Joseph-Carlebach-Schule lud zur Benefizveranstaltung

Rotherbaum. Die Entwicklung der Hamburger Joseph-Carlebach-Schule am Grindelhof ist eine besondere Erfolgsgeschichte. Im Jahre 2007 mit nur 12 Schülern gegründet hat sie heute 141 jüdische und nichtjüdische Schüler aus 13 Nationen. Sie lernen im Gebäude der ehemaligen Talmud-Tora Schule, nach dessen Leiter, dem 1941 ermordeten Rabbiner und Wissenschaftler Joseph Carlebach, sie benannt ist.

Am Mittwochabend bildete sie den festlichen Rahmen für eine Benefiz-Veranstaltung (Magbit). Organisiert wurde sie von Keren Hayesod, dem Gründungsfonds Israels, der schon ab 1920 Spenden sammelte, um später die ersten Strukturen des Staates Israel finanzieren zu können. Heute kümmert sich Keren Hayesod vor allem um Benachteiligte und Minderheiten, greift ein, wo der Staat es nicht mehr schafft. „Die Kinder der Schule haben Spenden unter anderen mit einem Bobbycar-Rennen aufgebracht“, sagte der Hamburger Rechtsanwalt Philipp Stricharz, Vorsitzender von Keren Hayesod Hamburg. Das Gros der Spenden haben allerdings Hamburger Unternehmen beigesteuert. Aber es waren die Kinder der Joseph-Carlebach-Schule, die das Spenden-Ziel ausgewählt haben: Vier Bildungsjugenddörfer in Israel, darunter das 1949 gegründete Jugenddorf Ramat Hadassah. Die junge Israelin Natalie aus Ramat Hadassah war extra nach Hamburg gekommen, um sich zu bedanken. Sie schilderte ergreifend ihre Geschichte. Ihre drogensüchtigen Eltern hatten sie als Kind einfach verlassen, bis sie schließlich in dem Dorf eine nie gekannte Geborgenheit erfuhr. Ihr Motto ist heute: „Sei du die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“

Ehrengast des Abends war der israelische Minister und stellvertretende Parlamentschef Ofir Akunis, Bürochef von Premier Benjamin Netanjahu. Sein Amt ist vergleichbar dem eines deutschen Kanzleramtschefs. „Ich bin sehr glücklich zu sehen, dass die jüdische Gemeinde in Deutschland wieder äußerst lebendig ist“, sagte Akunis dem Abendblatt. „Ich sehe, dass die Kinder hier auch Hebräisch lernen und in der Bibel lesen. Es ist ein Zeichen der Verbundenheit unserer beiden Völker und es hat Ausstrahlung auf Hamburg und auf ganz Deutschland.“

Die größte Bedrohung für Israel und auch für Europa käme heute nicht aus dem Rechtsextremismus, sondern aus der Mittelmeer-Region mit dem militanten Islamismus. Der Minister betonte ausdrücklich, dass dies nicht für den Islam und die Muslime gelte, sondern lediglich für eine kleine Minderheit von gewaltbereiten Extremisten, gegen deren Terror sich Europa, die USA und Israel zusammenschließen müssten.