Sven Odia ist jetzt gemeinsam mit Christian Völkers Vorstandschef bei Engel & Völkers

Neustadt . Menschen ziehen um, ziehen weg, die Familie vergrößert sich, verkleinert sich, teilt sich, kommt in neuer Form zusammen. Menschen suchen Häuser, Wohnungen, Appartments, Lofts, Penthouses, Villen.

Für sie alle ist Sven Odia, 37, da. Nun gut, zumindest für alle, die im Luxusbereich unterwegs sind. Und auch, wenn Odia heute gemeinsam mit Christian Völkers die Geschicke des Immobilienmaklers „Engel & Völkers“ leitet, war er doch vor 17 Jahren einer derjenigen, die lernten, wie man die Vorzüge einer Immobilie bestens präsentiert. Unternehmensgründer Völkers erteilte Odia, übrigens einem Eigengewächs der Firma, nicht erst mit dem seit dem 1. Oktober geteilten Vorstandsvorsitz einen Ritterschlag. Schon vor vielen Jahren war er auf Odia aufmerksam geworden.

Denn Odias Geschichte, sein beruflicher Aufstieg könnte nicht enger mit dem Unternehmen Engel & Völkers verknüpft sein – es gab schlicht nie einen anderen Arbeitgeber im Leben des Hamburgers. Und es war die gerade beginnende Suche vieler Deutscher und Hamburger nach Feriendomizilen auf der Insel Mallorca, die ihm zu seinem beruflichen Fundament verhalf. „Nach meiner Ausbildung hier zum Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft bin ich nach Mallorca gegangen und habe in Port d'Andratx als Lizenzpartner das Geschäft aufgebaut“, sagt Odia, der am Konferenztisch seines Büros in der Zentrale des Unternehmens an der Stadthausbrücke sitzt. Er hört interessiert zu, richtet ab und an die rotgemusterte Krawatte.

Unter der Dachmarke agierte er ab 2001 somit als eigenständiger Unternehmer. Als 22-Jähriger. Nach Abitur, einem angefangenen Jura-Studium und zwei Jahren Ausbildung. Mutig? Wagemutig? „Irgendetwas hat mich getrieben, ich wollte das unbedingt und voller Überzeugung machen“, sagt er. Odia hat mit seiner empathischen Herangehensweise Erfolg bei den Kunden, trotz oder gerade weil er noch so jung ist. „Egal in welchem Alter, man muss wissen, wovon man redet“, sagt er. „Vertrauen auszustrahlen und aufzubauen, das ist für einen Makler ungeheuer wichtig.“

Odia paart deshalb geballtes Fachwissen über Teilmärkte, Preisniveaus der Region, Lagen, Lichtsituation, rechtliche Belange mit seinem verbindlichen Auftreten. Kann zuhören. Denn hinter jedem Verkauf und Kauf steckt die private Geschichte der Beteiligten. Und da ist auch Odias persönliches Glücksempfinden. „Ich hatte alles, was ich wollte: die Herausforderung, weit weg von Hamburg etwas aufzubauen und diese traumhaften Objekte.“

Viele Hamburger werden seine Kunden, allein im ersten Jahr verkauft er nach eigenen Angaben 25 bis 30 Objekte. „Man muss in diesem Luxussegment das Lebensgefühl, das die Immobilie ausstrahlt, vermitteln, nicht die Grundmauern nahe bringen“, weiß der Profi. „Eine Ferienimmobilie ist kein Grundbedürfnis, ein Zweitwohnsitz ist ein rein emotionales Thema.“ An seine erste verkaufte Immobilie erinnert er sich noch genau, wirkt fast wehmütig und kurz gedankenverloren. „Den Abschluss machte ich im September 1999 im Hotel Castillo Son Vida mit einem atemberaubenden Blick über die Bucht von Palma. Ich erinnere mich gut daran, wie die Stimmung in dem Haus war.“ Weitere Infos zu Käufer oder Objekt? Fehlanzeige. Das verbietet sich von selbst. Odia weiß eben, wann der richtige Zeitpunkt zum Sprechen oder Schweigen ist.

Seine Kompetenz entgeht auch dem Firmengründer nicht. Christian Völkers beruft den 23 Jahre jüngeren Mitarbeiter zurück nach Hamburg. Gemeinsam mit ihm treibt er die Internationalisierung des Unternehmens voran – Markteintritte in Südafrika, der Schweiz, Italien, Frankreich. Die Firma orientiert sich an den so genannten Suchkundenströmen: In welchen Regionen sind Feriendomizile gerade angesagt? Wo ist der Bedarf im Luxussegment? „Das erste Schild für ein Büro in einem anderen Land aufzustellen, den Aufbruch zu spüren, das ist und war immer ein tolles Gefühl“, sagt Odia. Heute hat die Firma 5000 Immobilienberater in 38 Ländern.

Odia lebt mit Frau und zwei Kindern in einem Haus in den Elbvororten

Für den in Ellerbek geborenen Odia geht es stetig weiter, stetig bergauf. Deshalb wurde es ihm auch niemals langweilig, er ließ sich nie abwerben. Denn Stillstand gibt es für ihn nicht: 2001 wurde er Geschäftsführender Gesellschafter der Engel & Völkers International GmbH, bevor er 2006 in den Vorstand der Engel & Völkers AG aufstieg und 2009 Anteilseigner wurde. Für den verheirateten Familienvater bedeutet das: „Die ersten Jahre habe ich überwiegend in Flugzeugen und Hotels verbracht, daher schätze ich die Zeit, einfach nur zu Hause zu sein umso mehr.“ Zu Hause, das ist ein Haus in den Elbvororten, das er „natürlich selbst gefunden hat“. Seine Frau Stefanie, ebenfalls aus der Immobilienbranche, ebenfalls Engel & Völkers, managt hier in seiner Abwesenheit das Leben mit der sechsjährigen Maxine und dem zehnjährigen Felipe sowie Labrador George. Insofern herrscht auch zu Hause keineswegs Stillstand. „Mit zwei kleinen Kindern ist sowieso immer was los, ansonsten jogge ich gern mit dem Hund durch den Jenischpark oder spiele Tennis.“

Auch genieße er manchmal einfach sein Haus. Das Zuhause, das ihm viel bedeutet. „Auch wenn es abgenutzt klingen mag, aber für mich ist es wahnsinnig viel wert, die eigene Haustür auf zu machen. Ich mag das Wort ‚Zuhause‘ und schätze die Wertigkeit einer eigenen Immobilie“, sagt der Mann, der beruflich die schönsten Häuser der Welt gesehen hat. „Immer komme ich – zum Leidwesen meiner Frau – mit neuen Einrichtungsideen wieder und habe mich auch schon öfter in Immobilien verliebt“, sagt er. Berufskrankheit? Das Firmenmagazin „Grund genug“ blättere er grundsätzlich von hinten durch, beginnt also bei der Vorstellung der schönsten Villen, Wohnungen und Anwesen. Denn Odia will und kann seine ersten Schritte als Makler in der Welt der Luxusimmobilien nicht vergessen. Mit einem kleinen Lächeln sagt er: „Wenn ich freitags unsere Umsätze gemeldet bekomme, dann schaue ich auch heute noch sofort den Shop in Port d'Andratx an.“ Der ist immer unter den Top 5 des Unternehmens. Sven Odia ist jetzt unter den Top 2.