Howard Kroch vertritt seit 14 Jahren die Interessen der karibischen Insel in der Hansestadt. Er kam als Sohn von Flüchtlingen in Manchester zur Welt.

Hamburg. Howard M. S. Kroch ist Honorarkonsul der karibischen Inselrepublik Trinidad and Tobago. Trinidad and Tobago - das klingt nach Sonne, nach Steelband, nach karibischem Karneval. Das Wappen des Landes ist mit seinen exotischen Vögeln, Inseln, mit Palme, Steuerrad und den drei Karavellen des Kolumbus so bunt und exotisch, dass Mr. Krochs Visitenkarte ein absoluter Hingucker ist.

Dabei sind die Verbindungen Hamburgs mit dem Land, das dreieinhalb Fährstunden vor der venezolanischen Küste liegt, sehr prosaischer Natur. Trinidad and Tobago ist Hauptlieferant von Methanol, Chemikalie und Energieträger, das dort aus Erdgas hergestellt wird. Hamburg ist ein wichtiger Zielhafen der Schiffe.

Mr. Kroch, 65, sitzt im The Cube in der Galerie der Gegenwart beim Tee. Schräg über den Glockengießerwall hinweg, Raboisen 3, liegen seine Büros und das Honorarkonsulat, dessen erster Amtsinhaber er seit Oktober 1998 ist. "Wir hatten mit unserer Bank einen Kontakt nach Trinidad." Mr. Kroch war Privatbankier im ersten Leben, Herrmann & Hauswedell. "Die Bank habe ich verkauft, als es noch Spaß machte. Dann wurde ich angesprochen. So wurde ich für 600 Trinidadians in neun Bundesländern zuständig, wir machen hier alles außer neuen Pässen."

Die Frage, wie der gebürtige Brite Banker in Hamburg wurde, führt zu einer jener jüdischen Geschichten von Familien, die von Hitlers Rassenwahn gebrochen wurden. Die Krochs waren bis 1933 angesehene Bankiers, Immobilien- und Getreidekaufleute in Leipzig. Sein Vater, Sohn eines Notars, musste aus Leipzig fliehen, ging in der Schweiz zur Schule, studierte in Italien, kam 1943 nach England. Dort heiratete er eine von acht Töchtern polnischer Auswanderer. "Mein Vater kam an mit einem Koffer und musste von vorn anfangen." Als Kriegsreporter für den "Daily Express". 1947 kam Howard M.S. Kroch in Manchester zur Welt, 1954 zog die Familie nach Hamburg. Noch ein Neuanfang. Sein Vater übernahm Herrmann & Hauswedell.

Der Sohn ging in England aufs Internat, wurde zum Banker ausgebildet - Deutschland, Spanien, Afrika. Litt unter Tropenkrankheiten, die in Hamburg kuriert wurden. Er gründete zum 60. Geburtstag eine Stiftung, die sich ihrer Erforschung widmet. Um die Stiftung kümmert sich jetzt seine Frau Gabriele, seit mehr als 30 Jahren Lehrerin am Christianeum. "Mir ist so viel geholfen worden, jetzt will ich zurückhelfen."

Howard Kroch ist ein wunderbarer Erzähler, sein Deutsch ist von einer englischen Färbung und manchmal von ganz eigenen Wortbildungen ebenso durchzogen wie sein Englisch vom Deutschen. Das Britische ist bei ihm weit mehr als eine liebenswerte Erinnerung. "Mein Vater hat immer gesagt, er bleibt England treu, weil es sein Leben gerettet habe."

Seine Uhr zieren Zirkel und Winkel - Symbole der Freimaurerei? "Ja, dazu bekenne ich mich." Bei den englischen Freimaurern in Hamburg hat er viele gute Freunde gefunden. Die jüdischen Wurzeln, sagt er, sind bei ihm Historie, "ich bin ohne Religion aufgewachsen."

Auch nach seinen Bankjahren ist er nicht unterbeschäftigt. "Ich sitze in einigen Aufsichtsräten, habe eine Immobilienverwaltung und sehr viele Interessen." Er ist Vorsitzender der English Speaking Union in Hamburg mit ihren 160 Mitgliedern, die einmal im Monat einen englischen Vortrag organisiert. Zu deren Welttreffen in Istanbul reist er bald. In der Union hat er schon mal Prinz Philip getroffen, der lange Zeit ihr Präsident war, und mit ihm parliert. In Hamburg holt er sich das britische Heimatgefühl ab und zu beim High Tea im Hotel Vier Jahreszeiten. Die heimliche Currywurst an der Mönckebergstraße ist das Gegengewicht.

In Leipzig ist er Kuratoriumsvorsitzender der Ephraim-Carlebach-Stiftung, die sich um die jüdische Historie Leipzigs kümmert. In Hamburg war er Vorsitzender des British Clubs und im Vorstand der Internationalen Schule, die er selbst besucht hatte. Und er fühlt sich wohl im konsularischen Korps.

Er hätte aber keine britische Wurzel, würde er nicht auch Spleens kultivieren. Seine Sammlung von Telefonkarten etwa - "50 000 Stück." Oder den Mercedes CLK von 1939. Und den Rolls-Royce 20hp von 1928, der nach der Hochzeitsfahrt erst mal den Geist aufgab. Er hat ihn wieder flott bekommen.

Aber auch seine Trinidadians stellen ihm schwierige Aufgaben. Er erinnert sich: "Kurz vor meinem ersten Weihnachten als Konsul kam ein Anruf aus Trinidad: Mr. Kroch, wie bekommen wir nun diesen Sarg nach Hamburg?" Oder eine Frau, die ihm ohne Vorwarnung eine Urne auf den Schreibtisch stellte. "In Trinidad and Tobago gibt es noch Voodoo. Sie erzählte mir, dass sie die Asche ihres Vaters nach dessen Willen überall hinbringen müsse, wo ihm mal geholfen worden sei."

Er hat sich längst darauf eingestellt, Multikulti liegt ihm, er selbst fühlt sich als Europäer, die Kroch-Familie ist selbst über mehrere Kontinente verstreut. Einmal im Jahr fliegt er auf die Inseln des Kolumbus. Am liebsten im Februar, zum Karneval. Selbst wenn es da schwierig ist, Zimmer zu bekommen. Auch für den Konsul? Howard Kroch lacht: "No comment."