Corrado Falco, Betreiber des Gallo Nero in Hamburg-Winterhude und des I Vigneri am Rathaus, plant jetzt einen Delikatessenladen.

Neustadt. Das Restaurant gibt es seit 2010, sein Name ist weitaus älter. I Vigneri heißt es, benannt nach einer uralten Zunft von Winzern, die 1435 begannen, am Ätna auf Sizilien — also in der Erde von Europas mächtigstem Vulkan – besondere Rebsorten zu züchten.

Corrado Falco ist Weinliebhaber, dazu Sizilianer und Gastronom. Somit war der Name für sein Restaurant schnell gefunden. „Das I Vigneri ist eine Osteria, eine Art italienisches Wirtshaus mitten in Hamburg“, sagt Falco über sein Restaurant an der Großen Bäckerstraße 13. Es ist schon sein zweites Restaurant. 1999 hatte er das Gallo Nero an der Sierichstraße in Winterhude eröffnet. Der Ruf seiner exzellenten Küche zieht seitdem die Gäste an, das Lokal ist eine etablierte Größe, immer voll.

„Sehen und gesehen werden ist ein Thema“

Doch das war Falco nicht genug. Gerade in der Innenstadt fehlte es an einem Ort zum Verweilen. Als er die Räume des ehemaligen Werkzeugladens besichtigte, konnte er sich hier sofort seine Osteria vorstellen. Hohe Decken, viel Licht, viel Glas. „Sehen und gesehen werden ist in Hamburg definitiv ein Thema“, sagt er und lässt sein vergnügtes Lachen hören. Es stimmt, ins I Vigneri pilgern Rathauspolitiker, Firmenchefs und Agenturinhaberinnen. Vor allem mittags – das Abendgeschäft entwickelte sich erst langsam. „Wir bieten hier eine Mischung aus eleganter Atmosphäre und unverkennbarem Essen“, sagt Falco, „die Leute schätzen sehr, wenn sie erkennen, was sie essen.“ Er selbst sei kein Fan der verkünstelten, molekularen Küche.

So stehen auf der Speisekarte Seeteufel-Medaillons auf sizilianischen Kirschtomaten und Taggiasche-Oliven, piemontesisches Fassone-Rind mit Gemüse der Saison oder Penne mit frittierten Auberginen, Sauce aus Pachino-Tomaten. Das bedeutet auch: Die Zutaten seiner Gerichte bekommt Falco nicht in Hamburg, er lässt einen Großteil aus seinem Heimatland anliefern.

Tomaten aus dem Gebiet von Pachino in Sizilien, Fleisch aus dem Piemont, Oliven aus Ligurien. „Es ist ein großer Aufwand, aber der lohnt sich“, sagt Falco überzeugt. „Es ist vor allem deshalb schwierig, weil Italien so weit weg ist von Hamburg.“

Auch der 60-Jährige selbst esse lieber simpel, beispielsweise Manufakturnudeln mit kalt gepresstem Olivenöl. Diese Zutaten verkauft er bald auch einzeln, noch in diesem Frühjahr eröffnet er neben seinem Gallo Nero einen Alimentari, „einen italienischen Tante-Emma-Laden“ direkt am Poelchaukamp. Hier gibt es dann Weine, Öle, Nudeln und Saucen zu kaufen. Eben die hochwertigen Produkte, die Falco auch in der Küche verwendet. Mit seiner charmanten, zugewandten Art gewinnt der Winterhuder Herzen und lässt aus Gästen Freunde werden. Viele kommen seit Jahren an einem festen Wochentag und besuchen die Restaurants wie Familienangehörige.

In den Sommerferien geht es in seine sizilianische Heimat

Erst im Herbst 2013 hatte Gastgeber Falco die Tagesbar I Vigneri Caffè gegenüber dem neuen Restaurant in der Altstadt eröffnet. Vom Tresen aus bietet sein Team einfache, solide italienische Kleinigkeiten und Caffè – auch zum Mitnehmen – an. Alles eher rustikal gehalten, mit liebevoller Führung. Vorzüglicher Schokoladenkuchen sowie Lasagne, belegte Panini, gepaart mit gemütlicher Einrichtung und italienischem Stimmengewirr.

Ein bisschen Heimat für Corrado Falco in seiner Wahlheimat Hamburg. 1985 kam er in die Hansestadt, „Deutschlands eleganteste Stadt“, sagt er. Corrado Falco arbeitet bis 1997 als Barchef in der legendären Szenelokalität Insel am Alsterufer. Hier lernte er auch seine Frau kennen, die ihn heute in der Verwaltung seiner Unternehmen unterstützt. „Ich bin für meine Gäste da, für guten Service, gute Beratung, fürs Operative eben“, sagt Falco.

33 Angestellte hat er mittlerweile, „wie eine Großfamilie“, sagt er. Dazu zwei Töchter, Antonia ist zwölf und Nina 17 Jahre alt.

Die Große hilft am Wochenende im Gallo Nero mit, begrüßt die Gäste und führt sie zu ihrem Tisch. „Ich denke, dass es sehr wichtig ist, dass meine Kinder sehen, was ich tue“, sagt Falco. Auch seine Wurzeln sollen sie kennen, deshalb geht es in den großen Ferien immer nach Sizilien. Ausnahmslos. Hier hat die Familie Land mit Olivenbäumen. „Nina hat mich schon gefragt: ‚Papa, vielleicht gibt es in der Welt auch noch etwas anderes zu sehen außer Italien?‘“, erzählt er. Nun ja. Klar, gibt es. Aber am schönsten? Ist eben Sizilien. Und Hamburg. Basta.