Was für Annika Taschinski und Thomas Kliefoth als Lebenstraum begann, ist heute ein expandierendes Unternehmen. Die Rösterei Elbgold denkt aber auch an die Kaffeebauern.

Schanzenviertel. Auch wenn es kitschig klingt und ein bisschen abgegriffen, bei dieser Geschichte stimmt es: Annika Taschinski und Thomas Kliefoth haben sich mit ihrer Kaffeerösterei Elbgold vor zehn Jahren „einen Lebenstraum erfüllt“. Dass der Laden in Winterhude so einschlagen, sie einige Jahre später einen größeren in der Schanze eröffnen würden und jetzt sogar einen dritten in Eppendorf, damit hat das Paar nie gerechnet. „Unser Plan war, guten Kaffee nach Hamburg zu bringen, ihn hier nach traditionellen Methoden per Hand zu rösten und dann an Interessierte zu verkaufen“, sagt Kliefoth.

Es war ein schlichtes, vor zehn Jahren aber noch eher außergewöhnliches Konzept. So entstand das Elbgold am Mühlenkamp. Mitte Dezember 2004 eröffneten die beiden ein kleines Ladengeschäft, in dessen hinterem Bereich Kliefoth selbst den frischen Kaffee röstete. Seine Freundin stand am Tresen und bot die verschiedenen Sorten zum Kaufen und Trinken an.

„Wir sind in wenigen Tagen aber vollkommen überrannt worden. So viele Menschen wollten vor allem etwas trinken“, erinnern sich beide. „Und schon nach kürzester Zeit war klar, wir brauchen auch ein paar Kleinigkeiten zum Essen.“ Natürlich nur etwas, was zu dem Getränk auch passte. So entstand innerhalb weniger Wochen ein richtiges Café. Viele Kunden wissen heute sicherlich gar nicht, dass das Elbgold ursprünglich in erster Linie eine Rösterei war.

Bis heute sehen sich die beiden, die seit 20 Jahren ein Paar sind, vor allem als Bohnenexperten und -verkäufer. So macht der Verkauf an Großkunden und Privatleute nach wie vor die Hälfte des Umsatzes aus. „Das ist uns unheimlich wichtig. Das ist nach wie vor unser Konzept und wir wollen es auf keinen Fall verwässern“, sagt Kliefoth.

So wird der neue Laden am Eppendorfer Baum auch mit 70 Quadratmetern relativ klein. „Es wird nur ein paar Tische geben, der Rest ist für den Verkauf und natürlich für Gespräche über Kaffee bestimmt.“ Mitte Dezember, passend zum zehnjährigen Bestehen, soll die dritte Filiale ihre Türen öffnen.

Annika Taschinski und Thomas Kliefoth leben ihre Liebe zur braunen Bohne bis ins kleinste Detail. So tief haben sich beide in die Materie eingearbeitet, dass sie seit einigen Jahren zu einer weltweiten Jury gehören, die Kaffees für eine internationale Auszeichnung bewertet. Die Sorten, die dabei gut abschneiden, werden später für viel Geld versteigert, teilweise bezahlen die Käufer 100 Euro pro Kilo.

Das Besondere: 80 Prozent des Erlöses erhält der Bauer selbst. Auch die Hamburger ersteigern immer wieder ausgezeichnete Sorten. „Wir lernen durch diese Jurymitgliedschaft Bohnen und Hersteller kennen und kaufen nicht selten von den Bauern dann direkt.“

Dieser direkte Kontakt ist die Grundlage ihres Geschäfts. So fliegt besonders Kliefoth mehrfach im Jahr vor allem nach Südamerika und Afrika. Trifft die kleinen Bauern, verhandelt und bringt dann die Säcke mit nach Deutschland. „Unser Konzept basiert darauf, eine langfristige, partnerschaftliche Beziehung zu den Farmern aufzubauen.“

Der Bedarf für das Unternehmen ist mittlerweile groß. Zwischen 70 und 80 Tonnen benötigt Elbgold für Zubereitung und Verkauf pro Jahr. Mit jeder Filiale werden es mehr. Dazu kommen Großkunden wie das Hotel 25hours oder das Resort Weißenhaus am Weißenhäuser Strand. Oder Hamburger Institutionen wie das Sternerestaurant Piment und das Restaurant Engel. Und auch Sternekoch Frank Rosin ordert bei ihnen.

