Polizei durchsucht Wohnung eines Betrügers in Lokstedt – und entdeckt Zutaten für Sprengstoff

Lokstedt. Großalarm an der Grelckstraße. Die Polizei hat in einer Wohnung explosive oder zur Herstellung vor Sprengstoff geeignete Stoffe entdeckt. Eine darunterliegende Kita wurde sofort geräumt.

Unter größten Sicherheitsvorkehrungen sind die verdächtigen Chemikalien am späten Mittwochnachmittag aus dem Haus an der Grelckstraße getragen worden. An einer meterlangen Teleskopstange führte der Entschärfer der Polizei die explosiven Stoffe vor sich her – durch das Treppenhaus, vorbei an den Kita-Räumen und über die gesperrte Straße. Dort verschwand der mit Klebeband verschlossene Karton im Laderaum eines Kleinlasters der Polizei.

Nach dem Fund einer größeren Menge explosiver Chemikalien in einer Lokstedter Wohnung ermittelt die Polizei gegen einen 49-Jährigen wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz. Wie die Polizei mitteilte, hatte er in seiner Wohnung einen in mindestens vier braune Apothekengläser abgefüllten Stoff gelagert, der explosiv ist oder zur Herstellung von Sprengstoff benutzt werden kann. Möglicherweise handelt es sich um Pikrinsäure, das in kristalliner Form aufbewahrt werden kann und im Sinne des Sprengstoffgesetzes als explosionsgefährlicher Stoff gilt. Wofür Andreas B. – der Untermieter der Wohnung – die Chemikalie verwenden wollte, ist nicht klar. Hinweise auf die Vorbereitung eines Sprengstoffanschlages hat die Polizei nicht. Der Mann konnte noch nicht befragt werden, er wird noch gesucht. Er war nicht vor Ort, als seine Wohnung durchsucht wurde.

Auf seine Spur kam die Polizei, als sie wegen Betrugs gegen den 49-Jährigen ermittelte. Ein Versandhändler für medizinisches Zubehör hatte Strafanzeige gegen den schon als Betrüger polizeibekannten Mann gestellt, nachdem dieser wiederholt Waren bestellt, aber nicht bezahlt hatte. Am Mittwoch sollen Beamte des Betrugsdezernates mit einem Durchsuchungsbeschluss vor dem Mehrfamilienhaus angerückt sein. Die Wohnung wurde geöffnet und viele Chemikalienbehälter entdeckt.

Erste Meldungen, wonach die Wohnung ein riesiges Chemikalienlager gewesen sei, bestätigten sich nicht. Heikel ist der Fund dennoch, nicht zuletzt wegen der Nähe zu einer Kindertagesstätte, die im Erdgeschoss direkt unter der Wohnung des 49-Jährigen ist. Die brisante Chemikalie wurde zu einem Sprengplatz der Polizei in Altengamme gebracht, wo sie entsorgt werden soll. Die restlichen ungefährlichen Chemikalien aus der Wohnung wurden von der Feuerwehr mitgenommen.