Vier Künstler setzen die Schokoladenseite der Stadt ins Bild – zu sehen in einer Ausstellung bei Christa Block

Harvestehude. Ein gemächlich plätschernder Alsterdampfer, eine junge Frau, die sich auf den Alsterwiesen sonnt, das Theater im Zimmer, der Innocentiapark – unverkennbar sind die Motive, die mit dickem Pinsel- oder Spachtelstrich in impressionistischer Manier auf die Leinwand gebracht wurden. Rätselraten, was einem diese Kunstwerke sagen sollen, ist in dieser Ausstellung nicht angesagt. Vielmehr: willkommen auf Hamburgs Schokoladenseite, willkommen im malerischen Harvestehude!

Am Mittwochabend ist die gleichnamige Ausstellung von Christa Block am Harvestehuder Weg 29 eröffnet worden. Angeregt durch den Hamburger Verleger Dieter Benecke beauftragte sie die Maler Susanne Wind, Hinnerk Bodendieck, Peter Witt und Stefan Dobritz, den Stadtteil abzubilden. Bis zum 10. Oktober werden die Werke der vier Landschaftsmaler in einer der noch im Rohbau befindlichen, durch Tore und Concierge abgeschirmten Luxuswohnungen an den Sophienterrassen gezeigt – ein Bauprojekt, das in Hamburg nicht unumstritten ist. Insofern ist es ein Kunstgriff, den die künstlerische Leiterin da versucht. „Indem wir die Menschen einladen, die Ausstellung zu besuchen, kommen sie auch in Berührung mit dem neuen Quartier an den Sophienterrassen“, sagt Kunsthistorikerin Astrid Prühs, die lange Jahre gemeinsam mit Christa Block die Ausstellungen in der mittlerweile geschlossenen Elysée-Galerie kuratiert hat und nun auch dieses Projekt mit betreut.

In der Tat hatte einer der Harvestehude-Maler anfangs Probleme mit dem Auftrag. „Eigentlich hatte ich keine Lust, die Einladung anzunehmen und dieses Projekt mit meiner Arbeit zu unterstützen“, sagt Hinnerk Bodendieck aus Ottensen. „Doch nach einigen Gesprächen mit den Kollegen wurde mir wieder klar, was für ein Schatz es ist, in einer so schönen Stadt leben zu können. Und das wollte ich mit meinen Bildern zum Ausdruck bringen.“

So spürte der 49-Jährige die schönsten Flecken an der westlichen Außenalster auf, mal mit dem Fahrrad, mal mit dem Boot. Immer im Gepäck: Staffel, Farben, Pinsel – und Sonnenmilch (statt Strohhut wie die französischen Pleinair-Maler). Sein Markenzeichen sind die auf 15 mal 15 Zentimeter gebannten Landschaften – für 400Euro pro Stück. „Schönheit ist unpolitisch“, findet Malerkollege Peter Witt, 48, aus Eppendorf. „Wenn ich einen tollen Sommerabend an Bodos Bootssteg verbringe, möchte ich das in meinen Bildern festhalten, sodass ich mich im Herbst oder Winter an die Stimmung erinnern kann.“ Der studierte Physiker empfindet seinen Job, den er seit 20 Jahren ausübt, als großen Luxus, „denn auch wenn ich nicht hauptberuflich Maler wäre, würde ich in meiner Freizeit malen“, sagt Witt. Besonders reizvoll findet er die Begegnungen mit anderen Menschen, die das Arbeiten in der Natur mit sich bringt. „Zu jedem Bild gibt es eine Geschichte.“

Anders als Bodendieck arbeitet er nicht nur draußen, sondern auch im Atelier, etwa bei detailreichen Stadtaufsichten, die bis zu drei Tage in Anspruch nehmen und je nach Größe zwischen 1000 und 4000 Euro kosten. Auf die Frage, ob denn so viel geballte Schönheit nicht auch mal langweilig sei, antwortet Susanne Wind: „Für mich hat Harvestehude durchaus ein Spannungsfeld: Auf der einen Seite sind die ungebändigte Wildheit der Alsterwiesen und der dörfliche Charakter von Pöseldorf, wo ich mich sehr gern aufhalte. Auf der anderen Seite findet man das Neue und Mondäne, etwa an den Sophienterrassen.“

Parks und Gärten haben es Susanne Wind ohnehin angetan, etwa bei der Ausstellung „Grüne Wege“ in der Elysée-Galerie oder bei „Versteck im Grünen“, die demnächst im Gästehaus der Universität gezeigt wird. Am liebsten fährt die 49-Jährige frühmorgens oder abends mit dem Fahrrad durch die Stadt und fotografiert mit einer analogen Kamera Szenen, die sich auf dem Weg ergeben – mal ein Sonnenstrahl in einer Pfütze, mal ein Pärchen im Vorbeigehen. Anschließend malt sie nach diesen Vorlagen im Ottenser Atelier ihre Bilder, die 700 bis 1900 Euro kosten.

Angefangen hat Susanne Wind als Freiluftmalerin auf Mallorca. Dort verkaufte sie auch ihr erstes Bild von der Straße weg an einen Schweizer Touristen. „An die Summe kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es war bestimmt zu wenig“, sagt Susanne Wind lachend. „Ich habe noch jahrelang Kontakt zu ihm gehabt, und zu jeder Ausstellungseröffnung schickte er mir Blumen.“