Um die Versicherung zu betrügen, soll eine Frau ihren Pkw angezündet haben. In Eidelstedt brannte ein Kleintransporter aus - ein Racheakt?

Hamburg. Die Tatorte sind im gesamten Stadtgebiet verteilt, die Motive der Taten offenbar unterschiedlich. Der Schaden ist in jedem Fall hoch. Wieder haben in den zurückliegenden drei Nächten in Hamburg mehrere Autos gebrannt. Mindestens zehn Fahrzeuge wurden komplett zerstört, vier weitere schwer beschädigt. Als Verdächtige hat die Polizei in einem Fall die Autobesitzerin, im zweiten drei junge Menschen in Punker-Kleidung und im dritten die Gäste einer Jugendparty ausgemacht. Rätsel gibt ein vierter Fall auf, bei dem ein Kleintransporter ausbrannte. Autobrandstiftungen - aus welchem Motiv heraus sie auch begangen werden, bleiben ein Problem für die Polizei.

Der vorerst letzte Fall datiert vom frühen Montagmorgen: Gegen zwei Uhr ist in der Lohkampstraße in Eidelstedt ein Mercedes Sprinter angezündet worden. Der Kleintransporter brannte komplett nieder. Gerüchteweise gehört der Wagen einer Familie, deren Mitglieder im Verdacht stehen, in unmittelbarer Nähe vor mehreren Monaten einen jungen Mann niedergestochen zu haben, der einem verfeindeten Familienclan angehört. Geschah die Brandstiftung aus Rache? Es ist Aufgabe der Kripo, dies zu ermitteln.

Die erste Meldung über einen brennenden Pkw hatte die Einsatzzentrale der Feuerwehr am Sonnabendmorgen um 1.10 Uhr aus Harburg erreicht. Auf einem Parkplatz in der Maretstraße, so schilderten Anwohner, brenne ein Opel Astra und ein weiterer Wagen. Auch der Polizei hatten die Nachbarn Interessantes zu berichten. Kurz vor dem Feuer habe eine Frau unter dem Auto gelegen. Sie sei dann von einem Mann im Auto abgeholt worden. Sogar das Kennzeichen des Wagens hatten die Anwohner sich gemerkt. Der Wagen gehörte einem 37-Jährigen, der brennende Opel seiner Freundin. Den Polizisten fielen Rußspuren im Gesicht und an den Händen der Frau auf, ferner der penetrante Geruch von Spiritus, der von ihren Schuhen ausging. Die 36-Jährige hatte den Opel kurz zuvor als gestohlen gemeldet. Zehn Nähmaschinen hätten sich zum Zeitpunkt des Diebstahls in dem Wagen befunden, sagte sie der Polizei. Die ermittelt nun wegen Versicherungsbetrugs gegen die Frau, die ebenso wie ihr Freund vorübergehend festgenommen und mangels Haftgründen wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.

Rund 20 Minuten später beobachteten Anwohner in Rissen drei junge Punks, die sich am Wittenbergener Weg, der Straße Achter de Höf und am Tinsdaler Heideweg an einem Toyota, einem Peugeot, einem "Dethleffs"-Wohnwagen sowie einem Schuppen und an einem Müllcontainer zu schaffen machten. Die mutmaßlichen Brandstifter werden als 16 bis 18 Jahre alt beschrieben. Einer trug eine Jeans und einen türkisfarbenen Rucksack, der zweite eine rote Hose und einen roten Rucksack, der dritte eine schwarze Lederjacke mit roten Symbolen. Bei den Taten, darauf weist die Polizei hin, zerstörten die jungen Männer nicht nur Sachwerte, sie brachten auch Menschen in Lebensgefahr: Die Flammen des Schuppens, den sie angezündet haben sollen, reichten bis an den Dachfirst eines Reihenhauses, in dem eine Familie lebt. Polizeisprecherin Ulrike Sweden: "Für Hinweise, die zur Aufklärung solcher Taten führen, haben wir eine Belohnung von bis zu 20.000 Euro ausgesetzt. Hinweise werden auch anonym angenommen."

Der dritte Fall, in dem die Polizei zumindest einen Verdacht zur Urheberschaft eines Pkw-Brands hat, ereignete sich am früher Sonntagmorgen am Albertiweg in Othmarschen. Hier brannte ein VW Golf aus - kurz nachdem ein 16-Jähriger aus der unmittelbaren Nachbarschaft die etwa 40 Gäste seiner Party nach Hause verabschiedet hatte. Die Jugendlichen seien sichtlich alkoholisiert und aggressiv gewesen, berichteten Anwohner, die wegen der Geräuschkulisse auf der Straße einen Blick aus dem Fenster geworfen hatten.

Gleich vier Autos, die im Abstand von jeweils etwa 20 Metern abgestellt waren, zündeten unbekannte Täter am Sonntagmorgen gegen 3 Uhr am Walter-Frahm-Stieg in Wandsbek an. Ein Mercedes, ein als Taxi genutzter VW Passat und ein Mazda brannten nieder, ein Opel Astra und ein weiterer Mercedes wurden beschädigt. Hinweise auf die Täter ließen sich trotz einer Großfahndung mit 13 beteiligten Streifenwagen nicht erlangen. Zumindest in den anderen Fällen sind die Ermittler optimistisch, die Brandstifter fassen zu können. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. 428 65 67 89 entgegen.