Aus Schulzeiten kennt Adam Bousdoukos den Regisseur Fatih Akin, hat in vielen von dessen Filmen mitgespielt. Doch der Hamburger macht noch mehr

Hamburg. Ein wenig abgehetzt kommt Adam Bousdoukos ins Café. Schaut sich um und winkt dann fröhlich durch den ganzen Raum. Lässig schmeißt er sich auf den Stuhl in der Ecke, die Jacke landet auf der Lehne nebenan. Dann kann es losgehen, das Gespräch über seine neuen Filme – und über ihn selbst.

Will man aber über Adam Bousdoukos reden, muss man unweigerlich auch über Fatih Akin sprechen. Schließlich ist Bousdoukos’ Karriere geradezu untrennbar mit der des Hamburger Filmemachers verbunden. Eine Freundschaft aus frühen Kindheitstagen, die bis heute andauert. „Kennengelernt habe ich streng genommen eigentlich erst einmal seine Mutter“, sagt Bousdoukos, auf Akin angesprochen. „Sie war Türkischlehrerin an meiner Grundschule in Altona.“ Den heute so bekannten Sohn habe er dann erst so richtig auf dem Gymnasium getroffen. „Wir wurden in Parallelklassen eingeschult.“

Durch die Liebe zum Film kam dann der erste Kontakt zwischen den Jungen zustande. „Ich habe mich in meiner Freizeit quasi nur damit beschäftigt.“ Am liebsten habe er „Ghostbusters“ gesehen. „Und irgendwann habe ich entdeckt, dass in dem anderen Klassenraum ein Zeichen aus dem Film hing. Das hatte Fatih dort befestigt.“ Richtig eng wurde die Freundschaft, als die beiden Jungs zwölf Jahre alt waren. „Wir landeten wegen unserer Fremdsprachenwahl in derselben Klasse.“ Der „Chaotentruppe“, wie er grinsend hinterherschiebt. Von nun an verbrachten die beiden viel Zeit zusammen. Schauten Filme, spielten Szenen nach. Begannen irgendwann damit, selbst Kurzfilme zu drehen und sich in der Video-AG zu engagieren.

„Mein Wunsch war es immer, zum Film zu gehen, ich wusste nur nie, wie ich das anstellen sollte“, sagt Bousdoukos heute und lacht ein wenig schelmisch. „Also habe er erst einmal eine Lehre zum Krankengymnasten begonnen. Ich dachte mir, du brauchst ja was, wovon du leben kannst.“ Sport habe ihn immer interessiert und so fiel die Wahl auf den Lehrberuf. Parallel dazu drehten er und Kumpel Fatih weiter Kurzfilme. Irgendwann entwickelten die beiden so ihr erstes eigenes Drehbuch. Doch wem anbieten, wem das Projekt vorschlagen? Die jungen Männer holten sich Anregungen bei der Hamburger Filmförderung. Entdeckten einen Streifen („Schattenboxer“), der sie so begeisterte, dass sie Kontakt zu der Produktionsgesellschaft aufnahmen. „Wir haben es dann einfach gewagt, denen unser Drehbuch auf den Tisch zu legen. Und siehe da, sie fanden die Idee toll.“

So kam es zum ersten gemeinsamen Film, dem Streifen„Kurz und schmerzlos“. „Die gesamte Umsetzung hat allerdings vier bis fünf Jahre gedauert. In der Zwischenzeit habe ich Schauspielunterricht genommen, Fatih hat studiert.“

Bereits mit seinem Debüt als Schauspieler sahnte Bousdoukos, dessen Eltern aus Griechenland stammen, Preise ab. Er erhielt zusammen mit seinen Filmkollegen den Bronzenen Löwen beim Internationalen Filmfest von Locarno und den Adolf-Grimme-Preis. „So wurde dieses Projekt zum Startschuss für meinen Weg als Schauspieler“, sagt Bousdoukos. Von einem „Durchbruch“ will er lieber nicht sprechen. „Was ist schon ein Durchbruch?“, fragt er bescheiden.

