Sie war als Model, Modedesignerin und Malerin erfolgreich. Jetzt hat Bettina Hagen ein Kinderbuch geschrieben und illustriert

Harvestehude . Sommersprossen, rötliche Haare, blaue Augen, kräftige Zähne – wer Bettina Hagen kennenlernt, wird an Pippi Langstrumpf erinnert. Doch das Ex-Model, später Modedesignerin, Malerin und neuerdings Buchautorin, ähnelt der schwedischen Kinderbuchheldin nicht nur äußerlich. Auch sie hat stets nur das gemacht, wozu sie Lust hatte. Und das mit Erfolg.

Wir treffen uns nicht im 3Tageszeiten, das sie mit ihrem Mann Ralph Larouette am Mühlenkamp betreibt, sondern in der Harvestehuder Altbau-Mietwohnung. Erst im März ist das Paar aus Winterhude hierhergezogen. „Obwohl wir seit 40 Jahren zusammenleben, haben wir zum ersten Mal das Gefühl, angekommen zu sein“, sagt die 68-Jährige. Die Wohnung ist nicht weniger farbenfroh und charmant als die Villa Kunterbunt. An den Wänden hängen von ihr gemalte Bilder – Stillleben, Landschaften und Porträts. Weil Bettina Hagen, wie Pippi Langstrumpf auch, das „Sachensuchen“ liebt, besteht die Einrichtung aus einem fröhlichen Durcheinander: Lampen und Möbel, die sie auf dem Flohmarkt oder am Straßenrand aufgetrieben und mit ein paar Pinselstrichen aufgepeppt hat, dazwischen wertvolle Antiquitäten und ein Sammelsurium an Wohnaccessoires.

Auf Fensterbänken, Tischen und Kommoden tummeln sich, zu Grüppchen zusammengestellt, bunt bemalte Gliederpuppen, Elefantenfiguren aus Stein, Holz und Messing, Oldtimer-Modellautos, bemalte Steine oder Porzellanvasen mit Blumen- und Golddekor. Dennoch wirken die Räume nicht unruhig. „Harmonie kann man auch aus vielen unterschiedlichen Dingen schaffen“, sagt Bettina Hagen.

Ähnlich verhält es sich mit ihrem Leben, das aus verschiedensten Epochen besteht. Nach dem Abitur am Caspar-Voght-Gymnasium in Hamm, der heutigen John-Neumeier-Ballettschule, begann 1968 zunächst ihre Ära als Fotomodell. „Ein Start mit Hindernissen, denn in Deutschland war mein Pippi-Langstrumpf-Typ nicht gefragt“, erinnert sich Bettina Hagen. Paris, New York, Mailand und London schienen dagegen auf sie gewartet zu haben. Dort arbeitete sie mit weltbekannten Modedesignern und Fotografen zusammen, erschien in „Vogue“, „Elle“ und allen anderen wichtigen Magazinen. Sie setzt sich an ihrem Computer und klickt durch die Bilder aus der Zeit. Bettina Hagen im gelben Haute-Couture-Dress von Pierre Cardin, mit Yves Saint Laurent, als Close-up für Kosmetikmarken, vor den Kameras von Guy Bourdin und Sarah Moon. „Ich verdiente nicht schlecht und fühlte mich wie eine Königin“, beschreibt sie die Zeit.

Trotzdem gab sie das Modeln 1974 auf und kehrte zurück nach Hamburg. Eine Schicksalsentscheidung, denn kurz darauf lernte sie Ralph Larouette kennen. Mit ihm gründete sie das Stricklabel Viva, eröffnete zunächst einen Laden an der Isestraße und zog später in die Galeria. Weil sie eine „offene Beziehung“ führten, war sie unter anderem zwei Jahre mit Leonhard Cohen zusammen. Mit ihm schreibt sie sich noch heute.

Ende der 90er-Jahre brach das Geschäft ein. „Plötzlich gab es Prada, Gucci und H&M. Wir lagen irgendwo dazwischen“, erinnert sich Bettina Hagen. 25 Jahre lang hatte sie zweimal im Jahr jeweils 50 Modelle entworfen. „Es war ein guter Zeitpunkt zum Aufhören“, sagt sie. Schon vorher hatte sie angefangen zu malen, das weitete sie jetzt aus. 514 Bilder hat Bettina Hagen gemalt. Das weiß sie genau – denn auch die Gemälde hat sie alle fotografiert und auf ihrem Computer gespeichert. Alle ein, zwei Jahre hatte sie eine Ausstellung. „Eine Zeit lang rissen mir die Leute meine Bilder aus den Händen“, sagt die Künstlerin beim Scrollen, ohne prahlerisch zu klingen. Anspruchsvoll sei ihre Kunst jedoch nicht. „Da gibt es nichts hineinzuinterpretieren.“

1999 eröffnete das Paar das 3Tageszeiten, das seitdem zu einem der beliebtesten Restaurants in Winterhude gehört und mit etlichen Hagen-Gemälden geschmückt ist. „Um die Küche kümmert sich Ralph, ich bin keine Gastronomin“, sagt Bettina Hagen. Doch sie geht mit ihm Kräuter, Mirabellen oder Fliederbeeren sammeln, die dann von den Köchen verarbeitet werden.

Nachdem vor einigen Jahren die Nachfrage nach ihren Bildern sank, weil „die Menschen heute Kunst billig oder als Wertanlage kaufen“, und sie eine Brustkrebserkrankung gut überstanden hatte, schrieb und illustrierte Bettina Hagen ein Kinderbuch. Vorbild für die Hauptfigur, einen Terriermischling, war Felix, den sie 1977 aus dem Tierheim geholt hatten. „Er war der klügste und coolste Hund Hamburgs“, sagt sie. Aus dem Buch „Felix im Himmel“, das von der Schweizerin Nina Meyer verlegt wird, liest sie am Sonnabend auf einer Charity-Veranstaltung für herzkranke Kinder im Theater an der Marschnerstraße. Denn auch das teilt Bettina Hagen mit Pippi Langstrumpf: Sie macht anderen gern eine Freude.

„Gemeinsam sind wir stark“, Sonnabend, 30. August Lesung und After-Show-Party, Einlass ab 19 Uhr, Marschnerstraße 46, Eintritt 14 bis 24 Euro.