Überfall auf Hansen an den Großen Bleichen. Die beiden Täter erbeuteten mehrere Luxusuhren. Großfahndung in der City. Überfälle auf Juweliere in der Innenstadt kommen immer wieder vor.

Hamburg. Bei einem Überfall auf den Juwelier Hansen an den Großen Bleichen haben zwei bislang unbekannte Männer eine Beute in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro gemacht. Das Duo erbeutete vor allem hochwertige Uhren, darunter Modelle der Nobelmarke Patek Philippe. Die Männer, die mit Motorrollern flüchteten, entkamen der Polizei trotz Großfahndung. Es war der erste Überfall auf den Traditionsjuwelier, der gerade sein 200-jähriges Bestehen gefeiert hat.

Es sind kleine, goldene Preisschilder im Schaufenster, die verraten, dass es eine besonders wertvolle Beute sein muss, die die beiden Männer bei dem Überfall gemacht haben. Oft sind es fünfstellige Summen, Preise von mehr als 30.000 Euro, mit denen die Luxusuhren, die im Fenster ausgestellt waren, jeweils gekennzeichnet waren. Nur Minuten vor dem Überfall war das Duo in die Räume des Juweliers gekommen, der 1814 in Kiel gegründet und 1980 seine Niederlassung in Hamburg eröffnet hatte. Für die beiden 43 und 62 Jahre alten Hansen-Mitarbeiterinnen wirkten die beiden Männer zunächst wie Kunden. Die Männer ließen sich wertvolle Uhren zeigen, wirkten nicht einmal nervös.

Einfach hereinzustürmen, möglicherweise noch maskiert, das wäre bei dem Überfall auf Hansen nicht möglich gewesen.

Denn der Juwelier ist, wie vergleichbare Geschäfte in der Gegend, speziell gesichert. Die Tür ist verschlossen und lässt sich von außen nur öffnen, wenn ein Mitarbeiter sie freigibt. Einige Juweliere haben sogar einen Sicherheitsdienst engagiert, der vor der Tür Wache schiebt.

Im Laden zog plötzlich einer der vermeintlichen Kunden einen Revolver und bedrohte die Mitarbeiterinnen. Dann sei es blitzschnell gegangen. Ein Mann riss die Verkleidungselemente weg, die das Schaufenster zum Verkaufsraum abschirmten. Dann griff er in die Auslagen und entnahm mehrere Uhren. Unmittelbar danach flüchteten beide Männer aus dem Geschäft.

Zeugen sahen die Täter zu zwei Motorrollern laufen, einem hellen und einem dunklen, die in der Nähe des Juweliers auf dem Gehweg parkten. Mit den Rollern rasten die Räuber zunächst in Richtung Jungfernstieg davon. Passanten sahen die Männer zuletzt in Höhe Valentinskamp. Dort sollen sich die beiden Motorrollerfahrer getrennt haben und in verschiedene Richtungen geflüchtet sein. Die Polizei setzte 18 Peterwagen und auch den Polizeihubschrauber Libelle zur Fahndung ein. Vergeblich. Die Aktion wurde nach etwa eineinhalb Stunden ergebnislos abgebrochen. Immerhin konnten die Beamten einen Teil der Kleidung sicherstellen, die die Täter kurz nach dem Überfall an den Hohen Bleichen weggeworfen hatten. Die vermutliche Tatwaffe, die sich als Gasrevolver entpuppte, stellten Polizisten am Neuen Jungfernstieg in Höhe der Colonnaden sicher. Das Landeskriminalamt hat nun die Ermittlungen in dem Fall übernommen. Kriminaltechniker rückten „mit großem Besteck“ an, wie es hieß. Selbst ein 3-D-Laser wurde eingesetzt, um den Tatort exakt zu vermessen. „Wir gehen davon aus, dass die Tat exakt vorbereitet wurde“, so die Polizei.

Bereits gegen 11.50 Uhr war Geschäftsführer Klaus Hansen, dessen Urgroßvater Hofjuwelier des deutschen Kaisers war, zum Tatort gekommen. „Ich muss erst einmal reingehen und mich um meine Mitarbeiter kümmern“, sagte Hansen. Später wollte er sich nicht mehr zu dem Überfall äußern. „Die Mitarbeiter sind sehr mitgenommen und stehen unter Schock“, so ein Polizist. Bei den beiden Tätern handelt es sich vermutlich um Osteuropäer. Einer wird als etwa 50 Jahre alt und 1,80 Meter groß beschrieben. Er hat kurze, dunkle, grau melierte Haare und war zur Tatzeit mit einer Jeans und einem grauen Pullover bekleidet. Sein Komplize ist knapp 1,75 Meter groß und 25 bis 30 Jahre alt. Er hat kurze, dunkle Haare und trug dunkle Oberbekleidung. Er war auf dem dunklen Motorroller geflüchtet.

Überfälle auf Juweliere in der Innenstadt kommen immer wieder vor. Zuletzt hatte es den Juwelier Arnold im Dezember 2013 getroffen. Zwei bewaffnete Männer hatten die Herausgabe von mehreren Rolex-Uhren erzwungen. Wert der Beute: mehr als 100.000 Euro. Im Februar 2009 wurde an der Mönckebergstraße der Juwelier Wempe Ziel eines spektakulären Einbruchs. Mit einem gestohlenen Auto rasten die Täter ins Schaufenster. Sie flüchteten ohne Beute, als plötzlich ein Rolltor herunterfuhr. Beim Juwelier René Kern am Jungfernstieg erbeuteten im Januar 2004 zwei Männer 39 Rolex-Uhren im Wert von knapp 400.000 Euro. Einer der Räuber zerschlug damals die Vitrinen mit einem Vorschlaghammer.