42 Jahre alte Geschäftsfrau sitzt in Untersuchungshaft. Die Verdächtige hat angeblich mit einem Teil des Geldes die Rennfahrer-Karriere ihres Sohnes finanziert.

Mehrere Urteile und eine Razzia haben sie nicht aufgehalten. Heike K. (42) hob mehrere Zehntausend Euro von den Konten ihrer gutgläubigen und ausschließlich älteren Opfer ab. Der bisherige Schaden wird auf rund 750 000 Euro geschätzt. Jetzt hat die Polizei die wegen Betrugs vorbestrafte Geschäftsfrau in ihrer Wohnung in Füsing (Kreis Schleswig) festgenommen. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen Wiederholungsgefahr einen Haftbefehl beantragt.

Über die Seniorenberatungsfirma SeniorInvest in Dulsberg hat die 42-Jährige mit einer Komplizin Kontakt zu älteren Damen aufgenommen. Offiziell boten sie ihrer betagten Kundschaft Finanzdienstleistungen an, halfen bei Bank- und Versicherungsgeschäften, der Vermittlung von Seniorenresidenzen. Die Klientel ließ sich leicht locken, da diese sich von derartigen Geschäften leicht überfordert fühlt. "Tatsächlich gehen wir davon aus, dass die Firma fast ausschließlich dazu diente, die finanziellen Hintergründe der Senioren zu erforschen", sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. "Sobald Vermögen festgestellt wurde, haben die Verdächtigen versucht, das Vertrauen der Opfer zu erschleichen."

So soll Heike K. einer 75 Jahre alten Frau aufgeschwatzt haben, ihr Wertpapierdepot aufzulösen und mehr als 78 000 Euro an das Seniorenbüro zu überweisen. Außerdem besteht laut Polizei "der Verdacht, dass die Rentnerin veranlasst wurde, ihre Eigentumswohnung zu einem marktunüblichen Preis von 52 000 Euro" an SeniorInvest zu verkaufen. Teil der Vergütung sei ein wertloser Anteil an einer Firma gewesen. Versprochen wurde eine unrealistische Verzinsung von 7,5 Prozent. Weil der Anwalt der 75-Jährigen eingriff, wurde die Wohnung gerettet. Im Dezember durchsuchten Staatsanwälte und Polizisten schließlich das Büro (wir berichteten). Zu diesem Zeitpunkt hatte das Amtsgericht Barmbek Heike K. wegen eines anderen Betrugs bereits zu einem Jahr und drei Monaten verurteilt. Der Richterspruch ist noch nicht rechtskräftig. Es läuft die Revision. Zuvor hatte es bereits in Sachsen Urteile gegen die 42-Jährige gegeben.

Trotzdem machte Heike K. weiter. Laut Staatsanwaltschaft hob sie noch mindestens 50 000 Euro von einem Konto einer 80 Jahre alten Frau ab. Sie soll sich eine Vollmacht erschlichen haben. "Die Dame war nicht mehr gut zu Fuß. Deshalb bot die Verdächtige an, die Bankgeschäfte zu erledigen", sagt ein Ermittler. Allein in diesem Fall wird der Gesamtschaden mit mindestens 140 000 Euro beziffert. Sieben der 17 Taten soll Heike K. im Anschluss der Durchsuchungen begangen haben.

Die Ermittler fanden heraus, dass das Geld der alten Frauen nicht nur auf das Konto der Beratungsfirma ging, sondern auch auf das Konto einer Kartbahn, die der Lebensgefährte von Heike K. betreibt. "Mir ist davon nichts bekannt", sagte dieser dem Abendblatt auf Nachfrage. Ein weiterer Teil ging auf das Konto ihres Sohnes. Damit wollte die 42-Jährige offenbar die Rennfahrer-Karriere ihres Filius' unterstützen. Unter anderem soll es zu Rennen nach Monaco gegangen sein.