Ostern kamen Sprüher nach Neuengamme - jetzt schon wieder eine Tat. Auf Bänken und Schautafeln wurden Nazi-Schmierereien entdeckt.

Hamburg. Erst am 8. Mai wird die KZ-Gedenkstätte Wandsbek offiziell eröffnet, doch schon jetzt haben Unbekannte das Mahnmal an der Nordmarkstraße (Tonndorf) mit Hakenkreuzschmierereien verschandelt. Die Täter sind flüchtig, ihre auf eine Holzbank, Schautafeln und eine Lärmschutzmauer gesprühten Hinterlassenschaften haben die zuständigen Stellen zum Glück entfernen können. Die Tat ist die zweite dieser Art innerhalb weniger Tage.

In der Nacht zu Sonnabend hatte sich die Tat an der fast fertigen Gedenkstätte für das Außenlager für Frauen des KZ Neuengamme zugetragen. Mit blauer Sprühfarbe verunstalteten die Täter den noch nicht einmal fertiggestellten Gedenkort. Auf die Lärmschutzwand, die das Wäldchen vom nahen Schnellrestaurant trennt, sprühten sie dazu noch die Parole "Nazis raus". Wie das zusammenpasst, wer als Täter infrage kommt und wann genau die Tat geschah, versucht das LKA zu ermitteln.

Die Gedenkstätte in Form eines Häftlings-Dreiecks mit darin eingelassenen sechs weiteren Granit-Dreiecken erinnert an den Schreckensort, in dem unter anderem 450 Zwangsarbeiterinnen des KZ Ravensbrück gegen Kriegsende für die Lübecker Dräger-Werke unter schlimmen Bedingungen Gasmasken anfertigen mussten. Eine der Tafeln erinnert an eine junge Insassin, die während der Zwangsarbeit versehentlich eine Gusseisenform fallen ließ und dafür öffentlich erhängt wurde - unter dem Vorwand der Sabotage.

Der Wandsbeker Bernhard Esser, Mitarbeiter im "Freundeskreis Gedenkstätte Neuengamme", beschreibt die Farb-Zerstörungen an der Gedenkstätte: "Alle Schilder waren beschmiert, auf einer Bank war ein Hakenkreuz, etwas entfernt befanden sich Sprühereien in Form von SS-Runen. Die Polizei sicherte bereits am Sonnabend Spuren, verhüllte die Hakenkreuze dann so weit wie möglich. Die Feuerwehr und der Notdienst der Stadtreinigung halfen gestern, die Sprühfarbe zu entfernen. Die Holzbank ist zunächst einmal abgebaut worden.

Ob die Tat mit einem ähnlichen Vorfall am Ostermontag in Zusammenhang steht, ist noch nicht bekannt. Mitten im regen Besuchsbetrieb hatten unbekannte Täter zwei riesige rote Hakenkreuze an zentralen Punkten der KZ-Gedenkstätte Neuengamme aufgesprüht (wir berichteten). Die Täter konnten unerkannt entkommen, Zeugen gab es trotz regen Besucherverkehrs nicht. Die Kripo sucht weiterhin nach den Urhebern dieser volksverhetzenden Schmiererei. Die Staatsschutzabteilung ermittelt. Sprecherin Karina Sadowsky: "Es gibt gewisse Erkenntnisse. Ob eine heiße Spur zu den Tätern darunter ist, wissen wir aber noch nicht." Am 8. Mai wird die Gedenkstätte in Wandsbek offiziell eingeweiht. An diesem Tag werden auch KZ-Überlebende an der Gedenkstätte erwartet.