Fußball ist sein Leben - auch heute noch. Doch weil Otto K. die Gelb-Rote Karte zeigte, soll ihn ein Spieler geschlagen haben.

Hamburg. Im Fußball gilt: Die Wahrheit ist immer auf dem Platz. Jetzt muss sie jedoch woanders gefunden werden, im Amtsgericht St. Georg. Angeklagt ist Jens F. (53), Spieler der zweiten Seniorenmannschaft des SC Vorwärts-Wacker 04. Otto K., damals 81 Jahre alt, pfiff ein Match gegen die Herren des SV Billstedt-Horn. Herrscht auf dem Platz Not am Mann, hilft Otto K. gern als Schiedsrichter aus. Seit 50 Jahren entscheidet der rüstige Rentner, was auf dem Spielfeld recht ist und was nicht.

In der 48. Minute, so die Anklage, soll F. den betagten Schiri als "Arschloch" beschimpft haben, nachdem der ihm die Gelb-Rote Karte gezeigt hatte. Dann soll er ihm in der Kabine seinen Ellenbogen mit einer solchen Wucht in den Bauch gerammt haben, dass K. einen Bauchdeckenbruch erlitt.

Der Senior schwingt mit Elan in den Gerichtssaal. Für ihn ist die Sache klar und Jens F. ein Hitzkopf. Einer, über den man tuschele im Verein, weil er häufig ausraste. Wenn er ihm auf der Straße begegne, dann "sehe ich den gar nicht mehr", sagt er. Zwischen den beiden gab es lange vor dem Spiel Zoff. F. erzählt, wie Otto K. einmal in seinem Tabakladen einem Kunden geschmuggelte Zigaretten anbot. Gegen K. hat die Staatsanwaltschaft deshalb ein Verfahren eingeleitet. "Alles Lüge", sagt K.

Jens F. ist sich aber keiner Schuld bewusst: "Er hatte mich auf dem Kieker." Er sei nach dem Platzverweis in die Kabine gegangen, nicht mit Wut, aber mit Hunger im Bauch. Er griff zum Brot mit Mettwurst, und in der engen Kabine müsse wohl K. direkt hinter ihm gestanden haben. Jedenfalls habe er den Senior kurz "Au" rufen hören, als er sich umdrehte. "Aber ich habe ihn nur leicht berührt." Der 83-Jährige ist sich sicher: "Er hat mich geschlagen, das war kein Versehen." Genau gesehen habe er das nicht. Wie er sich da sicher sein könne, dass es der Angeklagte war, fragt der Richter. "Der ist als Rüpel bekannt", sagt K. "Ich hatte Angst, ihm die Gelb-Rote Karte zu zeigen."

Ein Sportgericht hatte F. bereits zu einer halbjährigen Sperre verurteilt. Weil sich die Aussagen der beiden widersprechen, stellt das Gericht das Verfahren ein - gegen 600 Euro Geldstrafe für Jens F. Abpfiff, sozusagen. Das Spiel gewann damals der SC Vorwärts-Wacker 04 mit 4:1 - auch ohne F.