Laut Staatsanwaltschaft haben die Angeklagten mit illegalen Abbuchungen die Konten von 15.000 Menschen geplündert.

Hamburg. Nachdem der einstige Vereinsgeschäftsführer die rund 180.000 Mitglieder der Tierschutzorganisation um 9,2 Millionen Euro erleichtert hatte, erhielt er dafür im Februar 2006 vom Landgericht Lübeck die Quittung: eine Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten. Jens D. kassierte als Mittäter eine zweijährige Bewährungsstrafe.

Nun droht dem Mann, der die Arche-2000-Zweigstelle in Seeth-Ekholt (Kreis Pinneberg) geleitet hat, neuer Ärger: Seit gestern muss sich der 44-Jährige einmal mehr wegen gewerbsmäßigen Betrugs verantworten. Mitangeklagt vor dem Hamburger Landgericht: sein mutmaßlicher Komplize Wolfgang K. (57), der als Handwerker in Diensten der Arche stand.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft haben die Männer zwischen Oktober 2004 und Januar 2005 15.000 Mitglieder der Arche-Zweigstelle in Strasburg (Mecklenburg-Vorpommern) um rund 600.000 Euro geprellt. Die Bankdaten, so der Vorwurf, soll Jens D. auf noch unbekannte Weise der Vereinskartei entnommen haben. Mit falschen Einzugsermächtigungen sollen sie in drei groß angelegten Aktionen Einzelbeträge zwischen 10 und 70 Euro von den Mitglieds-Konten abgebucht und auf Tarnkonten der Deutschen Bank Eidelstedt und der Bank für Sozialwirtschaft transferiert haben. Ein vierter Versuch scheiterte jedoch: Nach etlichen Beschwerden und Widerrufen stoppte eine Bank die Lastschriftverfahren.

In ganz ähnlicher Manier hatte Eduard G. zwischen 2003 und 2005 Millionen veruntreut: Bei Mitgliedern, die dem Verein für den Einzug ihres Jahresbeitrags eine Ermächtigung erteilt hatten, wurde doppelt abkassiert. Obgleich sie den Betrug bemerkten, hielten viele Geschädigte still - im Glauben, mit dem Geld werde Tieren geholfen. Doch der Tornescher half vor allem sich selbst, finanzierte sein Luxusleben und ein Motocross-Team.

Eduard G. hatte Jens D. 2001 als persönlichen Sekretär und Vorsitzenden in Seeth-Ekholt eingestellt. Unter anderem erstellte D. Scheinrechnungen, um so weitere, illegale Entnahmen aus dem Vereins-Vermögen zu kaschieren. Bereits 2003 hatten sich Eduard G. und Jens D. im Streit getrennt. "Er war ein egozentrischer Typ", sagt D.

Der zweifache Vater hatte als Betriebsprüfer bei der Hamburger Finanzverwaltung gearbeitet, bevor er sich mit mäßigem Erfolg als Unternehmensberater selbstständig machte. Wolfgang K. saß wegen kleinerer Delikte mehrfach im Gefängnis, ist depressiv und hoch verschuldet. Warum diese so unterschiedlichen Männer gemeinsame Sache machten, blieb gestern offen - zur Sache wollten sich beide nicht äußern. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.