Anlässlich des heutigen Weltfrauentags ehrte Bundespräsident Joachim Gauck insgesamt 33 Frauen. Drei davon kommen aus der Hansestadt

Hamburg/Berlin. Drei ist eine magische Zahl. Aschenbrödel hatte drei Haselnüsse. Und überhaupt werden im Märchen oft drei Wünsche erfüllt. Nun waren es auch drei Hamburgerinnen, die Bundespräsident Joachim Gauck am gestrigen Donnerstag im Schloss Bellevue mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnete. Ob für sie damit ein Wunsch in Erfüllung ging? Auf jeden Fall war es ein besonderes Erlebnis für Gudrun Halbrock, Stefanie Hempel und Kristina Rhein.

Am Vormittag ehrte der Bundespräsident insgesamt 33 Frauen aus ganz Deutschland. Gauck würdigte damit anlässlich des heutigen Internationalen Weltfrauentages beispielhaft das gesellschaftliche Engagement von Frauen und deren außergewöhnliche Leistungen, etwa in den Bereichen in Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft. "Leben und Geben - diese Haltung ist nicht geschlechterspezifisch, aber sie wird unterschiedlich honoriert", sagte Joachim Gauck in seiner Rede. "Männer werden deutlich häufiger und lauter gelobt für ihren ehrenamtlichen Einsatz als Frauen." Er wolle deshalb als Bundespräsident dazu beitragen, dass bürgerschaftliches Engagement "unverzerrt wahrgenommen und Geschlechter gerecht gewürdigt" würden.

Darüber hinaus erinnerte Gauck an "jene Aspekte des Weltfrauentages, die uns nachdenklich machen und beunruhigen". Er wolle nicht verschweigen, wie weit die Gesellschaft vielerorts noch von einer Gleichberechtigung der Geschlechter entfernt sei. "Und wie Frauen weiterhin kämpfen müssen: für gleich Löhne und gleiche Rechte, für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für gleiche Bildungschancen und leider immer noch gegen lebensbedrohende Gewalt."

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zeigt sich erfreut darüber, dass gleich drei Hamburgerinnen unter den Ausgezeichneten sind: "Sie unterstützen unsere Gesellschaft und motivieren andere, es ihnen gleichzutun." Gudrun Halbrock, 86, gründete bereits Anfang der 1970er-Jahre den Verband alleinerziehender Mütter und Väter. Sie selbst zog ihre Tochter von Anfang an allein groß. Die "eher aus der Not geschlossene Ehe" mit dem Vater des Kindes sei schnell wieder geschieden worden. Gut zwei Monate nach der Geburt arbeitete Halbrock schon wieder als Lehrerin - auch "weil es nicht anders ging". "Inzwischen hat sich für Alleinerziehende viel verbessert", sagt die Eppendorferin. "Aber wir müssen aufpassen, dass nicht wieder alles den Bach runtergeht."

Erziehung ist bis heue das große Lebensthema der leidenschaftlichen Lehrerin. "Ich bin ja selbst nach einem totalitären Prinzip erzogen worden, wir Kinder hatten nur zu gehorchen", sagt sie. Nach ihrer Pensionierung machte Halbrock eine Ausbildung zur Psychotherapeutin und gründete 2002 die Gudrun-Halbrock-Stiftung zum Wohl der Kinder, mit der sie sich für die "Vermittlung von Erziehungskompetenzen" einsetzt. "Das ist entscheidend für eine funktionierende Demokratie. Die Kindheit ist die Wurzel für alles im Leben."

Stefanie Hempel aus Sülldorf konnte, als sie die Liste der anderen Ausgezeichneten sah, zunächst gar nicht verstehen, warum auch sie als Trägerin eines Bundesverdienstkreuzes auserkoren worden war. Schließlich gebe es bei ihr nicht diese eine gute Tat, die sie vollbracht habe. "Es ist eher so ein generelles Sammelsurium", sagt sie 51-Jährige.

Gemeindearbeit in der evangelischen Kirche, Sterbebegleitung, der Blankeneser Freundeskreis des Schleswig-Holstein-Festivals und das Sozialprojekt Jamliner. "Ich stehe gewissermaßen für die Gattin, die aber doch ihr Leben mit Sinn erfüllt", sagt die Mutter von vier Kindern und lacht. Herablassende Kommentare, weil sie ihre berufliche Karriere für die Familie aufgegeben habe und sich sozusagen "nur nebenbei" sozial engagiere, kenne sie nur zu gut. "Aber eine Gesellschaft, in der die Sinnhaftigkeit eines Lebens nur durch volkswirtschaftliche Faktoren bewertet wird, verarmt", sagt sie. "Nur das vielfältige Nebeneinander schafft doch eine gute Gesellschaft", sagt sie mit Verve. Und, das habe sie aus ihrer Hospizarbeit gelernt, am Ende eines Lebens komme es ohnehin nur darauf an, ob man selbst sein Leben als sinnvoll erachte. Sie selbst sei auf einem guten Weg. "Aber es gibt noch so viele Felder, in denen ich mich gerne engagieren würde." Etwa bei der Flüchtlingshilfe. Zunächst einmal hat sie aber einen anderen Plan: Sie will demnächst jemanden für ein Bundesverdienstkreuz nominieren. "Die meisten Ausgezeichneten sagen immer, es gebe ja so viele, die es mehr verdient hätten", sagt Hempel. "Eine Nominierung ist dann die logische Konsequenz."

Die Begründung für das Bundesverdienstkreuz an Kristina Rhein, liest sich, als ob sie ein Herz für Senioren hätte: Krankenhausseelsorge, Hospizdienst, Seniorenbetreuung im Reinckestift in Othmarschen und im Heinrich-Gaus-Haus in Wedel. Zudem gehört sie zum Team von Projekt Live Music Now, das mit der Musikhochschule Hamburg Konzerte in Alten- und Kinderheimen organisiert. "Ich habe immer ein Herz für die, die gerade keine Lobby haben", sagt Rhein. Das habe sie von ihrer Mutter gelernt. Früher war die Flottbekerin auch in der Jugendarbeit tätig, nun passe die ältere Klientel einfach besser zu ihr, findet sie.

Rhein hält sich eher im Hintergrund. "Es geht ja nicht darum, in der ersten Reihe zu stehen", sagt sie. "Ich denke, ich bekomme den Orden wegen meines Durchhaltevermögens."