Frau ersticht ihren Ex-Freund nach einem Streit. 31-Jährige sitzt in U-Haft. Die Mordkommission sucht Zeugen

Neustadt. Nicht einmal eine halbe Stunde lang haben die beiden Polizeitaucher im kalten, trüben Brackwasser des Bleichenfleets, unterhalb der Stadthausbrücke, gesucht. Dann stiegen sie zurück auf den kleinen Anleger unterhalb des Schweinske-Restaurants. Aus dem dicken Schlick haben die neoprengeschützten Taucher jenen Gegenstand geborgen, den eine 31-Jährige von der Brücke geworfen hatte, bevor sie in Richtung Rödingsmarkt davongerannt war: Es handelt sich um das Messer, mit dem sie kurz zuvor ihren ehemaligen Lebensgefährten erstochen hatte.

Vermutlich nach einem Streit hatte die Frau am Mittwoch ihren acht Jahre jüngeren Ex-Freund an der Stadthausbrücke mit dem Messer angegriffen und mit einem einzigen Stich in die Herzgegend so schwer verletzt, dass er kurz nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus auf der Intensivstation starb.

Die Polizei ermittelt nun wegen Totschlags. Möglicherweise handelte die Frau, die noch am Mittwochabend festgenommen wurde, jedoch auch aus Notwehr.

Eine große Blutlache auf den rötlich abgesetzten Straßensteinen des Fahrradweges vor dem Bürogebäude an der Stadthausbrücke Nummer 5, nur knapp 80 Meter von dem Fleetanleger entfernt, zeugt von der Tragödie, die sich hier am Nachmittag des 1. Weihnachtsfeiertages abgespielt hatte. Ermittler der Mordkommission des Landeskriminalamtes (LKA) suchten am späteren Nachmittag Spuren zwischen den Kanülen, Spritzen und Einweghandschuhen, die von dem dramatischen Rettungseinsatz nahe dem Axel-Springer-Platz übrig geblieben sind. Der Tatort ist weiträumig mit Flatterband abgesperrt.

Knapp eine Stunde zuvor, gegen 14.40 Uhr, hatten mehrere Männer das 23-jährige Opfer leblos auf den kalten Steinen des Fahrradweges entdeckt und die Polizei alarmiert. Gleichzeitig beobachteten sie die Frau, die über die Stadthausbrücke flüchtete.

Die Frau ist obdachlos und der Polizei wegen Drogendelikten bekannt

Sie sahen, wie die Frau im Laufen etwas ins Wasser warf und weiterrannte, bis sie aus dem Sichtfeld der Zeugen verschwand. Das Opfer, die Flüchtende und die beobachtenden Männer sind einander bekannt. Sie alle stammen aus dem Obdachlosenmilieu.

Die Mordkommission kann deshalb schnell die Namen der Beteiligten ermitteln, was in diesem Milieu sonst eher schwierig ist. Die mutmaßliche Täterin ist bei der Polizei keine Unbekannte: Maria A. aus Hamburg ist bereits seit mehr als einem Jahrzehnt obdachlos und wegen verschiedenster Drogendelikte einschlägig bekannt. Gemeinsam mit dem Opfer, dem in Stuttgart geborenen Alexander R., der aber ebenfalls seit Jahren wohnungslos ist, soll sie über eine längere Zeit auf der Straße gelebt haben.

Warum die Frau auf ihren ehemaligen Lebensgefährten einstach, ist ebenso wenig bekannt, wie die Antwort auf die Frage, ob sich Opfer und Täterin an der Stadthausbrücke verabredet oder zufällig getroffen hatten. Die gesundheitlich stark angeschlagene Frau, die nach mehreren Stunden Flucht festgenommen werden konnte, nachdem sie sich am Eingang der psychiatrischen Klinik Ochsenzoll gemeldet hatte, schweigt zu den Vorwürfen. Ob sie sich stellen oder selbst in die Psychiatrie einweisen wollte, ist ebenfalls nicht bekannt. Die 31-Jährige wurde am Morgen des 2. Weihnachtsfeiertages einem Haftrichter vorgeführt und sitzt mittlerweile in U-Haft.

Die Ermittler der Mordkommission suchen Zeugen, die die Tat oder die Flüchtende beobachtet haben. Hinweise an die Polizei unter Tel. 428656789.