Die Schwestern Linda und Kaya Stork holen die Trainingsmethoden der US-Stars nach Hamburg.

Winterhude. Kaya Stork hat einen Bachelor in Wirtschaftspsychologie und einen Master in Personalwesen, Linda hat internationales Business Management studiert. Gemeinsam haben die Schwestern vor vier Wochen ihr eigenes Fitness-Loft an der Barmbeker Straße 3a in Winterhude eröffnet. Was auf den ersten Blick nicht unbedingt nach einem stringenten Lebenslauf aussieht, ist für die beiden jungen Frauen „ohne Frage der richtige Weg“.

Sie sind die Ersten in Europa, die nach einer Ausbildung bei Startrainer Sebastien Lagree im Fitness-Mekka Los Angeles seine Regeln für einen durchtrainierten Körper weitergeben dürfen. Was Victoria-Secret-Models, Hollywood-Schaupielern und Leistungssportlern in den USA bereits seit mehreren Jahren gegen unerwünschtes Hüftgold und Rippenfett hilft, soll nun auch die Hamburger in ihrem „BodyMethod“-Studio in Form bringen.

Wer allerdings zu hoffen gewagt hat, dass der Trend ohne Schweiß und Muskelzittern auskommen könnte, der irrt. Gewaltig. Denn das innovative Training findet auf dem sogenannten Megaformer statt. Einem schlitten-ähnlichen Sportgerät. „Unsere Megaformer bestehen aus einer festen Kopf- und Fußplattform und einem beweglichen Mittelteil“, erklärt die 22-jährige Linda. „Seilzüge und verschiedene Handstücke sind zusätzlich für die über 200 verschiedenen Übungen da.“ Acht dieser großen Geräte haben die beiden aus Los Angeles anliefern lassen, mehr Teilnehmer können demnach die je 55-minütigen Kurse auch nicht besuchen. „Das gehört zu unserem Konzept“, sagt Kaya, „so können wir jedes unserer Mitglieder genau sehen und korrigieren.“

Denn die unterschiedlichen Übungen mit Namen wie „spider kicks“, „standing inner circle“, „elevator lunch“, „plank to pike“ oder „biceps curl“ werden schnell hintereinander trainiert, Pausen gibt es nicht. Dafür Lindas motivierende Stimme, die durch ihr Kopfmikro schallt: „Ihr schafft das alle, keiner gibt auf, alle für das Team!“ Die Durchhalteparolen erinnern an die amerikanische Herkunft des Work-outs, aber nicht nur im sonnigen Santa Monica funktionieren die gruppendynamischen Ansprachen. Keiner der acht Kursteilnehmer gibt auf, alle halten durch. Zwei- bis maximal dreimal pro Woche soll und darf trainiert werden. „Die Muskeln brauchen aufgrund der hohen Intensität unbedingt Regenerationszeit“, sagt Linda. „In unserem Training werden die Muskeln bis zur Erschöpfung trainiert, dazu kommt der Cardio-Aspekt durch die hohe Herzfrequenz, dann Stretching. Das fordert heraus.“

Gemeinsam sind die Schwestern bei einem Trip an die Westküste der USA auf Lagree-Fitness aufmerksam geworden. Eigentlich waren ihre Eltern schuld. Denn die fragten ihre Töchter nach einem Wunsch zum Studienabschluss 2013 und schenkten die Fernreise. 90 Tage lebten die beiden ab Januar in diesem Jahr dort. „Wir waren beide schon immer an Fitness interessiert, haben regelmäßig Sport gemacht und gesund gelebt“, sagt Kaya, „aber dass wir dann in Santa Monica an einem Lagree-Studio vorbeilaufen, in den immer ausgebuchten Kursen zwei Plätze frei sind und wir auch noch schnell die Expansionsmanagerin kennenlernen, das war Schicksal.“ Sie seien sofort „infiziert“ gewesen. Auch weil sie schnell körperliche Veränderungen gesehen hätten, „Resultate“ nennt Linda die Gewichtsabnahme und den gleichzeitigen Muskelaufbau.

Ihr Vater hatte gehofft, dass die beiden in seine Spedition einsteigen

„Die Entscheidung, die Ausbildung bei Sebastien Lagree zu machen, die Geräte und die Lizenz zu erwerben, die ist schon in den USA gefallen“, sagt sie. „Kaya und ich standen uns schon immer nahe, aber während unserer Auszeit sind wir noch einmal mehr zusammengewachsen.“ Voller Begeisterung teilten sie auch ihren Eltern den Entschluss mit. Gerade für Vater Stork, der noch einen letzten Rest Hoffnung hatte, dass eine seiner Töchter eventuell die familieneigene Spedition in Rothenburgsort übernehmen könnte, waren die Pläne überraschend. „Papa war anfangs nicht so begeistert“, sagt Linda und lacht ihre Schwester an, „,Was, ihr wollt ne Muckibude eröffnen?‘, hat er gesagt. Aber dann hat er uns doch geholfen und mit seinen Geschäftskontakten die Megaformer nach Hamburg transportiert.“ Im Gegensatz zur Mama hat Stork senior die Geräte aber noch nicht getestet.

Allerdings ist da recht viel von des Vaters Erbgut in den Töchtern: „Es hat uns extrem gereizt, auch selbstständig zu sein“, sagt Kaya, „gerade als Frauen machen wir uns Gedanken über unsere berufliche Laufbahn und Zukunftsplanung.“ Und ja, da waren auch Zweifel. Die sind noch immer da. „Es birgt sicherlich Gefahren, die wir jetzt noch nicht abschätzen können, aber wir sehen es als einmalige Chance“, sagt Kaya. Für die ersten Wochen sind sie zufrieden – die Kurse werden gut gebucht. Ihr Ziel für 2015? „Papa auf den Megaformer zu bekommen“, sagt Linda mit einem Augenzwinkern. Und auch das werden die zielstrebigen Schwestern sicher schaffen.