Der Ohnsorg-Schauspieler Jasper Vogt ist unter die Reiseveranstalter gegangen und bietet jetzt Oldtimer-Rallyes in fernen Ländern an.

Altona-Altstadt. Er ist Schauspieler, Musiker und Autor. Man könnte meinen, Jasper Vogt - vielen bekannt aus dem Ohnsorg-Theater und von Das! reist - sei ausgelastet. Trotzdem ist der 67-Jährige nun noch mal zum Jungunternehmer geworden. Die Bezeichnung sei zwar nicht ganz richtig, sagt er, gefällt ihm aber. Denn trotz seines Alters fühlt er sich noch nicht alt: Seine Zeit sei noch nicht vorbei. Seit 2008 ist Vogt nun auch Reiseveranstalter. Sein Unternehmen Namipenda bietet Rallyes an - mit dem eigenen Oldtimer durch Namibia, mit dem Jeep durch Usbekistan sowie Kambodscha und mit dem Kultwagen Ambassador durch Indien.

"Ich habe Spaß an Erfahrung", sagt Vogt. "Und bei den Rallyes profitiere ich jetzt von meiner Lebenserfahrung." Begonnen hat die ganze Sache mit einer geführten Oldtimer-Tour in der Gruppe nach Shanghai. "Dabei konnte ich mit der Szene nie etwas anfangen." Dann doch lieber Motorräder. Mit Mitte 30 hat Vogt den Führerschein dafür gemacht. Es war das richtige Alter, die Sturm-und-Drang-Phase vorbei. "Mit 20 hätte ich mich sicher irgendwo totgefahren", sagt der Schauspieler. Seit zehn Jahren fährt er eine Harley-Davidson. Er nennt sie "white lady" - weiße Dame. "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt Vogt. Und eben mit dieser trat er die Reise von Hamburg nach Shanghai an. Zehn Wochen, 14 000 Kilometer, Sibirien, die Mongolei, die Wüste Gobi, China - immer etwa entlang der Route der Transsibirischen Eisenbahn.

Die Mitfahrt war eine spontane Entscheidung. "In meinem Leben waren die immer die besten", sagt Vogt. Etwa der Entschluss, Schauspieler zu werden oder die Reise nach Namibia. Seit 20 Jahren ist Vogt Fan des afrikanischen Landes, ist mindestens einmal im Jahr dort. "Das hat mich so berührt, dass ich nicht mehr davon loskomme." Trotz aller Spontaneität sei er aber auch konservativ und ängstlich. Nie hätte er die Reise nach Shanghai allein gewagt.

Rückblickend beschreibt er sie als "tiefe Erfahrung". Als Schauspieler sei es sein Naturell, dass er Emotionen, Vorstellungen und einen Abgleich von diesen mit der Realität braucht. "Manchmal fragt man sich schon, was mach ich hier eigentlich?", sagt er. Er habe alle Formen der Gruppendynamik erlebt. Einmal hat ihn ein besoffener Russe mitsamt Maschine umgeschubst. "Es hätte alles schiefgehen können", sagt Vogt. Ging es aber nicht. Die Harley erwies sich als sehr geländetauglich. Zweimal musste Vogt einen Scheinwerfer wechseln, einmal das Öl. Das war's.

Zurück in Deutschland schlug ein Bekannter ihm vor, doch eine solche Tour durch Namibia zu planen. Sein Anwalt riet ihm, aus Versicherungsgründen eine GmbH zu gründen. "Ich wollte meine Begeisterung für dieses Land an die Leute weitergeben", sagt Vogt und trinkt aus seiner Teetasse, auf die das Wort Namibia gedruckt ist. Gut 20 Autos nahmen an der ersten Rallye 2008 teil. Mit dem Schiff wurden die Oldtimer nach Kapstadt verschifft und dann ging die Rundreise los.

Der NDR wollte einen Beitrag über die Tour drehen. Die Zeitplanung klappte aber leider nicht. Der Redakteur sagt Vogt, er würde dann einfach bei der nächsten einen Film machen. Bis dahin war keine zweite Rallye geplant. "Aber dann macht man eben noch eine", sagt Vogt. Er habe nicht richtig erkannt, worauf er sich einlässt. "Aber wenn ich dann einmal etwas angefangen habe, packt mich der Ehrgeiz." Die Tour nach Indien folgte. Und nun folgen Kambodscha - das bereits ausgebucht ist - und Usbekistan. Vogt will die Länder erleben, wie sie sind. "Es gibt Touristen, die fahren mit einem klimatisierten Bus durch Delhi, zeigen aus dem Fenster und sagen dann 'Guck mal, ein Inder'." Das will er nicht. "Ich will, dass mir die Kuh rein theoretisch den Kopf durch das Autofenster stecken kann und den typischen Gestank auf den Straßen riechen."

Und wie meistert ein Freigeist wie Vogt die ganze Planung? Für so viele anspruchsvolle Menschen eine Reise zu organisieren, gleiche einem Seiltanz über den Löwenkäfig, sagt der Schauspieler. "Es gibt drei wichtige Dinge, wenn ich die nicht gehabt hätte, hätten sie mich zerrissen." Grundlage sei eine gute Vorbereitung. Hinzu komme, dass Vogt Namibia und die anderen Länder gut kenne. Aber das Wichtigste sei die Tatsache, dass er mit seiner Harley-Davidson nach Shanghai gefahren ist. "Das hat mir viel Anerkennung eingebracht und so manche brenzlige Situation entschärft", sagt er.