Die Organisatoren konnten die Krawalle nicht verhindern. Joachim Lenders, Gewerkschaftschef der Polizei, fordert harte Strafen.

Hamburg. Es war eigentlich eine abgemachte Sache. Aktivisten des Schanzenviertels wollten keine Krawalle im Anschluss an ihr nicht angemeldetes Stadtteilfest haben. Die Stadt sollte sehen, dass es auch ohne geht. Das war Konsens unter den Organisatoren. Andere aber wollten es mit allen Mitteln krachen lassen. Die anderen, das waren gewaltbereite Jugendliche, oft nicht älter als 21 Jahre. Die Randalierer siegten. Sie sorgten für eine Nacht der Gewalt, an deren Ende 19 Passanten und 28 Polizisten verletzt waren, zudem gab es Plünderungen und Brandstiftungen.

Dabei hatten die Schanzenbewohner viel für eine friedliche Nacht getan. Tagsüber pulsierte das Leben in ihrem Viertel. Sie bauten Flohmarktstände auf, verkauften Bier, grillten Würstchen und Fische. An der Ecke Schulterblatt/Susannenstraße spielten Bands auf einer Bühne. Und vor der Roten Flora hatten die linken Initiatoren des Festes Aufsteller mit ihren politischen Botschaften aufgebaut und friedlich protestiert.

Gegen Mitternacht allerdings versuchten Randalierer immer wieder, Barrikaden auf dem Schulterblatt aufzubauen und anzuzünden. Doch es gelang ihnen nicht. Die Initiatoren des Festes gingen dazwischen und zerrten den Unrat von der Straße. "Wir wollen beweisen, dass das Schanzenfest friedlich bleibt, wenn sich der Staat heraushält", sagte einer von ihnen zum Abendblatt.

Die Polizei schritt am Anfang selbst dann nicht ein, als ein Moped in einem Hinterhof in Flammen stand. Die Randalierer aber wollten Gewalt, suchten die Konfrontation. Als sie sahen, dass sie es rund um das Schulterblatt nicht schafften, rannten rund 200 Vermummte auf die Polizeiwache an der Stresemannstraße zu. Sie warfen Steine in die Fenster, schmissen Böller in die Büros. Jetzt musste die Polizei eingreifen. Da die Täter ins Schanzenviertel flüchteten, rückten rund 2000 Beamte gegen 1 Uhr mit Wasserwerfern vom Neuen Pferdemarkt aus ein. "Es ist so schade, was diese Idioten mit unserem Schanzenfest machen", sagte einer der friedlichen Teilnehmer, als die Polizisten an ihm vorbeiliefen.

Kurz darauf flogen schon Steine und Bierflaschen auf die Beamten. Diese setzten ihre Wasserwerfer ein. Einige Autonome hatten sich auf der gesperrten S-Bahn-Brücke am Ende des Schulterblatts versteckt und bewarfen die Beamten von oben mit Steinen aus dem Schotterbett. Später plünderten die Täter zwei Computergeschäfte. Allein sieben Randalierer wurden festgenommen. Insgesamt zehn Autos gingen in Flammen auf. Und sogar die Feuerwehr wurde mit Steinen angegriffen. Erst um kurz vor 5 Uhr kehrte Ruhe ein.

Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) lobte die Polizeitaktik als "gelungen". Antje Möller, innenpolitische Sprecherin der GAL, sagt: "Aus meiner Sicht war das veränderte Polizeikonzept beim Schanzenfest eine richtige Entscheidung." Ahlhaus allerdings betonte, dass sich das Konzept im Vergleich zu den Randalen im Juli nicht verändert habe. Damals seien die Polizisten allerdings eher ins Viertel gegangen, weil die Randalierer schon früh ihre Krawalle vorbereitet hätten.

Joachim Lenders, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft Hamburg, fordert drakonische Strafen. "Die Gewalt richtete sich nicht nur gegen Polizisten, sondern auch gegen Bewohner und ihre Geschäfte. Auch Ersttäter gehören weggesperrt." Bereits am Freitag wurden während der NPD-Kundgebung 60 Randalierer am Rande einer Gegendemonstration festgenommen.