Der Comedystar aus Langenhorn zieht HSV-Fans, die AfD und Schlagerstars durch den Kakao. Seit fünf Jahren lebt der gebürtige Duisburger in der Hansestadt. Das Abendblatt hat sich mit ihm unterhalten.

Langenhorn. Es ist ein aufopferungsvoller, nimmer endender Kampf, dem sich dieser Mann stellt. Im Gefecht wider die „Weltherrschaft der Blöden“ zeigt Wolfgang Trepper eisenharten Einsatz. Mit Wortwitz, Galgenhumor, sehr viel Herzblut und manchmal auch mit großer Klappe ledert der seit fünf Jahren in Hamburg lebende Duisburger auf der Bühne los: jüngst als Moderator der „Nacht der Legenden“, am 5. Oktober wieder mit einem Soloprogramm im Schmidt Theater am Spielbudenplatz. In diesem Jahr ist der Comedystar für 250 Auftritte in ganz Deutschland gebucht.

Hamburger Abendblatt:

Herr Trepper, sind Sie im Kampf gegen die Weltherrschaft der Blöden vorangekommen?

Immer wenn du denkst, es geht nicht schlimmer, kommt doch wieder etwas unfassbar Beklopptes daher. Zum Beispiel die AfD mit fast zwölf Prozent. Offensichtlich haben die Deutschen Spaß an Protestparteien, die einfach nur dämlich sind. Wenn ich an die Piraten denke, die heute keine Sau mehr kennt. Die AfD ist noch viel übler: kleinkariert, wirr, opportunistisch. Im Vergleich ist sogar einer wie Horst Seehofer kerzengerade.

Stecken die Blöden denn überall?

An allen Ecken. Besonders schlimm ist es in der Politik und im Fernsehen. Höhepunkt der Dummheit ist „Familien im Brennpunkt“ auf RTL. Ein unfassbarer Schwachsinn. Wer so einen Schrott sieht und gut findet, wählt bestimmt auch AfD. Ganz ehrlich: Ich würde solchen Blödbratzen das Wahlrecht entziehen.

Gibt es Oasen, also blödenfreie Zonen?

Ja, das Langenhorner Moor. Da hat man seine Ruhe. Oder der Europa-Imbiss an der Langenhorner Chaussee mit himmlischer Currywurst und herrlichen Pommes Schranke. Oder der Bereich hinter der Bühne des Schmidt Theaters. Da sind zwar nur Vollidioten, aber die kann man einschätzen; die sind nicht gefährlich.

Wie steht Hamburg überhaupt da?

Die Stadt hat Baustellen, unsäglich viele Baustellen, da kann keiner in Deutschland mithalten, aber sie besitzt auch Flair. Das muss man zugeben. Die Menschen hier sind wunderbar unaufgeregt. Das hat tatsächlich weltstädtischen Charakter. Was nicht heißt, dass es nicht doch reichlich Deppen gibt. Sonst hätte der HSV ja gar keine Zuschauer mehr.

Gehen Sie lieber zum Fußball am Millerntor?

Die sind mir sympathischer, das stimmt. Andererseits verkommt der FC St. Pauli zusehends zu einem normalen Verein. Trainer werden gefeuert, Manager fliegen – das ist alles vorhersehbar und langweilig. Ohnehin geht der Hamburger Sport nach und nach vor die Hunde, wie der HSV-Handball beweist. Da blutet einem doch das Herz. Ich war früher selbst Manager eines Handball-Bundesligaclubs, des OSC 04 Rheinhausen. Es ist immer verhängnisvoll, sich von einer Person abhängig zu machen.

Und Olympia in Hamburg?

Gute Idee, finde ich toll. Wenn Unterstützer gesucht werden, mache ich sofort mit. Dass Berlin über eine Bewerbung auch nur nachzudenken wagt, ist doch eine Unverschämtheit. Die haben nur eine große Schnauze und wenig dahinter. Dabei können sie noch nicht mal einen richtigen Flughafen bauen. Und einen richtigen Bürgermeister haben sie bald auch nicht mehr.

Aber mit Jogi Löw, neben Guido Westerwelle früher ihr Lieblingsfeind, haben Sie sich versöhnt?

Ja und nein. Jogi ist so furchtbar austauschbar. Seine Devise: ein heftiges ‚sowohl als auch‘. Der WM-Titel war klasse. Aber dass sich die ganzen Schwaben gegenseitig die Jobs zuschanzen, ist verheerend. Wenn man in die Hauptzentrale des DFB hineinruft: ‚Alle aus Baden-Württemberg raus!‘, bleibt doch nur noch der Pförtner sitzen. Eine Katastrophe.

Wen haben Sie noch auf dem Kieker?

Ganz weit vorne ist der bayerische Staatsminister Markus Söder, ein widerlicher Patron. Ein Meister des Lavierens, ein König der Inkompetenz. Außerdem frage ich mich, was Jörg Pilawa eigentlich den ganzen Tag macht, wenn er nicht gerade dusselige Quizfragen stellt. Eine auswechselbare Sendung nach der anderen. Das Grauen. Der Mann hatte mal so hohe Ansprüche. Und jetzt nervt er nur noch. Aber alles noch harmlos im Vergleich zu den Schlageraffen.

Howard, Heino, Helene und so?

Viele Schlager sind der Gipfel der Doofheit – und das ist noch geschmeichelt. Wenn die Deutschen dürften, würden sie Helene Fischer zur Bundespräsidentin wählen. Die Liedermacher wissen, was sie tun, sie arbeiten hart. Die Konsumenten merken nicht, wie sie auf den Arm genommen werden. Ausnahmen der ansonsten grenzenlosen Verblödung sind Mary Roos und Udo Jürgens. Beide genießen Heiligenschutz. Die lasse ich auf der Bühne auch in Frieden. Heino weniger.

Entspricht der auch Ihrem Feindbild?

Heino gehört zu jenen, die genau wissen, was sie da machen. Ein Profi erster Klasse. Zudem ist er ein wunderbarer Mensch mit viel Humor, der jeden Spaß mitmacht. Auf ihn lasse ich nichts kommen. Auch wenn seine Lieder natürlich ohne Worte sind: Unterirdisch hoch drei ist noch geprahlt. Schwarzbraun ist die Haselnuss, und blau ist der Enzian.

Meinen Sie alles ernst, was Sie so von sich geben?

Mein Vater im Ruhrpott hat’s mal so ausgedrückt: Du hast es im Spaß gesagt, bist es aber im Ernst los-geworden. Das ist die Kunst. Und da die Leute nicht genau wissen, was auf der Bühne nur gespielt ist, können sie es sich aussuchen. Jedenfalls haben sie offenbar das Gefühl: Ich sage, was sie denken.

Ist es also Show, wenn Sie sich in Rage reden, vor Wut mit den Füßen trampeln und auf der Bühne wie ein Verrückter rumbrüllen?

Mal so, mal so. Siehe Antwort oben. Wenn mir etwas besonders Dummes in den Sinn kommt, wie beispielsweise Club-Urlaube, Hühnersuppentüten ohne Hühneranteil oder eben auch die FDP, dann kann ich mich da reinsteigern. Bisweilen ist der Wahnsinn ja wirklich nicht mehr zum Aushalten. Echt. Ich leide unter so viel Blödheit. Dann muss es eben raus!