Hamburgs Behörden kontrollieren Reisebusse. Ein Fahrer, der 59 Passagiere befördern sollte, stand unter Drogen.

Hamburg. Sie waren auf dem Weg zum Wacken-Festival, ein paar Tage richtig abrocken. Doch dann fährt auf der A7 am Dienstagmorgen plötzlich ein Polizeiwagen mit Blaulicht vorweg, der ausrangierte Feuerwehrbulli folgt ihm. Dessen Fahrer und Beifahrerin sind wackentypisch gekleidet. Lederkutte, Stiefel, Band-T-Shirts, lange Haare. Die Beamten kontrollieren Papiere, testen den Fahrer auf Drogen. Und lassen das Fahrzeug dann passieren. Der Weg ist frei für Wacken. Endlich.

Wie viele andere Busreisende haben die Insassen am Dienstag einen unfreiwilligen Zwischenstopp auf dem Busparkplatz der Imtech Arena an der Schnackenburgallee eingelegt – unter ihnen war auch der Sohn von Bob Marley. Zwischen 7 und 13 Uhr kontrollierten die 29 Beamten der Verkehrsdirektion deutsche und internationale Busse, die auf der Autobahn unterwegs waren.

Schon um 7.45 Uhr stoppten die Polizisten einen Busfahrer, der bekifft auf dem Weg von Tostedt nach Wuppertal war – den Beamten war sein auffälliges Verhalten bei der Routinekontrolle aufgefallen. Rund 14 Fahrgäste hatte der 31-Jährige schon an Bord, weitere 45 Gäste sollten folgen – insgesamt also 59. Nachdem der Urintest des Fahrers auf Drogenkonsum hindeutete, musste er mit auf die Polizeiwache, und ein Ersatzfahrer übernahm den Reisebus.

Neben Sicherheitsmängeln, der Einhaltung von Ruhe- und Lenkzeiten und dem Zustand der Technik werde das Verhalten der Fahrer bei einer solchen Verkehrskontrolle mit überprüft, sagte der Einsatzleiter der Buskontrolle, Andreas Vattenrott. Zwar würde jeder Reisende gern schnell ans Ziel kommen, aber wenn es um die eigene Sicherheit gehe, sei das Verständnis für die Wartezeit groß, sagt Vattenrott.

Ki-Mani Marley war mit dem Tourbus angereist – für ein Konzert in Hamburg

Auch für die Band von Ki-Mani Marley, dem Sohn von Bob Marley, ging die Reise am Dienstagvormittag zunächst nicht weiter. Die Band war mit dem Tourbus aus Frankreich gekommen, um in Hamburg ein Konzert zu geben. Da der Fahrer weder die notwendige EU-Lizenz vorweisen noch die daraufhin fällige Strafe in Höhe von 2500 Euro in bar bezahlen konnte, durfte der Bus vorerst nicht weiterfahren.

Die Musiker ließen sich daraufhin mit dem Taxi in ihr Hotel bringen. Bei dem Busfahrer Harry O. stieß das Vorgehen der Polizei auf Unverständnis: „Wir respektieren das Bußgeld“, sagte der Niederländer. Warum er das Geld nicht nachträglich überweisen und seine Fahrt umgehend fortsetzen konnte, sei ihm jedoch nicht klar. Einen längeren Stopp legten auch Reisende von Bredstedt nach Aschaffenburg ein: Bei der Kontrolle waren den Polizisten Dellen auf der Oberfläche eines Reifen aufgefallen. Mit einer Wärmebildkamera ermittelten die Beamten der ebenfalls eingesetzten Wasserschutzpolizei zudem die ungewöhnlich hohe Temperatur des Reifens. „Der Reifen hätte bei der Weiterfahrt platzen und damit ein Sicherheitsrisiko für die Insassen darstellen können“, sagte Wasserschutzpolizist Lars-Oliver Pein. Der Reifen wurde gewechselt, die Reise ging weiter.

Neben der Wasserschutzpolizei, dem Amt für Arbeitsschutz und dem Verkehrsgewerbeamt war an der Kontrolle auch das Hauptzollamt Hafen beteiligt, um Autofahrer auf Drogenschmuggel zu überprüfen. Auch Reisende, die mit dem Fernbusunternehmen Flixbus nach Wiesbaden fahren wollten, machten unfreiwillig halt an der Schnackenburgallee: Die Überprüfung ergab, dass das Verfallsdatum von zwei im Bus mitgeführten Feuerlöschern abgelaufen war.

Das Ergebnis der Kontrolle sei so erschreckend wie aufschlussreich, sagte Polizistin Marlies Farrar. „Wir konnten viele Mängel finden, deren Behebung zur Sicherheit der Reisenden beigetragen hat“, sagte die 46-jährige Polizistin der Verkehrsdirektion.