Stargeiger David Garrett erhält in Hamburg den Champagne-Preis für Lebensfreude. Dabei hat er es selbst nicht immer leicht gehabt.

Nienstedten. Die Blitze wirkten fast wie das Flackerlicht in einer Disco. Ein kleines Stroboskopgewitter ging auf David Garrett nieder. Der Stargeiger war in Hamburg, und das musste für die Ewigkeit festgehalten werden. Nach den Pressefotografen waren die weiblichen Gäste dran, zückten Kameras und Handys, um noch ein Erinnerungsfoto zu machen. Von der jungen Servicekraft bis zur gestandenen Unternehmerin - Garrett kriegt sie alle.

Zum 15. Mal wurde am Montag im Hotel Louis C. Jacob der Champagne-Preis für Lebensfreude vergeben. Die Auszeichnung wird von Comité Champagne, der Vereinigung der Winzer und Häuser der Champagne, gestiftet und ist mit einer Einladung auf die Schlösser und Herrschaftshäuser der Region sowie - natürlich - einigen der besten Flaschen des Getränks dotiert. "David Garrett strahlt auf seinen CDs und auf der Bühne pure Lebensfreude aus - eine Lebensfreude, die sich durch seine Musik ganz direkt auf die Zuhörer überträgt", sagte Günter Schöneis, Jury-Mitglied und Initiator des Preises. Mit seinem unkonventionellen Zugang zu klassischer Musik habe Garrett in vielen Menschen die Begeisterung für eine Musik geweckt, die oft als schwierig oder elitär gelte.

Dabei klingt die Geschichte des Geigenvirtuosen, der zunächst den Stempel "Wunderkind" und dann den vom "schönen Geiger für die Masse" aufgedrückt bekam, so gar nicht nach Lebensfreude. Von den Eltern zum Erfolg getriezt, dann vergessen und nun von vielen geliebt und von einigen verachtet. Ein Leben zwischen Hochkultur und Massengeschmack. Eine Geschichte, die sich gut verkaufen lässt, die das Publikum interessiert - und die trotzdem einsam macht. In vielen Interviews erzählt Garrett von den Schattenseiten. "Ich vermisse ganz, ganz viel", sagte er vor Kurzem der "Bunten". Etwa Freunde, "die ich einfach anrufen kann". Selbst die Zeit, um eine potenzielle Lebenspartnerin überhaupt erst kennenzulernen, fehle. Schade für ihn. Aber für die weiblichen Fans sind solche Äußerungen sicher kein Hindernis, wenn es darum geht, eine CD oder Konzerttickets zu kaufen. Eher im Gegenteil.

Aber beim Champagne-Preis geht es ausdrücklich nicht darum, jemanden zu ehren, der vor Lebensfreude - um im Bild zu bleiben - geradezu sprudelt, sondern Persönlichkeiten auszuzeichnen, "welche unser Leben auf besondere Art freudvoll bereichern". Beraubt sich David Garrett also selbst der Lebensfreude, um dem Publikum welche zu bescheren? "Alles, was ich gebe, bekomme ich ja direkt wieder zurück", sagte der 32-Jährige. "Auf der Bühne zu stehen ist immer mein Traum gewesen." Er sei mit seinem Leben, mit allen Höhen und Tiefen, sehr zufrieden und würde nichts rückgängig machen. Seine Definition von Lebensfreude: "Freiheit, Selbstbestimmtheit und das machen zu dürfen, was einen begeistert."

Nur 70 Gäste waren an die Elbchaussee gekommen, um mit Garrett zu feiern. Ein exklusiver, kleiner Kreis. Dabei ging es durchaus gemütlich und natürlich prickelnd zu. Der Abend begann mit einem einstündigen Champagner-Empfang, auf den um 20 Uhr der erste Teil des Galadiners folgte. Nach gut eineinhalb Stunden dann der offizielle Teil der Veranstaltung: die Übergabe des Preises. Die Mitarbeiter des Louis C. Jacob nutzten die Zeit, um die Tischordnung zu ändern und neu einzudecken. Gegen 22 Uhr folgte dann der zweite Teil des Galadiners.

Die Jury, zu der unter anderen Abendblatt-Kolumnist Hellmuth Karasek, RTL-Gründer Helmut Thoma und Literaturwissenschaftlerin Gertrud Höhler gehören, war zufrieden. Der Champagne-Preis für Lebensfreude war ursprünglich als Auszeichnung für Journalisten initiiert worden. Zu den ersten Preisträgern zählen etwa Maybrit Illner und Norbert Körzdörfer, der damals für seine Lebensart-Kolumne in der "Welt am Sonntag" ausgezeichnet wurde. Seit 2004 können Kandidaten aus allen Branchen außer der Politik kommen. So ging die Auszeichnung auch an Barbara Schöneberger, Franz Beckenbauer und Max Raabe.