Bei der Pariser Fashion Week zeigten sie ihre Kreationen. Fotos erschienen in der „Vogue“

Hamburg. So ganz können sie ihren Erfolg noch nicht fassen. „Wir haben uns einfach dazwischengestellt und unsere Performance gemacht“, sagt Hannah June Spannuth. Allerdings nicht irgendwo. Die Modestudentinnen aus Hamburg wollten schon ganz vorn mit dabei sein – bei der Fashion Week in Paris, einem der wichtigsten Modeereignisse des Jahres.

Und so kommt es, dass inzwischen mehrere Hundert Fotos von den elf Hamburgerinnen in der ganzen Welt kursieren. Vor dem Grand Palais und dem Trocadero tauchen sie plötzlich mitten im bunten Modezirkus auf in ihren weißen Kleidern, in denen die jungen Frauen an Elfen erinnern oder an Schneeflocken. „Marshmallow Girls“ wurden sie von den Parisern getauft, nach den weißen Süßigkeiten aus Schaumzucker. „Wir wurden immer wieder gefragt, von welchem Designer unsere Sachen seien“, sagt Thuy Ha und lacht.

Ende September waren die Modestudentinnen auf eigene Faust nach Paris gereist. Im Gepäck hatten die jungen Frauen aus dem Studiengang Department Design der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) ihre eignen Kreationen. „Die Idee war, an den Ort zu gehen, an dem Mode entsteht“, sagt Professorin Viktoria Greiter, die die Klasse leitet. Sie haben einfach gesehen werden wollen, sagen die Studentinnen. Ein Experiment. Denn auf den großen Defilees in der europäischen Modemetropole wird das ganz große Rad gedreht, doch Modeschüler gehören nicht unbedingt dazu. Die Hamburgerinnen haben sich trotzdem getraut. Anfangs mit Herzklopfen.

„Wir haben sofort viel positive Aufmerksamkeit bekommen“, sagt Pauline Langmaack. Schon in der Metro hätten die ersten Handykameras geklickt. Vor dem Eiffelturm dann sowieso.

Zurück in Hamburg sitzen sie im Atelier der Hochschule an der Armgartstraße. Dort waren die Entwürfe im vergangenen halben Jahr entstanden. Zunächst sei es um die Silhouette der Kreationen gegangen, erzählt Professorin Greiter. Dann habe sich nach und nach die Idee entwickelt, damit aus der Klasse herauszugehen. Und auch aus Hamburg. „Weiss 11“ haben die Studentinnen ihr Projekt genannt. Besonderer Hingucker: der dicke, leichte Stoff, aus dem die übergroßen Kleider gemacht sind. Manche einteilig, andere mit gewickeltem Rock oder kurzer Hose. Es gibt ungewöhnliche Kragen und in die Baumwollschicht des weißen matten Materials gearbeitete Muster.

„Wichtig sind nicht nur die Schnitte, sondern auch die Details, die jede Designerin für sich gestaltet hat“, sagt Gina Bullwinkel. Statt Schnittmustern und Stoffen steht an diesem Tag ein Computer auf dem großen Tisch in der Mitte des Ateliers. Auf dem Monitor läuft die Seite weiss-11.tumblr.com. Da sind die Hamburgerinnen mit Branchengrößen zu sehen wie der belgischen Modejournalistin Diane Pernet oder Anna Dello Russo, Chefredakteurin der japanischen „Vogue“.

„Die große Resonanz spricht dafür, dass wir mit unseren Entwürfen richtig lagen“, sagt Helena Stölting. Sogar bis in die Online-Ausgabe der spanischen „Vogue“ haben sie es geschafft und auf die Frontseite des französischen Internetportals „La Parisienne“. Viele hätten ihre Visitenkarten haben wollen, hätten Fotos der Hamburgerinnen auf Internetseiten hochgeladen. Eine Stylistin wollte die Kleider gleich zu einem Fotoshooting nach New York mitnehmen, erzählt Thuy Ha. Daraus sei jedoch noch nichts geworden. Vielleicht beim nächsten Mal. Verbindungen in die ganze Welt haben die Hamburgerinnen jetzt.

Hamburg hat keine große Modemesse. Aber eine Performance ist schon in Planung, auch weitere Aktionen bei großen Mode-Events können sich die Studentinnen vorstellen. Irgendwann in London oder Paris selbst Mode zu machen, das ist der Traum. Nach dem Bachelor-Abschluss im nächsten Sommer könnte es so weit sein.