Aufsichtsratschef des Versandhauses nimmt an Benefizaktion teil – und nominiert Judith Rakers, Johannes B. Kerner und Michael Stich, es auch zu tun

Bramfeld. Zu seinem 70. Geburtstag vor gut einem Jahr kamen illustre Gäste wie Altbundespräsident Horst Köhler und die Schauspielerin Maria Furtwängler, auch sonst umgibt sich Hamburgs Ehrenbürger Michael Otto mit den Größen der Gesellschaft. Am Mittwochnachmittag zeigte der Aufsichtsratsvorsitzende der Otto Group eine unerwartet lässige Seite von sich: Er nahm an der Ice Bucket Challenge teil und ließ sich einen Kübel mit Eiswürfeln über den Kopf kippen – voll im Trend und alles für den guten Zweck natürlich. „Es bleibt einem ja auch gar nichts erspart“, sagte er schmunzelnd, als er von seiner Nominierung durch die Hörer von Radio Hamburg erfuhr.

Am frühen Abend trat Otto dann vor seine Firmenzentrale. Nicht in seinem besten Anzug – sondern im grünen Polohemd und einer blaugrauen Jeans. Barfuß stieg er auf eine Holzbank vor der Haustür. Dabei lächelte Otto – schließlich hatten sich gleich mehrere Hundert Angestellte um ihn versammelt. Und alle klatschten ihm zu.

„Wenn ich auf ALS aufmerksam machen möchte, muss ich ein Zeichen setzen“, sagte Otto. Von der Aktion hatte er aber erst gehört, nachdem ihn Mitarbeiter am Mittwochmorgen auf die Nominierung ansprachen. Dann hatte er sich überlegt: „Ich nominiere Judith Rakers, weil sie im Fernsehen so bildhübsch ist. Aber auch Michael Stich und Johannes B. Kerner, die nehmen das sportlich“, sagte er.

Ob die Auserwählten die Herausforderung annehmen, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Otto war dann allerdings schon nass. Seine Mitarbeiterin Sonja Oevermann zählte bis drei und kippte ihrem Chef den Eimer Eiswasser über den Kopf.

Die Presseabteilung des Konzerns hatte gleich 250 Kilogramm Eiswürfel besorgt. Denn auch die Mitarbeiter waren aufgefordert, dem mutigen Vorbild ihres Chefs zu folgen. Außer Otto kippten sich auch 20 Mitarbeiter solidarisch die eisige Duschen über den Kopf. Ihren Ursprung hat die Ice Bucket Challenge – zu Deutsch Eistonnen-Herausforderung – in den USA.

Mit der Aktion werden Spenden für den Kampf gegen ALS gesammelt. ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) ist eine unheilbare Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die Nerven geben Befehle des Gehirns nur noch schwächer und verspätet an die Muskeln weiter. Die Krankheit beginnt mit Muskelschwäche und Muskelschwund – oft in Armen und Beinen. Ein ALS-Kranker fühlt sich gelähmt. Es kommt zu unkontrollierten Zuckungen. Da ALS auch die Gesichtsmuskulatur angreift, fällt es dem Patienten schwer, richtig zu sprechen. Schließlich nimmt auch die Atemmuskulatur ab. ALS führt schließlich zum Tod. In Deutschland leiden etwa 6000 Menschen an ALS.

Seit dem 1. August ist das Eiswasser-Fieber auch unter den Prominenten ausgebrochen. Mit dabei waren bislang Sportler wie St. Paulis Torwart Philipp Tschauner, HSV-Spieler Pierre-Michel Lasogga, HSV-Handballstar Pascal Hens und Freezers-Kapitän Christoph Schubert sowie Moderatorin Sylvie Meis. Ex-RWE-Chef Jürgen Großmann, Initiator der deutschen ALS-Hilfsaktion, nahm Mittwoch ebenfalls teil und nominierte seinerseits Reinhold Beckmann.

Die Regeln lauten: Ein Herausgeforderter entleert einen Eimer mit Eiswasser über sich, verbreitet ein Video davon in den sozialen Netzwerken und darf danach drei weitere Menschen nominieren, die binnen 24 Stunden dasselbe tun müssen. Tun sie dies nicht, sollen sie 100 Dollar an eine Stiftung für den Kampf gegen die Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) spenden. Man kann natürlich auch beides tun. Michael Otto, der als Mäzen und Spender bekannt ist, erweiterte diese Summe großzügig: Er wird insgesamt 10.360 Euro an die Stiftung spenden. Auch Starkoch Steffen Henssler wurde von Radio Hamburg nominiert. Ein Video, wie sich Henssler im Urlaub Eiswürfel überkippt, postete er bereits am Nachmittag auf seiner Facebook-Seite.