Seitdem hat Bousdoukos in fast jeder Akin-Produktion mitgewirkt. Auch bei dessen Projekt „The Cut“, das im vergangenen Herbst in die Kinos kam, übernahm er eine kleine Rolle. „Ich musste einen Priester spielen, der mehr oder weniger nur einmal durch das Bild läuft“, sagt er und lacht. Für diesen Auftritt reiste er zwei Tage nach Jordanien. „Wenn Fatih mich anruft und fragt, ob ich komme, ist es doch klar, dass ich das mache.“ Ein neuer gemeinsamer Film ist in Planung. „Aber so was dauert immer lange, deshalb kann ich auch noch nichts dazu sagen.“

Doch Bousdoukos ist mehr als der Kumpel von Akin. In vielen Filmen und Serien hat der 40-Jährige mitgewirkt. Sein Film „Ein Geschenk der Götter“ lief vor Kurzem in den Kinos. Parallel dazu hat er in einer neuen Krankenhausserie aus Hamburg mitgewirkt, einer „wirklich guten Produktion“, wie er sagt. „Und in der ‚Lindenstraße‘ war ich im vergangenen Jahr auch in einer Gastrolle zu sehen.“ Den Herbst über war er für sechs Wochen in Griechenland zu Dreharbeiten für einen neuen Film. „Ein griechischer Krisenfilm, aber ein wirklich lustiger, mit dem Namen ‚Highway to Hell‘.“ Mit im Gepäck waren dieses Mal seine Familie, seine Frau und seine drei Kinder. „So lange kann ich nicht ohne die vier sein“, sagt er schlicht. „Also nutzen wir die Zeit auch für eine Art Urlaub.“

Seine Ehefrau lernte er in seiner griechischen Taverne Sotiris kennen

Seine Frau übrigens hat er einer seiner vielen verrückten Ideen zu verdanken, wie er sagt. Einer griechischen Taverne, die er zehn Jahre lang in Ottensen führte. Im Jahr 2000 eröffnete er das Sotiris. „Ich habe viele Jahre lang nebenbei gekellnert“, so der Hamburger. „Aber irgendwann wurde ich rausgeschmissen, weil ich wegen meiner Dreharbeiten so oft fehlen musste.“ Kurz darauf habe er die kleine Taverne angeboten bekommen und zugeschlagen. „Meine Frau war dort meine größte Unterstützung. Die hat den Laden geschmissen.“

Nach zehn harten Jahren, in denen er sein Restaurant und die Schauspielerei parallel betrieb, war Schluss mit dem Sotiris. „Ich habe den Laden dichtgemacht, meine Frau aber habe ich mitgenommen.“ Den Laden schmeißen, das muss sie heute auch, allerdings zu Hause. Denn Bousdoukos bleibt bei seinen vielen Projekten oft nur wenig Zeit für die Familie. Neben der Schauspielerei ist Bousdoukos nämlich Mitglied in einer Band. Amane heißt die, benannt nach einer besonderen Gesangsform. Seit etwa drei Jahren spielen er und seine Kollegen griechisch-orientalischen Rock, er selbst spielt Gitarre, Bouzouki und singt.

In Kürze soll die erste eigene Platte auf den Markt kommen. Doch bei den vielen Dreharbeiten und Projekten wäre es nicht verwunderlich, wenn sich das Erscheinen der CD noch ein wenig verzögere, schiebt Bousdoukos hinterher. Und dann muss er auch dringend los. Die Kinder aus der Kita abholen. „Wenn ich schon mal da bin, ist das doch selbstverständlich.“

Dieser Beitrag ist auch im Magazin „Der Hamburger“ erschienen, das für 9,80 Euro an vielen Verkaufsstellen im Stadtgebiet erhältlich ist.