Am 30. September feiert die von Waltraut Rubien in Hamburg gegründete Ben-Gurion-Stiftung fünften Geburtstag. Wer dabei sein möchte, kann über die Website Kontakt aufnehmen.

Hamburg. Ihr Haus im Hamburger Westen steckt voller Erinnerungen. An Guatemala, wo ihr verstorbener Mann Werner als Sohn von Kaffeepflanzern geboren wurde. Und an Israel, immer wieder an Israel. Das Gelobte Land hat Waltraut Rubien, heute 86, nie mehr losgelassen, seit sie 1977 mit ihrem Mann zum ersten Mal dort war. Sie entschied: Das Land braucht jede Unterstützung, und so traten sie der 1966 gegründeten DIG bei, die sich überparteilich und überkonfessionell für die Verständigung zwischen Deutschland und Israel einsetzt.

Viele Jahre lang war die Pädagogin, die am Gymnasium Willhöden gearbeitet hat, Vorsitzende der Hamburger DIG-Landesgruppe und auch Vizepräsidentin. Immer als Netzwerkerin unterwegs, immer überzeugungsstark mit ihrem praktischen Verstand und ihrem unerschütterlichen „Geht nicht gibt’s nicht“. Als sie 2006 ausschied, blieb sie Ehrenvorsitzende und organisierte umgehend ein neues Tätigkeitsfeld: die David Ben-Gurion Stiftung in Deutschland, die deutsche Ergänzung der Ben-Gurion-Stiftung in Israel. Die David Ben-Gurion Stiftung in Deutschland wurde zum 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels am 14. Mai 2008 in Hamburg gegründet.

Es geschah mit tatkräftiger und finanzieller Unterstützung von Heinz Wings, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparda-Bank Hamburg, der auch als Vorsitzender des Stiftungskuratoriums mithilft. Schirmherr ist der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Shimon Stein. Das Engagement zieht Kreise: 2010 hat sich ein Berliner Freundeskreis der Stiftung gegründet, der Fundraising für die Stiftungsarbeit betreibt. Namensgeber David Ben-Gurion (1886–1973) verlas 1948 die Unabhängigkeitserklärung Israels und war zweimal Premierminister des jungen Staates.

Ihren fünften Geburtstag wird die Ben-Gurion-Stiftung in Hamburg feiern: am 30. September im Baseler Hof. Mit Grußworten von Waltraut Rubien und Heinz Wings, dann stellt der Vorsitzende Felix Husmann (Berlin) die Stiftungsarbeit vor. Es wird über eine deutsch-israelische Schulpartnerschaft berichtet, die seit drei Jahren erfolgreich in Berlin einen Austausch organisiert. Auch in Hamburg hat sich ein Freundeskreis gegründet, der einen solchen Schüleraustausch anstoßen will. Anstelle eines Festvortrags wird Henryk Broder aus seinem neuen Buch lesen und Fragen beantworten.

Wer bei dieser Geburtstagsfeier am 30. September dabei sein möchte und sich für die Arbeit der Stiftung interessiert, kann über die Website Kontakt aufnehmen.

Waltraut Rubien kann zufrieden auf diesen vorläufig letzten Baustein ihres Lebenswerks blicken, ganz loszulassen – das ist ihr Ding nicht. Zu weit zurück in die Vergangenheit reichen die Verbindungen. Erst nach dem Krieg erfuhr sie, dass ihre Großeltern im Pommerschen drei jüdische Familien versteckt und verpflegt hatten. Sie engagierte sich für den Studentenaustausch zwischen Deutschland und Israel, förderte Baumpflanzprojekte, was ihr die Ehrenbürgerschaft des Negev einbrachte. Ihr besonderes „Kind“ aber ist das Hamburg Haus in Sde Boker am Rand des Negev, dem Rückzugsort von Ben-Gurion. Es ist mehr als nur ein Haus, es ist Begegnungsstätte und Ort der Aussöhnung zwischen Israelis und Deutschen. Waltraut Rubien entwickelte Anfang der 90er-Jahre den Plan dafür. Mit Asher Ben-Natan, dem Vorsitzenden der Ben-Gurion-Stiftung in Israel und erstem Botschafter des Staates Israel in Deutschland, sprach sie bei Hamburgs Politikern vor. Mit Erfolg. Die Bürgerschaft finanzierte damals mit zwei Millionen Mark den Bau in der Wüste.

Seit 1994 steht nun dort dieses besondere Gästehaus, mit 80 Betten in zwanzig Zimmern, mit Tagungs- und Seminarräumen. Die Fotos von der Einweihungsfeier hütet Waltraut Rubien wie eine Reliquie. Heute arbeitet die Ben-Gurion-Stiftung daran, einen Erweiterungsbau zu finanzieren, die Fundamente dafür sind schon gelegt. „Ich bete jeden Tag um Frieden zwischen Israelis und den Palästinensern.“ Das ist ihr größter Wunsch, es ist ihr mindestens so wichtig wie die Aussöhnung zwischen Deutschen und Israelis.