Schläger verletzen fünf Streifenbeamte zum Teil schwer. Senator entsetzt über Gewalt

Hamburg. Der Hamburger Polizeipräsident Werner Jantosch spricht von einem "brutalen und hinterhältigen Angriff": Fünf Streifenbeamte sind bei einem Einsatz in Neugraben von einer Gruppe überwiegend junger Leute angegriffen und zum Teil schwer verletzt worden. Einer der Täter trat einem 46 Jahre alten Polizeikommissar dermaßen heftig ins Gesicht, dass dieser mehrere Knochenbrüche erlitt und in Lebensgefahr schwebt. Die Mordkommission ermittelt wegen des Verdachts des versuchten Totschlags.

Nach Angaben der Polizei hatten etwa 30 Jugendliche und Erwachsene die Beamten mit Steinen, Flaschen, Schlägen und Fußtritten attackiert, als diese einen offensichtlich betrunkenen Exhibitionisten festnehmen wollten. Den Beamten war der 27-Jährige auf dem Rückweg von einer Einsatzfahrt zum Bahnhof Neuwiedenthal aufgefallen.

Aus dem vermeintlichen Routine-Einsatz wurde eine Welle der Gewalt: Als die Beamten die Personalien des Mannes aufnehmen wollten, seien sie von mehreren Personen "zunächst verbal und anschließend tätlich" angegriffen worden, sagte ein Polizeisprecher. Ein Video, das dem Abendblatt vorliegt, dokumentiert die Festnahme. Es zeigt, wie einer der Polizisten den am Boden sitzenden Mann bewacht, während ein weiterer Beamter etwa zehn pöbelnde junge Männer mit seinem Schlagstock in Schach hält. Dann plötzlich schlägt der erste Beamte mit seinem Schlagstock mehrfach auf den 27-Jährigen ein.

Nach Darstellung der Polizei hatte der Mann zuvor Boxschläge ausgeteilt und dabei den Genitalbereich und das Gesicht des Polizisten getroffen. Der Film, aufgenommen mit einer Handy-Kamera, endet nach etwa vier Minuten. Was anschließend geschah, ist deshalb nicht dokumentiert.

Laut Polizei riefen die Beamten Verstärkung. Wenige Minuten später erschienen zwei weitere Streifenwagenbesatzungen. In der Zwischenzeit hatten sich bereits 30 Randalierer zusammengerottet und Steine aus Gehwegplatten herausgebrochen, mit denen sie dann die Polizisten attackierten.

Zwei Beamte wurden zu Boden gerissen. Auf sie wurde eingeschlagen und eingetreten. Erst viele Minuten später erreichten rund 30 Streifenwagenbesatzungen den Tatort und nahmen 16 der Schläger fest. Der jüngste war erst 15, der älteste 32 Jahre alt.

Ein Großteil der Festgenommenen ist bereits in der Vergangenheit wegen zahlreicher Delikte aufgefallen - darunter Schlägereien, Raub und Drogenhandel. Nach dem Haupttäter, der den 46 Jahre alten Polizisten lebensgefährlich verletzt hat, wird gefahndet. Seine Identität ist der Polizei bekannt, er ist auf der Flucht.

Der Hamburger Innensenator Christoph Ahlhaus reagierte entsetzt auf den Gewaltausbruch: "Wieder einmal sind Polizeibeamte, die anderen Menschen helfen wollten, schwer verletzt worden, weil in dieser Gesellschaft Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber unseren Einsatzkräften zunehmend verharmlost werden." Der Vorfall in Neugraben belege einmal mehr die Notwendigkeit der von der Innenministerkonferenz beschlossenen Strafverschärfung für Gewalttaten gegen Polizeibeamte, sagte der CDU-Politiker.