Nach zwei Jahrzehnten auf Sylt eröffnete der dänische Surfer und Fotograf Brian Bojsen ein Restaurant im Strandlook.

Hamburg. Sylt war seine Heimat. Fast 20 Jahre lang lebte der Däne Brian Bojsen dort, wo viele Hamburger am liebsten jeden freien Tag verbringen würden. Zwischen Dünen und Deichen, mit Blick auf das Meer. Sylt, ein nordischer Sehnsuchtsort. Idyllisches Landleben, gespickt mit einer tüchtigen Prise Glamour. Genau dieses Flair hat er eingefangen in seinem jüngst eröffneten Restaurant, dem Brian’s Steak und Lobster in der Milchstraße 25. Mit einem dänisch-freundlichen „Du“ begrüßt der Neu-Gastronom dort jetzt seine Gäste – zwischen hellen Lederstühlen und Cola-Gläsern.

Von Dänemark nach Pöseldorf – das geht eigentlich in wenigen Stunden. Bei Bojsen indes war es eine Reise mit Zwischenstopps in aller Welt. Längster Aufenthalt: eindeutig auf Sylt. Bojsen, der heute 42 Jahre alt ist, hatte sich schlicht verliebt in dieses Eiland mit der „steifen Brise“, kam nicht mehr los. Und weil er seine tiefen Eindrücke bewahren wollte, begann er kurzerhand zu fotografieren. Er „knipste“ sein Sylt „von der Wasserkante aus“, wie er sagt. Herausgekommen sind großformatige Sichten auf Wellen und Menschen – immer wieder auch Surfer. Denn neben der Fotografie ist das Wellenreiten die große Leidenschaft im Leben des zweifachen Vaters.

Alles hatte hinter einem Bartresen zwischen ungespülten Gläsern und angekauten Strohhalmen begonnen. „Ich kam 1993 als junger Cocktailmixer nach Sylt“, erzählt Bojsen, „dort habe ich dann bei Herbert Seckler in der Sansibar gekellnert.“ Die Touristenzahlen stiegen deutlich an, der Umgang mit unterschiedlichen Menschen fiel dem aufgeschlossenen Mann aus Dänemark leicht, die Urlauber schätzten die Lockerheit Bojsens. Alles lief bestens in der schon damals legendären und bekanntesten Strandbude Deutschlands. Bis zu dem einen Tag – „als mir die Rettungsschwimmer vor der Haustür gezeigt haben, wie surfen geht“.

Seit diesem Zeitpunkt war Bojsen infiziert, kein Tag verging, an dem er nicht mit seinem Brett auf dem Wasser war. Er lernte schnell, wurde immer sicherer und konnte bald die Weite des Meeres genießen. Es wurde eine Art Sucht, sodass es ihn kaum an Land hielt. Das Problem dabei war, dass diese Sucht mit seiner Arbeit kollidierte. „Sobald es gute Wellen gab, habe ich mich mit Seckler in die Haare gekriegt, weil ich dann raus wollte und immer schlechte Laune hatte.“ Er muss schmunzeln, als er sich an jene Momente erinnert.

Bojsen brauchte einfach mehr Zeit zum Surfen, und so beschloss er, nur noch sechs Monate im Jahr zu arbeiten, die anderen sechs verbrachte er mit Wellenreiten. Und zwar auf der ganzen Welt. „In Reiner Hinsens Osteria auf dem Campingplatz in Westerland, einem echten Kult-Restaurant, habe ich sieben Jahre lang immer die komplette Sommersaison gekellnert, dann bin ich losgeflogen.“ Hawaii, Indonesien, Galapagosinseln, USA, Mexiko, Ecuador. Einfach surfen. Relikte aus dieser Zeit sind heute in seinem Restaurant zu sehen. Dort, wo früher Pius Regli, Chef des Kampener In-Lokals Manne Pahl, seine Weinschränke hatte, lehnen nun lange Surfboards an der Wand und großformatige, romantische Wellen-Wasser-Fotoprints holen das Strandfeeling in die Stadt.

Bojsen findet, dass „Hummer, Champagner und Flip-Flops“ bestens zusammenpassen. „Die Inneneinrichtung ist ein Mix aus hellen Holzmöbeln wie in den Hamptons und ein bisschen lässiger California Style“, sagt Bojsen, der auch lange Zeit in der Eventbranche bei Konzerten arbeitete, fotografierte, Touren und Events technisch organisierte.

Er möchte, dass sein von Lässigkeit geprägtes Lebensgefühl in seinem Beachhouse-Restaurant zum Ausdruck kommt. Auch kulinarisch. „Mit meinem Koch Olli Hinz habe ich jemanden gefunden, der meine Ideen umsetzt. Zum Beispiel einen Burger mit Ziegenkäse, Birne und karamellisierten Walnüssen. Das ist schon jetzt ein absoluter Klassiker“, sagt Bojsen. Dazu stehen Hummer mit Süßkartoffel-Pommes und Trüffelmayonnaise oder große Steaks auf der Speisekarte.

Dann kommt Sohn Jaden dazu. Der 14-Jährige wurde gerade von Mutter Bettina von der Schule abgeholt. Er hat ähnlich klare Vorstellungen wie sein Vater, will auch auf die Bretter. Aber auf jene, die dem Sprichwort nach die Welt bedeuten: „Ich möchte Schauspieler werden!“ Und dafür investiert Jaden seine komplette Freizeit, Ferien inklusive. Unterstützt von seinen Eltern war er seit seinem achten Lebensjahr im Musical „Tarzan“ einer der jungen Hauptdarsteller, spielt in der NDR-Kinderserie „Die Pfefferkörner“, die seine Schwester Sienna immer guckte, eine der fünf Spürnasen und hat auch schon die Hauptrolle des kleinen Jungen im neuen Musical „Das Wunder von Bern“ für die Werbeaufnahmen gelernt.

Auf der Bühne wird man Bojsen junior dort allerdings nicht bewundern können, denn durch sein Engagement bei der Fernsehserie ist das Kontingent seiner Arbeitstage als Kind ausgeschöpft. „Nächstes Jahr würde ich gern einen Kinofilm drehen“, sagt Jaden, der in die achte Klasse geht. „Aber ich möchte auch mein Abitur machen.“ Für den Jungen ist der Umzug nach Hamburg ein Segen, „denn jetzt müssen wir nicht mehr jedes Wochenende zu den Vorstellungen oder Proben die weite Strecke fahren“, sagt er.

Und: „Sylt vermisse ich wirklich gar nicht, denn hier kann ich endlich machen, was ich wirklich will.“ Vater Brian lächelt nachsichtig. „Mir fehlt die Insel schon“, sagt er leise. „Aber dafür hole ich mir mein Sylt-Gefühl durch das Restaurant hierher.“