Bis heute sind die beiden Gründer, obwohl mittlerweile 54 Frauen und Männer für Elbgold arbeiten, in alle Bereiche selbst eingebunden. Die 42-Jährige gelernte PR-Beraterin steht noch oft hinter dem Tresen, pflegt die Kundenkontakte. Sie plant und organisiert aber auch die neue Filiale. „Dort werde ich sicherlich wieder eine ganze Weile erst einmal im Verkauf aushelfen.“

Ihr Lebensgefährte kümmert sich unterdessen als studierter Architekt um jedes Detail der Einrichtung, ist aber auch für die gesamte Technik der Geschäfte zuständig. Und natürlich für den Einkauf des Kaffees. Gegenseitig unterstützen sie sich bei allen Fragen. „Rückblickend ist klar, allein hätten wir beide ein solches Projekt nie stemmen können, das ging und geht nur durch unsere Teamarbeit. Dadurch, dass wir einander haben, um alles zu besprechen und zu teilen.“

Urlaub oder freie Tage gönnen sich die beiden nur selten. Hier ein paar Tage, dort höchstens mal eine Woche. Mehr waren in den vergangenen Jahren nicht drin. „Das hat uns bisher auch nichts ausgemacht. Wir haben jeden Tag so eine große Freude an dem, was wir machen, dass der Stress und die Arbeit gar nicht so sehr an uns zehren.“ Seit Kurzem sorgt allerdings ihre Labradorhündin Mila dafür, dass sie sich zumindest immer wieder kleine Auszeiten gönnen.

„Die Spaziergänge tun uns beiden unheimlich gut“, sagt Taschinski. „Auch deshalb haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal zwei Wochen am Stück gemeinsam pausiert.“ In einem Ferienhaus in Dänemark – denn in exotischen Ländern seien sie durch ihren Beruf ja schon so oft. Fast klingt es, als wolle sie sich für den ersten richtigen Urlaub entschuldigen. Bei der vielen freien Zeit und den langen Spaziergängen sei dann die Idee zu einer neuen Filiale entstanden – was auch sonst.

Auch für das kommende Jahr gibt es bereits Pläne. „Jetzt muss erst einmal die neue Filiale laufen“, sagen sie. Dazu kommt der Ausbau der eigenen kleinen Hauskonditorei. „Wir haben bereits vor einem Jahr begonnen, selbst zu backen“, sagt Annika Taschinski, „aber den Großteil immer noch von der Bäckerei Pritsch und vor allem von der Konditorei Sweet Dreams geliefert bekommen.“ Als die Konditoren vor einigen Wochen ihren Laden verkauften, planten die beiden kurzerhand um. „Jetzt haben wir vier Konditoren und backen jeden Morgen selbst.“ Croissants und Franzbrötchen genauso wie verschiedene Kuchen. Nur das Brot komme nach wie vor von Pritsch.

Ihr 42 Jahre alter Lebensgefährte will sich zudem 2015 verstärkt um den asiatischen Markt kümmern. „Auf Java gibt es wunderbaren Kaffee. Doch dort den direkten Draht zu den Bauern zu bekommen, ist äußerst schwierig“, sagt er. „Unser wichtigstes Ziel ist es jetzt, dort einen Fuß in die Tür zu bekommen und endlich auch gute, direkt gehandelte Sorten aus Asien anbieten zu können.“ Damit sie die ganze Palette in ihrem Angebot haben.