Klaus P. (39) hat sich offenbar selbst angeschossen. Sein Motiv ist unklar. Die Ermittler vermuten es “im persönlichen Bereich“.

Halstenbek. Er rief Polizei und Notarzt, stellte sich selbst als Opfer eines Mordanschlags dar. Doch in Wirklichkeit war Klaus P. beides: Täter und Opfer. Der 39-Jährige schoss sich am Morgen des 17. Oktober in Halstenbek in die Schulter - und zündete dann auf dem Parkplatz des Tennisheims am Thesdorfer Weg seinen Opel Meriva an.

Von diesem Ablauf geht die Mordkommission Itzehoe nach intensiven Ermittlungen jetzt aus. "Die Staatsanwaltschaft hat gegen den 39-Jährigen ein Strafverfahren wegen Vortäuschens einer Straftat und Brandstiftung eingeleitet", bestätigte gestern Polizeisprecher Karl Brill. Die Ermittler seien sicher, dass Klaus P. die Tat selbst inszeniert hat. Brill: "Wir ermitteln nun weiter in diese Richtung."

Klaus P. hatte gegen 6 Uhr am Tattag einen Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften ausgelöst. Als die ersten Fahrzeuge eintrafen, stand sein Opel noch in Flammen. Das vermeintliche Opfer lag einige Meter vom Fahrzeug entfernt mit einer Kugel in der Schulter. Was Klaus P. erzählte, nahmen die Beamten zunächst ernst. Zwei maskierte Männer hätten ihm vor seinem Haus aufgelauert und mit einer Waffe bedroht. Einer sei zu ihm in den Wagen gestiegen und hätte ihn zu dem abgelegenen Parkplatz dirigiert, der Zweite sei mit einem anderen Fahrzeug hinterhergefahren. Dort angekommen, sei er angeschossen worden, dann hätten die Täter einen Brandsatz ins Wageninnere geworfen. Er, so gab Klaus P. an, habe sich gerade noch aus dem Opel retten können, bevor dieser in Flammen aufging.

Bereits nach ersten Ermittlungen kamen Zweifel an dieser Version auf. So gab es etwa nicht einen Zeugen, der das angebliche Fluchtfahrzeug der Täter - einen dunklen Kombi mit Cuxhavener Kennzeichen - in dem Ort gesehen hatte. Und auch die Spuren am Tatort sprachen offenbar eine andere Sprache. "Wir haben viele Beweise gesammelt, die belegen, dass diese Version einfach nicht stimmen kann", sagt dazu Polizeisprecher Brill. Nähere Angaben will er aus "ermittlungstaktischen Gründen" nicht machen.

Nach Abendblatt-Informationen stützen sich die Ermittler etwa auf das Gutachten eines Brandsachverständigen, der dem Fahrzeugbrand eine andere Ursache zuordnet. Und: Offenbar hatte sich der Halstenbeker immer mehr in Widersprüche verwickelt.

Trotz der neuen Beweislage hat Klaus P., der bereits vier Tage nach dem Geschehen aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte, seine Aussage nicht geändert. Brill: "Er bleibt bei seiner Darstellung." Nun müssen die Ermittler noch offene Fragen klären. So fehlt nach wie vor die Tatwaffe, die trotz einer großen Suche am Tatort am Dienstag nicht gefunden werden konnte. "Und auch das genaue Motiv kennen wir noch nicht", so Brill weiter. Man gehe davon aus, "dass es im persönlichen Umfeld des Mannes liegt".

Bereits einige Tage vor der Tat war der Wagen von Klaus P.s ehemaliger Lebensgefährtin, die in Drochtersen (Niedersachsen) wohnt, in Flammen aufgegangen. Ob er auch für diese Tat infrage kommt, klärt die örtliche Polizei. Geprüft wird auch, ob der Halstenbeker für die Kosten des Großeinatzes haftbar gemacht werden kann.