Das Containerschiff "Hansa India" lag Anfang November 2007 ruhig in einer Werft in China, als Kabeun T. ausrastete: Mindestens 17-mal stach der Seemann auf Yves K. (28) im Maschinenraum ein. Gestern hat ihn das Landgericht wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt. In einem ersten Prozess hatte das Landgericht Kabeun T. bereits zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil jedoch auf, weil in diesem Fall ein heimtückischer Mord nicht ausgeschlossen werden könne.

Auslöser für die Bluttat war die Beziehung zwischen Yves K. und Patricia A., die in der Kombüse arbeitete. Sie war eine Landsfrau des Angeklagten. Mit ihr war der von den Kiribati-Inseln stammende Mann nach heimatlicher Sitte ein "Schwester-Bruder-Verhältnis" eingegangen. Dadurch habe er auch ein "Erziehungsrecht". Nach einem Streit forderte er Patricia A. auf, die Beziehung mit Yves K. zu beenden. Als sich das Paar zunehmend bedroht fühlte, drang Yves K. beim Kapitän des Schiffes darauf, dass Kabeun T. gekündigt wird. Davon erfuhr der Angeklagte und stach auf sein Opfer ein. Er habe das Schiff keinesfalls als "Verlierer" des Konflikts verlassen wollen. Wie sich die Tat im Maschinenraum der "Hansa India" abspielte, konnte das Gericht nicht klären. Von drei Tatvarianten nahm sie in dubio pro reo die günstigste für den Täter an. Fest steht: Kabeun T. wurde von Yves K. nicht provoziert und war voll schuldfähig.