40-Jähriger prallt nach Faustschlägen mit dem Kopf auf Steinboden. Trotz einer Sofortfahndung gibt es keine Spur von den beiden Tätern.

Hamburg. Nach der blutigen Auseinandersetzung auf dem U-Bahnhof Niendorf-Markt, bei der ein 40 Jahre alter Niendorfer lebensgefährlich verletzt wurde, gibt es noch keine Spur zu den Tätern. Die Polizei wertet derzeit die Videobilder vom Bahnsteig aus, die die Tat aufzeichneten. Voraussichtlich noch bis Mittwoch werde die polizeiinterne Fahndung andauern, sagte Polizeisprecherin Karina Sadowsky gestern Nachmittag.

Sollten die Männer bis dahin nicht gefasst sein, könnten sie zur Öffentlichkeitsfahndung ausgeschrieben werden. Die beiden Männer hatten ihr Opfer in der Nacht zu Sonntag getreten und geschlagen. Dabei war der 40 Jahre alte Matthias R. auf den Rücken gefallen und mit dem Kopf ungebremst auf den Steinboden geschlagen. Er erlitt mehrere Schädelbrüche am Hinterkopf.

"Dem Opfer geht es weiterhin außerordentlich schlecht", sagte Sadowsky gestern. Der 40-Jährige ringe mit dem Tod. Worum es bei dem Streit ging, der zu der körperlichen Auseinandersetzung geführt hatte, blieb auch am Montag unklar. "Es waren wohl Banalitäten", sagte Sadowsky. "Vermutlich war Alkohol im Spiel." Die Täter flüchteten nach der Tat und konnten trotz Sofortfahndung bislang nicht gefasst werden. Möglicherweise hatten die beiden vor der Tat ein Stadtteilfest besucht, das am Sonnabendabend auf dem Niendorfer Markt gefeiert worden war.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU), der noch bis Ende dieser Woche zusammen mit Bürgermeister Ole von Beust in China weilt, will sich nach der Auslandsreise mit Vertretern der Hochbahn zusammensetzen, die die U-Bahnen in Hamburg betreibt, um die aktuellen Sicherheitsmaßnahmen zu analysieren. Geklärt werden soll, welche weiteren Elemente im Sicherheitskonzept sinnvoll und bezahlbar sind, sagte Ralf Kunz, Sprecher der Innenbehörde.

Unterdessen forderte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Hamburg, Uwe Koßel, den Ausbau der Hamburger Bahnhöfe mit Zugangskontrollen, wie sie in anderen Ländern bereits zum Alltag gehören.

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) müsse aufgerüstet werden, um den modernen Sicherheitsbedürfnissen gerecht zu werden, sagt Koßel. Er fordert eine "Kombisituation" aus Zugangskontrollen und Bahnsteigwächter. "Der Mensch muss wieder auf die Stationen zurück", sagte Koßel.

Während die Zugangskontrollen sowohl beim Betreten als auch beim Verlassen des Bahnhofs mit einem gültigen Fahrschein geöffnet werden müssten, sollte der Bahnsteigwächter das Geschehen im Bahnhof im Auge behalten. Der Sicherheitsmitarbeiter könnte im Notfall Hilfe holen oder im Fall einer Panik die Schranken öffnen, erklärte Koßel.

Die Kosten für die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen sollten durch höhere Ticketpreise aufgefangen werden, sagte der Gewerkschaftschef. Mit diesem Konzept könne nicht jede Straftat verhindert werden, aber das subjektive Sicherheitsgefühl erhöht werden.

Nicht erst seit dem Tod des erst 19 Jahre alten Mel D. der vor zwei Wochen im Bahnhof Jungfernstieg von einem 16-Jährigen erstochen wurde , war der Ruf nach mehr Sicherheit auf den Bahnhöfen laut geworden.

Zuletzt hatten sich Innensenator Ahlhaus und Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) für ein generelles Alkoholverbot im ÖPNV ausgesprochen, ganz nach dem Vorbild der Verkehrsgesellschaft Metronom. Eine Sprecherin des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) lehnte die Pläne jedoch ab: Ein Verbot mache keinen Sinn, da es kaum zu kontrollieren sei. Zudem würden sich Fahrgäste aufgrund der kurzen Fahrzeiten eher selten in den HVV-Bahnen und Zügen betrinken. "Wenn sie betrunken sind, dann waren sie es auch schon vorher", sagte Sprecherin Gisela Becker.

Den Vorstoß der SPD-Bürgerschaftsfraktion, 250 weitere Sicherheitsmitarbeiter einzustellen, die ständig Präsenz zeigten, lehnte wiederum die Innenbehörde ab. Die Pläne seien nicht finanzierbar.