Mit 7 Chic Avenue sind zwei Hamburger Freundinnen groß in Mode gekommen

Hamburg. Dass Jutta Schweigers Tag schon um sechs Uhr morgens angefangen hat, mal wieder keine Zeit für ein ordentliches Frühstück war, sondern die ganze Familie zack, zack aus dem Haus musste, das sieht man ihr nicht an. Sie trägt schwarze, hochhackige Stiefeletten, Blazer, Seidenbluse. Die Sonnenbrille sitzt lässig im Haar, das Gesicht ist dezent geschminkt. Nur der Appetit auf die Kekse, die in der Bar des Hotels Atlantic zum Kaffee gereicht werden, verrät ihren hektischen Morgen ohne Frühstück.

Jeden Tag gut auszusehen – das ist der Anspruch, den Jutta Schweiger und Marianne Tochtermann haben. An sich und an die Mode, die sie unter dem Label 7 Chic Avenue verkaufen. „Wir bieten luxuriöse Seidenblusen, raffinierte Tops aus gestrickter Spitze und passende Accessoires für moderne und stilbewusste Frauen, die den täglichen Spagat zwischen Beruf und Familie meistern und Spaß an der Mode haben“, sagt Jutta Schweiger. Die 38-Jährige ist der kreative Kopf, sie entwirft die Oberteile und wählt Manufakturen in Italien, Polen und Deutschland aus. Die gebürtige Dänin Marianne Tochtermann, die lange als Unternehmensberaterin bei McKinsey für internationale Mode- und Konsummarken gearbeitet hat, kümmert sich um die wirtschaftliche Seite. Kennengelernt haben sich die beiden Frauen während ihrer Ausbildung: Jutta Schweiger studierte Modedesign an der AMD in Hamburg und war oft in London, Marianne Tochtermann studierte in der britischen Hauptstadt Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaften. Gemeinsamer Anlaufpunkt war die WG ihres Freundes Yves, Stylist und Berater. „Wir waren sieben Freunde und nannten die Adresse daher ‚7 Chic Avenue‘“, sagt Jutta Schweiger. Jahre später, die beiden Frauen hatten sich zwischenzeitlich aus den Augen verloren, sollte der Spitzname wieder aufleben. „Im Sommer 2012 begegneten wir uns wieder beim Pastaessen bei Engelke am Eppendorfer Baum“, erzählt Marianne Tochtermann, die damals schwanger war.

Schnell kamen die beiden Frauen auf die Idee, ein eigenes Label zu gründen: „Ich wollte mich schon lange selbstständig machen“, sagt Schweiger. Mit ihrer Freundin hatte sie eine Zahlenexpertin mit Händchen für Design an Bord. Gearbeitet wird seitdem entweder in den Wohnungen in Rotherbaum und Blankenese oder überall dort, wo es WLAN und Milchkaffee gibt.

Statt ihre Mode in einem einzigen Laden zu verkaufen, setzen sie auf europaweites Online-Shopping und veranstalten Pop-up-Stores, also zeitlich begrenzte Verkaufereignisse. Jüngste Idee der Damen sind ihre Pop-up-Stylings in Kooperation mit dem Online-Magazin „Saalzwei“, wie zuletzt im Hotel Atlantic: Dabei können Kundinnen nicht nur die aktuelle 7-Chic-Avenue-Kollektion anprobieren, sondern sich auch von Haar- und Make-up-Profis beraten lassen. Dabei können die beiden Unternehmerinnen die ganze Wandelbarkeit ihrer Blusen zeigen: Mithilfe von Schleifen, Fliegen oder funkelnden Swarovski-Steinen werden die Oberteile verändert und dem jeweiligen Look angepasst, von schlicht-elegant fürs Büro bis edel für den Abend. Die ultimativen Accessoires, um aus dem Büro- ein Abendoutfit zu machen, seien roter Lippenstift, hohe Schuhe, Schleife für die Bluse und eine kleine Handtasche.

Eine Bluse, viele Gelegenheiten – das ist für die Unternehmerinnen Nachhaltigkeit im besten Sinne. „Man braucht nicht unzählige Teile zu kaufen, sondern lieber ein paar wenige, die aber von sehr guter Qualität sind. Ich möchte, dass unsere Seidenblusen auch nach zehn Jahren noch in der Garderobe hängen“, sagt Jutta Schweiger. Ihr prägendes Einkaufserlebnis war ein Kaschmirpullover von Iris von Arnim, den sie sich zu Studienzeiten gegönnt hatte: „Den trage ich heute noch gern!“ Der Chic kommt auch bei prominenten Kundinnen gut an: Fernsehfrauen wie Inka Friedrich, Linda Zervakis und Jana Ina Zarella tragen die Seidenblusen der Hamburgerinnen, die es in allen möglichen Farben und ab 190 Euro gibt.

Auf dem englischsprachigen 7-Chic-Avenue-Blog im Internet erzählen Kundinnen ihre persönlichen „Style Stories“. Außerdem tauschen sich Jutta Schweiger und Marianne Tochtermann dort mit ihren Freundinnen über Trends, Design und alltägliche Dramen aus, „ob mit Kindern oder ohne Kinder, mit Mann oder ohne Mann“, so Marianne Tochtermann. Aber meistens dreht es sich um den ganz normalen Familienwahnsinn und wie man ihn – möglichst gut aussehend – meistert.

Die Sorgen von Müttern kennen die beiden nur zu gut: „Man ist es gewohnt, sich zu stylen und schick auszusehen. Aber dann wird man älter, und der Alltag mit Job und Familie wird komplizierter. Es fehlt einfach Zeit für einen selbst“, sagt Marianne Tochtermann. Die 40-Jährige hat, ebenso wie ihre Kollegin, zwei Töchter. Extraklamotten für den Spielplatz habe sie nicht: „Da ziehe ich ein schickes Oberteil an und kombiniere es zu Jeans und Sneakers.“

Warum ist es so wichtig, immer gut auszusehen? „Weil ich mich dann gut fühle – auch, wenn mein Tag vielleicht sehr stressig ist“, sagt Jutta Schweiger. An den Tag, den sie zuletzt in Jogginghose verbracht hat, kann sich ihre Freundin genau erinnern: „Vor Kurzem musste ich schnell etwas bei dir abgeben, und da kamst du mit Trainingshose, Mütze und Ugg Boots die Treppe herunter – genauso wie ich“, lacht Marianne Tochtermann. Kaum vorstellbar, dass die beiden nicht trotzdem fantastisch aussahen.

Die nächste Gelegenheit, die Macherinnen von 7 Chic Avenue live zu erleben, ist am 10. April im Habitat-Store im Neuen Wall 54. Den ganzen Tag lang werden die Modeprofis Kundinnen beraten und stylen. Beginn des Events ist 11 Uhr.

Informationen gibt es auch im Netz unter www.7chicavenue.com