Bei den Fashion Days im Überseequartier setzt Freddy Mouchawrab auf „intelligente, langlebige Entwürfe mit Zukunft“

HafenCity. Er ist der Vorkämpfer für das Schöne in der Stadt. Seit 2006 ist Freddy Mouchawrab mit Etage Eins, einem Concept Store, der Hamburger und nationale Modedesigner unter einem Dach vereint, am Markt. Und kaum ein Jahr vergeht, in dem der 36-Jährige der Stadt kein aufregendes Modespektakel beschert.

Bei den „Fashion Days im Überseequartier“, die von heute bis zum Sonntag laufen, mischt Freddy Mouchawrab neben den Modedesignern Stefan Eckart, Julia Starp und der Akademie JAK natürlich auch kräftig mit. Am Sonnabend findet seine „Etage Eins Slow Fashion Show“ statt. „Es wird keinen klassischen Catwalk geben, sondern eine Show mit DJ, Licht- und Videoinstallationen, die Mode und Kultur verbindet. Ich finde, dass diese beiden Bereiche einfach zusammengehören. Leider wird das in Deutschland noch wenig umgesetzt.“

Auf 1200 Quadratmetern Fläche im Haus Virginia des Überseequartiers werden 15 Designer, darunter FKK, Annette Rufeger, Irina Rohpeter und Hannes Roether, ihre Sommerkollektionen 2014 präsentieren. Die renommierte Choreografin Lucia Glass wird zeigen, dass Models mehr können, als nur über den Laufsteg zu stolzieren. „Die Gäste können auf eine tolle Performance gespannt sein“, sagt Mouchawrab. Wie viele Läden im Überseequartier bietet auch Etage Eins während der Fashion Days eine besondere Attraktion: Late Night Shopping nach der Show und ein Get-together mit den FKK-Designern Tobias Jopp und Stefan Harm.

Es ist die erste Modenschau, die Etage Eins seit 2007 veranstaltet. Lange Zeit war der Modemanager, der an der Akademie Modedesign (AMD) studierte und beim Label FKK seine Karriere startete, mit seinem Concept Store im Stilwerk ansässig gewesen. Dort fanden die beliebten „Hamburg Fashion Shows“ statt. Doch irgendwann wurde die Fläche für solche Events zu klein. Und der Schwerpunkt des Stilwerks verlagerte sich mehr und mehr auf Möbel und Einrichtung; Mouchawrab fühlte sich als Fremdkörper. „Deshalb war es für mich an der Zeit, die Location zu wechseln“, sagt der 36-Jährige. Seit Anfang 2012 ist er nun am Überseeboulevard in der HafenCity und fühlt sich dort sehr wohl. „Es ist, als würde ich jeden Tag in den Urlaub fahren.“ Das neue Viertel mitzugestalten und sich von seiner Atmosphäre inspirieren zu lassen habe ihn sofort gereizt. Natürlich sei es für den Einzelhandel im Moment besonders schwer, Online-Shopping nehme immer mehr zu. Mouchawrab geht davon aus, dass sich dadurch das Stadtbild langfristig verändern wird, Läden sich immer mehr zu Showrooms entwickeln werden.

Allein von Laufkunden und Touristen könne er nicht leben – „zum Glück sind viele Stammkunden mit in die HafenCity gekommen. Schade ist nur, dass die öffentliche Meinung so negativ ist“, findet Mouchawrab. „Es wird eher darüber berichtet, dass ein Laden schließen muss, als dass viel Neues entsteht.“

Als er im vergangenen Jahr eine Modenschau veranstalten wollte, musste er kurzfristig alles abblasen. Sponsoren waren abgesprungen, nachdem bekannt geworden war, dass der Laden „Stoffsüchtig“ wegen Insolvenz schließen und die HafenCity verlassen musste. Spontan rief er zu einem Fashion-Flashmob auf. Mouchawrab ist eben der ewig Versuchende. Schließlich weiß er, dass attraktive Events immer wichtiger werden, um Kunden anzusprechen.

Und er hat eine genaue Vorstellung davon, welche Mode Zukunft hat: „Die Designer, die ich präsentiere, entwerfen ‚Slow Fashion‘: Mode, die jenseits von kurzlebigen Trends besteht, idealerweise lokal produziert wird und intelligent ist. Das bedeutet, dass ein Kleid zum Beispiel auf verschiedene Weise getragen und kombiniert werden kann, im besten Sinne also nachhaltig ist.“

Da sie auf Reisen ist, wird seine Frau leider nicht am Sonnabend dabei sein, wenn Freddy Mouchawrab rund 500 Gäste begrüßt. Aber der zehnjährige Sohn Julius und Hund Anton werden die Show verfolgen. „Julius ist ein richtiger Mode-Profi. Ich habe ihn mit zu Castings und Shootings genommen, da war er noch ein Baby.“ Mittlerweile versucht der Papa ihn ein bisschen vom Mode-Business fernzuhalten: „Wenn wir in der Stadt sind, erkennt er sofort eine Prada-Tasche. Er bewundert den Po einer Frau oder kritisiert ihre eng stehenden Augen – ich finde, das geht eindeutig zu weit“, lacht Mouchawrab. Doch der Berufswunsch steht trotzdem schon fest: Statt die Praxis der Mutter möchte Julius lieber irgendwann die Etage Eins von seinem Vater übernehmen.

Beginn der Show im Haus Virginia in der HafenCity ist um 19 Uhr, Karten für 12 Euro gibt es bei Etage Eins am Überseeboulevard 2 oder im Internet unter www.scantickets.de