Hanno Wiedenhaus wird Vorstandsmitglied der Stiftung Phönikks. In der Nordheide hält er Hühner, baut Obst an und steht morgens „so gern auf wie nie zuvor“.

Altstadt. Noch sieht man seinen Händen die harte Gartenarbeit nicht an. Im Gegenteil. Top gepflegt sind die Finger. Und das, obwohl Hans-Jörg Wiedenhaus, 60, mittlerweile den größten Teil seiner Zeit im Freien verbringt, umgeben von frischer Luft, Erde und Landwirtschaft. Denn tatkräftig baut er das aus, was er selbst sein „zweites Ich“ nennt: sein neues Leben auf dem Land in der Nordheide, mitten in der Natur. „Hühner halten, Wildobst anbauen, Teich anlegen, Wein keltern“, fasst Wiedenhaus, dessen Handyklingelton ein Hundebellen ist, seine Tätigkeiten zusammen. „Ich habe mich noch nie so gefreut, morgens aufzustehen.“

Dass da jemand spricht, der bis vor anderthalb Jahren im umkämpften Mediengeschäft verschiedene Zeitungen und Internetauftritte verantwortet hat, ist nicht unbedingt zu erraten. Doch Wiedenhaus’ aktuelle Nachricht ist eindeutig: „Jetzt bin ich wirklich sehr zufrieden.“ Der Vater dreier studierender Kinder – zwei Söhne, eine Tochter – war „Welt“-Korrespondent, dann Wirtschaftschef und Stellvertreter des Chefredakteurs beim Hamburger Abendblatt von 1990 bis 2007, danach wurde er als Chefredakteur der Südwest Presse nach Ulm berufen, wo er bis September 2012 arbeitete und mit seiner Familie lebte.

Sein erstes Leben begann in Hamburg – allerdings zunächst als Wirtschaftsprüfer. „Ich habe hier Volkswirtschaftslehre studiert und dann drei Jahre in einer amerikanischen Wirtschaftsprüfergesellschaft gearbeitet.“ Eine Annonce machte ihn auf eine Volontariatsstelle aufmerksam. „Mein neuer Job in einer Sockenfirma als Controller war plötzlich wesentlich weniger interessant, denn ich bin schon immer ein richtiger Nachrichtenfan gewesen“, sagt Hanno Wiedenhaus. Und so begann sein Aufstieg in der Medienwelt, zwischen Andruck und Auflage, zwischen Zeitdruck und Zustellungsproblemen.

Wiedenhaus kennt Christl Bremer seit Jahren, bewundert deren Arbeit

In diesen Jahren knüpfte Wiedenhaus wertvolle Kontakte mit Persönlichkeiten der Stadt, er gilt als bestens vernetzt in Wirtschaftskreisen. Unter seinen Bekanntschaften ist eine Frau, die sein Leben bis heute begleitet: Christl Bremer. Seit 28 Jahren leitet sie die in Hamburg anerkannte Stiftung Phönikks, die jährlich 300 Patienten, die an einer Krebserkrankung leiden, psychologisch betreut. Dafür sammelt sie Spenden und macht unermüdlich aufmerksam.

Etwas, das Wiedenhaus nun auch tun möchte. Wenn Bremer zu ihrem 70. Geburtstag Anfang Oktober zur Feier lädt, dann wird Wiedenhaus einen Platz im Stiftungsvorstand einnehmen. „Als ich Christl Bremer kennenlernte, hatte sie mich angefragt, ob ich eine Versteigerung moderieren könnte, was ich sehr gern getan habe“, sagt er. „Es wurden 100 Bilder, gemalt von krebskranken Kindern, verkauft.“ Kein Gemälde ging unter 500 Euro weg. „Diese Veranstaltung vor zwölf Jahren hat mich berührt, hat mich ergriffen“, sagt er. Als „einfach toll und bewundernswert“ empfindet er das Engagement Bremers und deren Stiftungsarbeit. Über die Jahre telefonierten sie, besuchten einander. Als Bremer Wiedenhaus jetzt fragte, ob er sich in dem neu formierten Vorstand einbringen wolle, sagte er sofort zu. „Ich bin ein glücklicher Mann, habe drei gesunde Kinder. Da möchte ich gern etwas weitergeben“, sagt er. Er selbst sieht sich nicht als den Typ von Netzwerker, der auf Abendveranstaltungen steht und immerfort unterwegs ist. Vielmehr schätzt er gemeinsame Abendessen in kleinerer Runde. Dort, wo es in die Tiefe geht, dort, wo die Geschichten nachhallen.

Christl Bremer wird weiterhin Vorstandvorsitzende und Stifterin bleiben, das operative Tagesgeschäft jedoch gibt sie zu ihrer Entlastung dann zu größten Teilen an den neu formierten, vierköpfigen Vorstand ab.

Jeder soll dann ein Ressort leiten. Wiedenhaus’ Bereich betreffe Personalplanung und Öffentlichkeitsarbeit, die Juristin Anja Knoop ist als Fachanwältin für Gemeinnützigkeitsrecht für alles Rechtliche zuständig, Martin Rinke kommt als Finanzfachmann und Beatrice Zülls Aufgabenbereich konzentriert sich auf alles, was mit Social Media zu tun hat.

Wiedenhaus wird dann wieder häufiger von seinem Landsitz nach Hamburg in die Phönikks-Geschäftsstelle im Haus der BürgerStiftung fahren, den Obstgarten und das alte Haus verlassen, an dem es immer etwas zu werkeln gibt. Fahren? Vielleicht auch reiten! „Ich habe noch so viele Ideen. Eine davon ist, mit Pferd und Hund von Hamburg an den Bodensee zu reiten zu den Kindern“, sagt Wiedenhaus.