei noch kein Mittel gegen die steigende Zahl der Einbrüche gefunden.

Hamburg. Sie haben es auf Beute abgesehen, die leicht verstaubar ist: Schmuck und vor allem Geld, das schnell in die Hosentasche gesteckt werden kann - und daher die Einbrecher bei der Flucht nicht behindert. Auch das Einbruchswerkzeug ist unauffällig. Meist reicht den Tätern lediglich ein Schraubenzieher, um in die Wohnung zu kommen. Derzeit sind es vor allem reisende Familien aus Südosteuropa, die für die Einbrüche verantwortlich sind. Vor zwei Jahren waren es Gruppen aus Chile. Aus einem ehemals vorübergehenden Phänomen ist in Hamburg mittlerweile ein Dauerproblem geworden.

Das jedenfalls legen die Einbruchszahlen nahe. 2008 zählte die Polizei noch 6811 Taten, im Jahr darauf schon 7006. Und allein im ersten Halbjahr 2010 sind es bereits 4070. Das ist eine Zunahme von fast 34 Prozent (1030 Taten mehr) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Hält der Trend an, sind in diesem Jahr mehr als 8000 Taten zu erwarten - zumal die dunkle Jahreszeit noch bevorsteht, in der die Zahl der Taten erfahrungsgemäß steigt.

Die Entwicklung der Einbruchszahlen in den Bezirken von Januar bis Juni 2010 zeigt sich wie folgt:

Mitte: 706 Einbrüche, 236 Taten mehr als 2009 (plus 50,2 Prozent).

Altona: 508 Einbrüche, 79 Taten mehr (plus 18,4 Prozent).

Eimsbüttel: 609 Einbrüche, 169 Taten mehr (plus 38,4 Prozent).

Nord: 612 Einbrüche, 294 Taten mehr (plus 92,5 Prozent).

Wandsbek: 1135 Einbrüche, 249 Taten mehr (plus 28,1 Prozent).

Bergedorf: 161 Einbrüche, 73 Taten weniger (minus 31,2 Prozent).

Harburg: 339 Einbrüche, 76 Taten mehr (plus 28,9 Prozent).

Bislang hat die Polizei noch kein probates Mittel gegen die steigende Einbruchskriminalität gefunden. Im Januar 2009 hatte Polizeipräsident Werner Jantosch die Sonderkommission (Soko) "Einbrecherbanden" gegründet. 16 Beamte wurden eigens dafür abgestellt. Doch der Erfolg blieb aus. Allein die Aufklärungsquote sank in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf magere 5,5 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2009 waren es immerhin 10,9 Prozent, allerdings bei einem Drittel weniger Taten.

Da Sonderkommissionen nur für vorübergehende Phänomene eingesetzt werden, hat die Polizeiführung bereits Ende Juli eine feste Dienststelle eingerichtet. Diese soll die bislang gewonnenen Erkenntnisse in Fahndungserfolge umsetzen. So ist über die Herkunft der Täter viel bekannt. Wie die Banden allerdings strukturiert sind, soll nun ermittelt werden.

Und tatsächlich erweist sich die Fahndung als schwierig. "Wir wissen ja nicht, wo und wann die Einbrecher auftauchen", sagt ein Fahnder. Als problematisch erweist sich auch der Umstand, dass die Täter immer häufiger Kinder für die Einbrüche einsetzen. Auf dieses Phänomen kann das deutsche Rechtssystem nicht reagieren. Da Kinder nicht strafmündig sind, können diese auch nicht bestraft werden.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Die Hoffnung ruht nun auf der neuen Dienststelle. "Die Polizei hat reagiert. Jetzt muss das Konzept auch erst einmal greifen", sagt Innenbehördensprecher Frank Reschreiter. Mit einem schnellen Erfolg rechnet die Behörde also nicht.