Der Hauptdarsteller tritt ab. Der 86-jährige Eberhard Möbius hält zum letzten Mal die Rede beim Neujahrspunsch im Winterhuder Fährhaus.

Hamburg. Standing Ovations für einen, der seit 1990 beim Neujahrspunsch in der Komödie Winterhuder Fährhaus mit seinem politischen, ebenso kritischen wie spitzzüngigen literarischen Kabarett für gute, auch nachdenkliche Laune sorgte: Eberhard Möbius, 86, von seinen Freunden und Fans kurz "Möbi" genannt.

Er war der Mann, dessentwegen Hamburgs Erste Gesellschaft als Freunde des Hauses die Komödie stürmte - am Sonntagmorgen waren es 480 Gäste - um mit ihm in seinen Jahresrückblicken Freud und Leid Revue passieren zu lassen. Jetzt wurde dieses Kapitel geschlossen, der Hauptdarsteller tritt ab und macht einem Jüngeren Platz, dem außerordentlich populären, Platt schnackenden Moderator und Geschichtenerzähler Gerd Spiekermann, 60.

Michael Lang, Direktor der Komödie Winterhuder Fährhaus, bekannte denn auch, wie sehr er diese Stunde des Abschieds gefürchtet hatte. Kurz hielt er sich mit Bilanzen auf - "Die Auslastung ist glänzend" und würdigte stattdessen Möbi in einer sehr liebevollen, dankbaren Rede. Der enterte mit seinem Stoffbeutel voller geistiger Munition - "Als 86-Jähriger darf man sich schon mal Notizen machen" - das Rednerpult und streifte in bester Möbi-Manier durch Themen wie das Fehlen von Ethik, den Rettungsschirm für Europa, die Gier nach dem Geld.

Gerd Spiekermann dagegen gab Kostproben von dem, was künftig kommen wird. Die Komödie ist seit ihrer Gründung auf gehobenes Boulevardtheater spezialisiert. Auf dem Spielplan stehen Volksstücke, Komödienklassiker und musikalische Lustspiele.